Unerwartete Eindrücke – Bericht unserer Russlandreise
Wie kommt es, dass die Russen vor Deutschland keine Angst haben, ja sogar deren Kultur pflegen und den Zusammenschluss suchen, obwohl sie von ihnen in den letzten beiden Weltkriegen angegriffen wurden und zig Millionen Todesopfer beklagen mussten, während grosse Teile der deutschen Bevölkerung glauben, die Russen seien aggressiv und würden sie angreifen wollen?
Vom 24.7.-7.8.2024 waren wir an sechs verschiedenen Orten eingeladen, Seminare über Zukunftsperspektiven für Pädagogik, Landwirtschaft und Ökonomie zu halten.
Eindrücke der äusseren Rahmenbedingungen
Die Visa beantragten wir per Internet ein paar Tage vor dem Abflug und erhielten sie innerhalb von drei Tagen. Wir flogen von Belgrad nach St. Petersburg. Zurück flogen wir von Moskau nach Belgrad, da es von der Schweiz und Deutschland aus wegen der Sanktionen keine Flüge gibt. Bei der Ein- und Ausreise gab es keinerlei Schwierigkeiten. Die Flughäfen, Autobahnen und U-Bahnen in Russland sind grosszügig und praktisch angelegt, alles war auffallend sauber.
Man sieht so gut wie keine Bettler oder Obdachlosen auf den Strassen, alkoholisierte Menschen haben wir nicht gesehen. Polizei war selbst in den Grossstädten kaum präsent, nur im Falle eines Unfalls. Die Altstadt von St. Petersburg (5-6 Millionen Einwohner) erlebten wir als sehr schöne und kulturell lebendige Stadt mit vielen Wasserkanälen. Sie ist weit sauberer und schöner als Venedig (man möge sich nur eines der vielen YouTubes der Stadt anschauen).
Die meisten Menschen wohnen in rein funktionell angelegten Vorstädten in Wohnblocksiedlungen von 15-30 Etagen Höhe. Da ist keinerlei Schönheit in der Stadtplanung erkennbar, nur kleine Parks am Fusse der gigantischen Bauten geben etwas Aufenthalts- und Spielraum. Ordentlich war es auch da.
Der Nachtzug nach Moskau (ca. 700 km) war gepflegt, funktional und ordentlich, die Menschen freundlich und friedlich. Wir bezahlten für einen Schlafplatz im Viererabteil etwa 30 €. Die meisten Russen reisen allerdings nachts im Grossraumschlafwagen mit 50 Schlafplätzen.
In Moskau (12-13 Millionen Einwohner) ist das Gesamtstadtbild nicht sehr schön. H erausragend sind die Kathedrale, der R ote Platz, der Kreml und die künstlerisch gestalteten (kommunistisch-bolschewistischen) Metro- Stationen und öffentlichen Plätze. Eine Taxifahrt in Moskau von ca. 12 km in 30 Minuten kostet etwa 13 €. Benzin und Diesel kosten ca. 60 Cent pro Liter. Die Löhne in diesen beiden Städten betragen ca. 1000,- € monatlich, auf dem Lande etwa 500,- €. Eine Drei-Zimmer-Wohnung in Moskau kostet ca. 600,- €, in St. Petersburg ca. 500,- €, auf dem Lande etwa die Hälfte.
Im Gegensatz zu den Städten sieht es auf dem Lande ganz anders aus. Wir sahen auf unserer Tour Richtung Nordosten von Moskau (ca. 800km) vorwiegend flaches Land und riesige Entfernungen. Dörfer liegen oft 30 bis 50 Kilometer voneinander entfernt.
Die Landschaft ist vorwiegend geprägt von ehemaligen Landwirtschaftsflächen, die nun verbuscht sind, Bäume nicht höher als 15 Meter. Weidetiere haben wir gar keine gesehen. Nur selten gab es grosse, alte Landwirtschaftsgebäude, die früher wohl Nutztiere beherbergten. Ein riesiges Potential liegt brach. Uns wurde gesagt, dass heute die meiste landwirtschaftliche Nutzung im Süden Russlands stattfindet, da es dort klimatisch günstiger ist.
