Sami Awad stammt aus einer christlichen Traditionsfamilie in Bethlehem. Seit Jahrzehnten ist er Aktivist für Gewaltfreiheit und Frieden und gründete den Holylandtrust. Für ihn sind Worte wie Frieden, Vergebung, Feindesliebe mit existenziellen Erfahrungen verbunden. In seiner Verzweiflung angesichts der schlimmen Situation Palästinas und dem Fehlschlagen aller bisherigen Friedensstrategien – wie er es uns vor zwei Jahren in einem Interview für den Zeitpunkt beschrieb – stellte er alles in Frage, für was er bisher arbeitete und lebte. 

Und beschäftigte sich erneut intensiv mit der Bibel. Und schliesslich fiel es ihm wie ein Schleier von den Augen: Die Nachfolge Jesu ist keine Sache von Glauben oder Religionszugehörigkeit. Jesus lehrte vielmehr einen Weg der Transformation, der allen Schichten, Geschlechtern, Kulturen zugänglich ist: Der «Menschensohn» lehrte, was Menschlichkeit wirklich heisst. Und das ist ein Weg zum Systemwechsel.

«Wie konnten wir ihn nur so missverstehen?», fragt Awad. Jesus habe nie gewollt, dass man ihn anbetet. Er wollte, dass die Menschen erkennen, dass nicht nur er, sondern sie selbst auch Menschen-Söhne und -Töchter sind. Mit jedem Gleichnis, jedem Wunder und jeder Predigt habe Jesus das Ego der Menschen herausgefordert und ihnen ermöglicht zu erkennen: Das Königreich Gottes ist kein fernes Paradies. Es ist bereits da, in voller Sicht, und wartet darauf, von uns erkannt zu werden. Jesus bot durch sein Beispiel keine Ideologie oder Religion, sondern eine «Einladung, in Liebe statt in Angst zu leben, einander jenseits Trennung zu erkennen und teilzunehmen an dem Werk, Erde und Menschheit zu heilen – durch radikales Mitgefühl.» 

Leider liegt das Buch bisher nur auf englisch vor, aber es ist ein recht einfach lesbares Englisch.

Sami Awad: The Sacred Awakening. Reclaiming Christ Consciousness, PublishU, 2025