Sumaya Farhat-Naser: Ein Leben für den Frieden

«Aufgeben? Nein, das kommt für mich nicht in Frage», sagt die palästinensische Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin Sumaya Farhat-Naser. Und das, obschon sie zunehmend pessimistisch geworden ist – zumindest, wenn sie auf das grosse Ganze schaut.

«Der Mut, an die eigene Kraft zu glauben, macht vieles möglich»: Sumaya Farhat-Naser, palästinensische Friedensaktivistin. (Bild: Klaus Petrus)

«Vieles verändert sich bei uns zum Schlechten. Die Besetzung und Besiedelung von Palästina schreitet unvermindert fort und niemand hält Israel auf.» Nicht weniger skeptisch ist Farhat-Naser gegenüber der palästinensischen Regierung. Die Bevölkerung habe längst den Glauben in die Parteien verloren. Dass die palästinensische Jugend deshalb apolitisch werde, bestreitet Farhat-Naser aber. «Ja, diese ewigen Diskussionen über die Ein- oder Zweistaaten-Lösung interessieren die Jungen nicht mehr. Doch das heisst nicht, dass sie gleichgültig sind, sondern nur, dass sie andere Sorgen haben.» Damit meint Farhat-Naser die gewaltfreie Bewältigung von Alltagsproblemen in einem Leben unter ständiger Besatzung. Aus ihren unzähligen Workshops zur Konfliktbewältigung weiss die inzwischen 70-jährige Christin nämlich nur zu gut, dass sich Veränderungen zunächst bei sich selbst und im Kleinen abspielen müssen. Erst dann könne sich auf politischer Ebene ein positiver und nachhaltiger Wandel einstellen. «Unsere primäre Sorge ist zu überleben.»

Diese Besinnung auf das für die Menschen Wesentliche durchdringt auch das neue Buch Ein Leben für den Frieden von Farhat-Naser. Und macht sie damit zu einer wichtigen Chronistin des palästinensischen Alltags. Denn es geht ihr gerade nicht um irgendwelche Politanalysen des Nahostkonflikts, sondern stets um die Menschen in diesem Konflikt. Und um das, was sie freut, zerbricht, nervt, amüsiert: der tägliche Gang in den Weinberg, der Tod eines Nachbarjungen, das stundenlange Warten an den Checkpoints, eine Zirkusvorstellung. Und es geht, immer wieder, um Hoffnung. Ohne sie, sagt Sumaya Farhat-Naser, wüsste sie nicht weiter, sie wäre schon längst müde geworden. So aber wird sie weitermachen, denn «Hoffnung macht kreativ, und der Mut, an die eigene Kraft zu glauben, macht vieles möglich.»

Sumaya Farhat-Naser: Ein Leben für den Frieden. Lenos Verlag, 2017. 301 S. CHF 24.80/EUR 19.80. ISBN 978 3 85787 479 6

Veranstaltungen mit Sumaya Farhat-Naser:
http://www.refbejuso.ch/inhalte/oeme-migration/entwicklungszusammenarbe…