Grosse Landstrassen sind in guter Kondition und werden rechts und links 30 m von Baum und Busch freigehalten. Die kleinen Strassen hingegen sind oft in sehr schlechtem Zustand. Die Dörfer erstrecken sich hauptsächlich entlang der Strassen mit alten Häusern, die noch aus der vorkommunistischen Zeit stammen müssten. Feine Holzschnitzereien an Giebeln und Fenstern sind wahre Kunstwerke.
Die etwas grösseren Orte haben auch gleichförmige, zweistöckige Steinhäuser, die aus der kommunistischen Phase stammen. Es fiel auf, dass auf dem Land vorwiegend die ältere Bevölkerung zu finden ist, da die Jungen in die Städte ziehen. In diesen Orten ist kaum Schönheit zu finden, Ordnung und Sauberkeit sind nur bedingt gegeben. Die Menschen leben in sehr einfachen, ärmlichen Verhältnissen. Doch f ast jedes Haus hat seine eigene «Banja»- ein kleiner Schuppen, der als Sauna dient.
Auf der Landreise haben wir nicht ein Flugzeug gesehen, der Himmel war immer blau und klar. Auch die Seen in Nordwestrussland sind frisch und sauber. Zwei sehr grosse Klöster haben wir besucht, die zur Christianisierung Russlands beitrugen, jetzt belebt sind und nun auch staatliche Unterstützung für Restaurierungsarbeiten erhalten. Wir sahen in den Dörfern orthodoxe Kirchen, die zu kommunistischer Zeit zu praktischen Zwecken verwendet wurden wie Supermärkten oder Gemeindeversammlungsorten. Zum Teil werden sie nun mit staatlicher Unterstützung wieder hergestellt.
Wir als Deutsche wurden förmlich verehrt (obwohl die Deutschen im letzten Weltkrieg über zwanzig Millionen Russen töteten).
Eindrücke von den Menschen vor Ort
Uns fiel auf, dass in den Städten die Menschen gut gekleidet und sehr gepflegt sind, gute Bildung normal und Höflichkeit eine Selbstverständlichkeit ist. Frauen sind häufig recht weiblich gekleidet und weniger freizügig als im Westen, Männer sind schlicht und männlich gekleidet. Fashionkleidung gab es kaum. Extravagante Aufmachung wie bunte Haare oder zur Schau tragen einer ideologisierten Gendereinstellung sahen wir nicht.
In der Regel sind die Menschen im Kontakt zunächst vorsichtig und fast schüchtern, aber sehr nett und zuvorkommend. Wenn Wildfremde einander begegnen und nach dem Wege fragen, so sprechen sie miteinander, als ob sie sich schon immer kennen würden, familiär, selbstverständlich und vertraut.
Durch die Seminare, Kulturbesuche und unsere Reisen haben wir mit sehr vielen Menschen verschiedener Bevölkerungsschichten gesprochen. Wo immer wir waren, haben wir sehr viel Kontakt gesucht und den Menschen auch zu kritischen Dingen Fragen gestellt.
Ob Taxifahrer, Verkäufer, Bedienung, Lehrer, Arzt – immer wurde uns bereitwillig und offen geantwortet.
Ob Taxifahrer, Verkäufer, Bedienung, Lehrer, Arzt – immer wurde uns bereitwillig und offen geantwortet. In keiner Weise fanden wir ein eingeschüchtertes Volk vor. Eine sehr grosse Gastfreundschaft erwartete uns, jeder wollte die Kosten für Essen und Trinken übernehmen.
Überall bestand ein sehr grosses Interesse, ja fast Dankbarkeit dafür, mit uns näher in Kontakt zu kommen. Wir als Deutsche wurden förmlich verehrt (obwohl die Deutschen im letzten Weltkrieg über zwanzig Millionen Russen töteten). Eine deutsche Kultur (Bach-Musik, Goethe-Verständnis, Fragen zu Nietzsche, Schiller) lebt in vielen Menschen dort und wird aktiv studiert und kultiviert. Ein russischer Freund sagte zu uns: «Die Russen sind wie die Jugendlichen, die die Eltern brauchen: die Deutschen!»
