«Vor einigen Monaten war ich im Weissen Haus, als Präsident Trump die Befreiung der amerikanischen Handelspolitik verkündete. Das war ein historischer Tag, während heute ein weiterer Tag der Befreiung ist: die Befreiung der amerikanischen Krieger, dem Namen, der Tat und den Befugnissen nach», sagte Hegseth seinem Publikum.
Es geht nicht mehr um «Verteidigung»
«Wir bereiten uns jeden Tag vor. Wir müssen auf den Krieg vorbereitet sein, nicht auf die Verteidigung. Wir trainieren Krieger, nicht Verteidiger. Wir führen Kriege, um zu gewinnen, nicht um zu verteidigen. Verteidigung ist etwas, das man ständig tut. Sie ist von Natur aus reaktionär und kann zu Übernutzung, Übergriffen und einer Überdehnung der Aufgaben führen. Krieg führt man sparsam, zu unseren eigenen Bedingungen und mit klaren Zielen. Wir kämpfen, um zu gewinnen. Wir entfesseln überwältigende und bestrafende Gewalt gegen den Feind.»
«Wir kämpfen auch nicht mit dummen Einsatzregeln. Wir geben unseren Kriegern freie Hand, um die Feinde unseres Landes einzuschüchtern, zu demoralisieren, zu jagen und zu töten. Keine politisch korrekten und belastenden Einsatzregeln mehr, sondern nur noch gesunder Menschenverstand, maximale Tödlichkeit und Vollmacht für die Krieger.»
Hegseth sagte dem Publikum aus Top-Militärs, dass sie, falls seine Worte ihr Herz schwer machten, das Richtige tun und zurücktreten sollten. Wenn es ihr Herz jedoch beflügle, dann seien sie «hiermit befreit, ein unpolitischer, zielstrebiger, vernünftiger, verfassungstreuer Führer zu sein, der Sie werden wollten, als Sie dem Militär beigetreten sind.»
Köppel: «brillante Brandrede»
In seinem täglichen Podcast vom 30. September bezeichnete Weltwoche-Chef Roger Köppel Hegseth als modernen Willhelm Tell, der seine Offiziere auf dem Rütli versammelte wie einst General Guisan und mit einer «brillanten Brandrede» auf Linie brachte. Köppel bezog sich dabei allerdings auf Hegseths Pläne gegen fette Generäle und zur ideologischen Säuberung des US-Militärs von allen woken Verluderungen.
Rhetorische Vergewaltigung
«Brillant»? Es war vielmehr ein «Kanonengewitter»! Hegseth hat seine Zuhörer und mit ihnen Millionen auf der ganzen Welt rhetorisch vergewaltigt und ihnen eingeredet, das täte ihnen gut, sodass sie nicht erkennen, was es wirklich ist: ein Befehl zur Unmenschlichkeit.
Was mir vor allem zu denken gibt: Aufgeblasene Heisssporne mit reduzierter Selbstkontrolle wie Hegseth gab es schon immer. Aber dass sie eine grosse Bühne bekommen und für ihre Gewaltverherrlichung sogar noch gelobt werden, das ist schon ausserordentlich. Aber es ist leider ein Trend.
Ein Politiker muss heute drohen, wenn er ernst genommen werden will. Das Problem ist, dass wir die Drohungen ernst nehmen. Wenn wir sie als Spinnereien entgleister Menschen abtun würden – was sie im Grunde sind – würden sie ziemlich schnell verschwinden.
Warum wischen wir den Blödsinn nicht einfach beiseite? Warum bezeichnen wir diese Leute nicht als das, was sie sind: armselige Starklinge, vermutlich mit zerbrochener, ganz sicher aber liebloser Kindheit und einer verkümmerten Wahrnehmung für den Mitmenschen, ganz besonders aber für sich selber.
Wenn wir Drohungen ernst nehmen, werden sie wahr. Wenn wir jetzt für den Krieg rüsten, wird es wahrscheinlich Krieg geben. Wenn wir nicht den Krieg vorbereiten, sondern am Frieden arbeiten würden, werden wir Frieden bekommen – mit dem minimalen Risiko, in einem Krieg überrannt zu werden (anstatt im Kampf zu sterben).
Wir haben es also in der Hand, die neuen Kriegsminister dieser Welt zu entwaffnen, indem wir ihnen nicht mehr zuhören. Das funktioniert allerdings nur, wenn eine Mehrheit nicht mehr zuhört, Also funktioniert diese «Lösung» nicht, auch nicht auf individueller Ebene. Ein Mensch, der sich von der Gesellschaft abschotten muss, verliert einen wesentlichen Teil seiner Menschlichkeit.
Eine praktikable Lösung muss also eine sein, die, wenn nicht die Gesellschaft als Ganzes, zumindest uns als Individuen weiterbringt.
Mein Vorschlag: Gesicht zeigen, für Frieden und Neutralität einstehen, für eine Schweiz der guten Dienste, Mahnwachen abhalten, mit Menschen ins Gespräch kommen und zeigen: Ich beteilige mich nicht am Kriegsspiel, ich will Frieden und ich tue etwas dafür. Ich weiss, dass dies mit einem persönlichen Gewinn für einen selber verbunden ist. Es geht nicht darum, Kraft gegen die Kriegsgurgeln zu vergeuden, sondern Kraft für den Frieden zu gewinnen.
Wenn die Rede Hegeths zu dieser Erkenntnis führt, lohnt es sich sogar, dem Mann zuzuhören – nicht zu lange, aber lange genug.
Die entscheidenden Stellen von Hegseths Ansprache:
Die ganze Ansprache: Secretary of War Pete Hegseth full remarks at the war department address. 30.9.2025
Und hier gibt es noch eine kurze KI-generierte Baby-Version von Hegseths Ansprache:
