Nach dem Absetzen von Antidepressiva haben 44 Prozent der Patienten Entzugssymptome
Neun Prozent der Schweizer nehmen regelmässig Antidepressiva

Wer mit der Einnahme von Antidepressiva aufhört, bekommt es oft mit Entzugserscheinungen und Folgebeschwerden zu tun, schreibt Felix Straumann im Tages-Anzeiger. Um solche Symptome zu verringern, ist es wichtig, die Tabletten Schritt für Schritt über Wochen abzusetzen. Man nennt das Ausschleichen. Die Entzugsbeschwerden können zwei bis sechs Wochen lang auftreten. Unklar ist, inwieweit es zu länger anhaltenden Beschwerden kommt, so Straumann. Schweizer Forscher hätten deshalb kürzlich im Fachblatt «Epidemiology and Psychiatric Sciences» den Wissensstand darüber zusammengetragen. «Aufgrund der wissenschaftlichen Literatur können wir eigentlich nur festhalten, dass lange anhaltende Entzugssymptome mit Sicherheit existieren», sagt Studienleiter Michael P. Hengartner von der Fachhochschule Kalaidos in Zürich. Wie verbreitet, anhaltend und beeinträchtigend diese Beschwerden sind, lasse sich wegen der mangelhaften Datenlage jedoch nicht zuverlässig abschätzen. Hengartner dazu: «Die Medikamente werden seit vielen Jahrzehnten verschrieben, aber Pharmaindustrie und Arzneimittelbehörden haben es aus mangelndem Interesse versäumt, Langzeitfolgen zu untersuchen.» Antidepressiva gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten.


Lesen Sie im Zeitpunkt auch: Ist Sport so wirksam wie Antidepressiva? vom 12.10.2020