Öko-Token: Das verhängnisvolle Belohnungssystem
Erst wurde das «Social-Credit-System» aus China stark kritisiert; jetzt werden in Bologna, Bayern und Wien ähnliche Pilotprojekte durchgeführt. Vorerst freiwillig. Hat sich der Mensch erst mal daran gewöhnt - kombiniert mit dem Gefühl, belohnt zu werden - ist die verpflichtende Einführung nur noch ein Klacks.
Das Belohnungssytem «Social-Credit-System» wurde als Pilotprojekt im Jahr 2010 in einer Provinz nördlich von Shanghai eingeführt; weitere Provinzen folgten. Seit 2020 sind die Bürger-Scores verpflichtend.
HSLU-Studienleiterin Prof. Dr. Ladan Pooyan-Weihs, beäugt das SCS kritisch und schreibt in einer Kolumne: «Nebst Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Cybersicherheit wirft das chinesische SCS tiefere ethische Dilemmata auf. Erstens sollte das Dilemma von Konformität versus Zwang adressiert werden. Der Zweck von Anreizen und Belohnungen bei diesem System ist es, positive Verhaltensweisen zu verstärken und Strafmassnahmen zu erlassen, um negative Handlungen zu verhindern. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler argumentieren, dass dies lediglich der Versuch der chinesischen Regierung sei, ein System zu nutzen, das sich wie ein Spiel anfühle, um einfacher allgemeine Konformität zu schaffen.»
Auch in westlichen Medien führte die soziale Kontrolle zu erheblicher Kritik; mittlerweile werden Pilotprojekte nach chinesischem Vorbild auch in Europa installiert. Es ist, als hätte die Corona-Diktatur zu einer breiteren Akzeptanz von Kontrollmechanismen geführt. Die Projekte basieren zwar auf Freiwilligkeit, doch auch dieser Schritt bringt die Menschen näher an die verpflichtende Einführung. Langsam, aber sicher werden sich die Menschen an soziale Kontrollsysteme gewöhnen und sie – vor allem wenn Belohnungen winken – gutheissen.
Als europäischer Vorreiter belohnt die italienische Stadt Bologna mit dem «Smart Citizen Wallet» ihre tugendhaften Bürger. Wer den Müll richtig trennt, mit dem Zug oder Bus reist, erhält Punkte auf sein Konto. In Bayern wird ab Herbst der «Öko-Token» eingeführt. Ein Punktesystem, das die Menschen für klimagerechtes Verhalten belohnt. Diese können für Freizeitaktivitäten eingelöst werden. Ein ausbaufähiges Modell, für das bereits in der Pilotphase Verwaltungsstellen geschaffen werden. Der Aufbau der Infrastruktur deutet darauf hin, dass das Ökosystem der staatlichen Überwachung nach dem Versuchsballon wohl kaum wieder rückgebaut wird.
Doch nicht nur Italien und Deutschland liebäugeln mit dem Belohnungssystem. Auch die Wiener wollen den «Kultur-Token». Der Mechanismus bleibt derselbe: Brave Bürger werden belohnt und können dank den gesammelten Punkten Kulturveranstaltungen umsonst besuchen. Im Gegenzug erbringen sie eine ökologische Vorleistung. So heisst es auf der Website Digitales Wien: «Mittels Motion-Tracking misst die App aktiv zurückgelegte Wege und erkennt automatisch, ob man zu Fuss geht, mit dem Rad fährt oder öffentliche Verkehrsmittel nutzt. Daraufhin berechnet die App anhand von Daten des Umweltministeriums die individuelle CO2-Einsparung im Vergleich zu einer herkömmlichen Autofahrt.» Die Test-Community der App beläuft sich derzeit auf 1 000 Teilnehmende. Bürgermeister Michael Ludwig will die österreichische Hauptstadt zum europäischen Vorreiter in Sachen Digitalisierung machen.
Was sind Token?
Token sind zwar ein Teil des Krypto-Ökosystems, verfügen aber über keine eigene Blockchain. Vielmehr laufen Token auf bestehenden Blockchains vorhandener Kryptowährungen mit. Token werden meist nicht als gesetzliches Zahlungsmittel eingesetzt; Token dienen auf Plattformen, in Unternehmen oder Vereinen als interne Währung.
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