Viele Russen sprechen Deutsch, besonders ab 40 aufwärts. Mit den jüngeren Generationen kann man auf Englisch kommunizieren. Erstaunlich war für uns, dass man trotz der Sanktionen eigentlich alles in den Geschäften bekommt, was man braucht. Einheimische sagten uns dazu, eben durch die Sanktionen habe die russische Wirtschaft einen Aufschwung erfahren. Die Russen wurden kreativ und produzieren nun selber, was sie brauchen.
Viele beten für beide Seiten, da sie die Ukrainer als ihre Brüder ansehen.
Fragen zum Krieg, Putin und Geschichte wurden offen beantwortet
Auch auf unsere Fragen zum Krieg mit der Ukraine wurde uns offen geantwortet. Rein äusserlich wirkt das Leben ganz normal und entspannt. Nur scharfe Gepäckkontrollen an den U-Bahn-Stationen lassen eine leichte Nervosität spüren. Nach etlichen Gesprächen mit vielen Menschen wurde deutlich, dass die Frage nach dem Krieg alle beschäftigt.
Was konnten wir dazu erfahren? Nirgendwo bemerkten wir Hass gegenüber der Ukraine. Im Gegenteil: Viele beten für beide Seiten, da sie die Ukrainer als ihre Brüder ansehen. Sie haben auch nichts gegen die westliche, von Amerika dominierte Bevölkerung. Ihnen ist aber sehr bewusst, dass dieser Krieg und andere immer wieder von den ang el sächsischen, kapitalistischen Hintermännern initiiert wurden. Auch ist ihnen klar, dass sie gar nicht als Land verlieren können, da sie im Falle einer Bedrohung zusammenhalten und wenn sie noch so viele Opfer aufbringen müssen. Sie bedauern aber, das ggf. tun zu müssen.
Selbst ein Pazifist hat uns gesagt, wenn sein Land wirklich von den westlichen Mächten überwältigt zu werden drohe, könnte es sein, dass er es verteidigen würde, auch mit Waffe. Aber eigentlich sind sie weder kriegerisch noch angriffswillig, geschweige denn, dass sie Land erobern wollen.
Warum sollten sie andere Länder einnehmen wollen, da sie nicht einmal genug Bevölkerung haben, um das eigene zu besiedeln?
Amüsement über die Behauptung des Westens, sie wollten Territorium erobern, schlug uns mehrfach entgegen. Land brauchen sie definitiv nicht, im Gegenteil, sie haben zu viel davon! Warum sollten sie andere Länder einnehmen wollen, da sie nicht einmal genug Bevölkerung haben, um das eigene zu besiedeln?
Wir haben auch gehört, dass viele Menschen über den Einmarsch der Russen in die Ukraine im Februar 2022 geschockt und dagegen waren. Zahlreiche Männer haben daraufhin Russland aus Furcht, eingezogen zu werden, verlassen. Nach weiterem Verfolgen der Geschehnisse und deren Vorgeschichte sind die meisten inzwischen zurückgekehrt. Heute sehen sie es als Notwendigkeit, den westlichen Übergriffen klar etwas entgegenzuhalten.
Nichtsdestotrotz bekümmert sie das kriegerische Vorgehen sehr und sie lehnen es an sich ab. Das war auch einer der Gründe, warum wir mit so offenen Armen empfangen wurden. Sie waren dankbar für einen realen Kontakt und wollen keinen Krieg. Der Wortbruch des Westens, nach Auflösung des Warschauer Paktes die NATO nicht in die ehemaligen Sowjetstaaten auszuweiten, bedrückt sie sehr.
Sie fragen sich u.a.: Warum hat Amerika die Demonstrationen 2014 auf dem Maiden in Kiew initiiert und die rechtmässig gewählte Regierung abgesetzt, um dann mit der von ihnen eingesetzten neuen Regierung Propaganda gegen die russisch sprechende Bevölkerung zu führen, ja sogar deren Sprache zu verbieten? Seit dieser Zeit wird die russisch sprechende Bevölkerung im Osten der Ukraine massiv beschossen, wobei tausende von Menschen ihr Leben verloren.
