Wohnen in Hochhaus-Silos: Nicht geeignet für Familien mit Kindern
Die neuen 193 Wohnungen in den beiden Hochhäusern beim Escher-Wyss-Platz in Zürich können bald bezogen werden. Drei Viertel der Wohnungen sind für Familien bestimmt. Rund 200 Kinder werden dort wohnen. Das Wohnen in solchen Hochhaus-Silos ist jedoch nicht geeignet für Familien mit Kindern. Glückliche Hühner leben auch nicht in Industrie Legebatteriehallen.
Die Mieten dort sind für Zürich günstig, aber für einen Schreiner oder eine Coop-Verkäuferin mit zwei, drei Kindern trotzdem nicht bezahlbar. Sie werden hinten im Säuliamt oder im Tannzapfenland eine Wohnung suchen müssen. Zürcherinnen und Zürcher haben dem Bau dieses Hochhauskomplexes seinerzeit in einer Volksabstimmung zugestimmt. (Mehr dazu hier.)
Auf Auto verzichten, nicht aber auf giftige Abgase
Wer in den beiden 23-stöckigen Hochhäusern Hard wohnen will, muss auf ein Auto verzichten, wenn er dort den Mietvertrag unterschreibt. Verzichten muss man aber nicht auf den Gestank und den Lärm von Autos. Die Häuser liegen an der stark befahrenen Hardturmstrasse. Und nicht weit von diesen Wolkenkratzern steht das Hard Brücken-Monster. Über diese Hochstrasse und der Abfahrt Hardturmstrasse zirkulieren Tag und Nacht zehntausende Vehikel und sondern giftige Gase ab.
Verdichtungswahn wird mit den Hochhausrichtlinien weitere Triumphe feiern
Der Verdichtungswahn in Zürich wird in den nächsten Jahren durch die neuen Hochhausrichtlinien der Stadt Zürich noch weitere Triumphe feiern. Daneben grassiert in Zürich ein Abbruchfieber von gut erhaltenen Wohnsiedlungen die nach dem Zweiten Weltkrieg und bis 1980 gebaut wurden.
Wie die Bauprofile in Zürich-Seebach beim Chatzenbach zeigen, sollen auch dort, wie anderenorts viele Wohnhäuser abgebrochen werden. Die Pensionskasse des deutschen Rüstungkonzerns Rheinmetall baut dort als Ersatz die «Gartenstadt Köscherüti.» – Es ist ja interessant, was heute alles unter dem Begriff «Gartenstadt» segelt.
1999 verkaufte Oerlikon Contraves Defence (früher Oerlikon-Bührle) den Rüstungsbereich an Rheinmetall.Vermutlich wurde auch die Pensionskasse übernommen, die im Besitze der Siedlung Köscherüti war. Mein Kollege, damals 20 Jahre alt, wohnte vor 50 Jahren dort. Sein Vater arbeitete in der Kanonenfabrik Bührle in Oerlikon. Mein Kamerad verweigerte den Kriegsdienst in der Schweizer Armee aus politischen Gründen und wurde von der Militärjustiz zu einer unbedingten Gefängnisstrafe von 16 Monaten verurteilt.
30 Prozent mehr Wohnungen mit Flachbauweise als mit Hochhäusern
Wohnhochhäuser sind im Bau, im Betrieb und im Unterhalt wesentlich umweltbelastender als eine Flachbauweise. Der Hochhausbau ist keine energieeffiziente Bauweise, wie sie jetzt bei der sich anbahnenden Klimakatastrophe nötig wäre. Pro Quadratmeter Wohnfläche sind Hochhäuser 30 Prozent teurer, sind also auch nicht wirtschaftlich. Mit einer Flachbauweise kann man mit dem gleichen Geld 30 Prozent mehr Wohnungen bauen als mit Hochhäusern.
Adieu Gartenstadt Zürich Schwamendingen
Leider wird Schritt für Schritt auch die Gartenstadt Schwamendingen der Verdichtung geopfert, diese familien- und kinderfreundliche Siedlungen die Professor A. H. Steiner nach dem Zweiten Weltkrieg geplant hat.
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