Marktkonforme Wissensfabriken à la Bologna

Effizienz, Wettbewerb, Qualitätssicherung - solche und ähnliche „Werte“ dominieren heute die Universitätsrealität. Die geisteswissenschaftliche Bildung der aufgeklärten Bürger hat keinen Stellenwert mehr.

Zweiklassen-Uni, Nano-, Bio- und Neurotechnologie werden gefördert und den Studenten und Professoren aufgedrängt. Die Hochschullandschaft ist in den letzten zehn Jahren unter Führung des Staatssekretariates für Bildung und Wissenschaft (SBF) gründlich umgepflügt worden. Das Ziel ist die Schaffung von marktkonformen Wissensfabriken mit Schwerpunkten in den wirtschaftlich verwertbaren Naturwissenschaften, der Technologie und der Medizin. Geisteswissenschaftliche Bildung, ein zentrales Postulat der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, bleibt dabei auf der Strecke.

Administrative Kontrolle
Auslöser dieser Hochschulrevolution war das Bologna-Abkommen, das 1999 von Staatssekretär Charles Kleiber praktisch ohne Konsultation der Betroffenen - das heisst der Universitäten und der Studierenden - unterzeichnet worden war. Es erlaubte, die schon seit den achtziger Jahren erhobenen Forderungen nach mehr Effizienz, Reorganisation und administrativer Kontrolle der Lehre und Forschung in gesteigertem Tempo durchzusetzen. Bildungsgänge wurden in kleine, mit Krediten, Punkten und Examen gewertete Module zerstückelt und wie farbig verpackte Konsumprodukte angeboten. Der Inhalt zählt kaum, die Verpackung ist alles.


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