Weil die Minsker Abkommen nicht eingehalten wurden und immer mehr Russisch sprechende Menschen im Osten der Ukraine durch die neue Regierung in Kiew getötet wurden, wiederholte die russische Regierung immer wieder die Aufforderung, die Kiewer Vereinbarung einzuhalten und das Morden zu stoppen. Es wurde aber nicht nur fortgesetzt, sondern noch gesteigert bei gleichzeitiger Aufrüstung Kiews durch den Westen! Nachdem weder Verhandlungen noch Mahnungen erhört wurden, gebot die russische Regierung dem Morden an den Russen durch militärisches Einschreiten Einhalt. Heute werden sie im Westen als Aggressor bezeichnet.
Viele Russen fragen sich, warum sie immer wieder, in der Geschichte und auch jetzt, als die Bösen hingestellt werden.
Viele Russen fragen sich, warum sie immer wieder, in der Geschichte und auch jetzt, als die Bösen hingestellt werden. Sie fragen sich, was sie denn hätten tun sollen? Denn sie lesen sehr wohl, was im Westen einseitig über Russland und den Krieg geschrieben wird. Der Zugang zu den westlichen Medien ist frei. Umgekehrt ist d er Zugang im Westen zu der russischen Berichterstattung erschwert. Zum Beispiel ist RT Russland in Deutschland verboten. Warum?
Auf die Frage, wie viele denn von den russischen Soldaten gefallen seien, konnten nur Schätzungen genannt werden (z. B. 200 000), da diese nicht öffentlich bekannt sind. Es wird aber mit den Todesfällen offen in den Zeitungen umgegangen und jede Familie erhält ca. 80.000,- € für einen gefallenen Angehörigen.
Wir sahen manchmal Werbeplakate des Militärs, auf denen Freiwilligen für den Eintritt in die Armee 30.000,- € geboten werden. Der monatliche Sold beträgt etwa 2000,- € für einen Soldaten. Uns wurde gesagt, dass die Armee keinerlei Schwierigkeiten habe, Soldaten zu bekommen. Niemand werde gezwungen. Man sieht viele junge Männer in den Strassen, wobei vom Eindruck her doch die Frauen in der Mehrzahl sind. Zur Frage, wie die Menschen zu Putin stehen und wie sie ihn einschätzen, kam uns durchweg ein positives Bild entgegen. Nur einmal trafen wir jemanden, der sich energisch gegen Putin aussprach. Ansonsten trafen wir ein grosses Wohlwollen an, da er dem ganzen Land einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung bescherte, Verbrechen und Alkoholismus seit seiner Führung massiv zurückgehen und man sich wesentlich freier und sicherer fühlt. Es wird sehr begrüsst, dass er die Korruption im Lande mehr und mehr eindämmt.
Es wurde uns erzählt, dass Putin einen Balanceakt halte, da er einerseits das Land nach aussen hin verteidige und andererseits nach innen hin säubere. Den in Russland für den Westen und/oder für egoistische Eigeninteressen agierenden Oligarchen gebiete er nach und nach Einhalt. Die oft westlich geprägten Behörden reinige er mehr und mehr von den landesfremden Interessenvertretern. Wir hörten, dass gerade der medizinische Bereich sehr unter dem Einfluss der pharmadominierten WHO stehe und er deswegen in seinem Entscheidungsspielraum für sein Land eingeschränkt sei.
Da die Bevölkerung aufgrund ihrer Erfahrungen wenig Vertrauen in die Behörden hat und weiss, dass von dort nicht immer nur Gutes kommt, wurden die Anordnungen zum Beispiel während der Corona-Zeit nicht eingehalten oder zumindest frei gestaltet. Wir fragten auch mehrmals nach, ob Putins christliche Haltung als echt oder gespielt einzuschätzen sei. Zu dieser Frage kam uns im Allgemeinen entgegen, dass er dies-bezüglich sehr glaubwürdig sei. Einer unserer Kursteilnehmer konnte durch Kontakte zu dem näheren Umfeld Putins die Aufrichtigkeit seiner christlichen Bemühungen durchaus bestätigen.
Geschichtliches
Mit Verwunderung stellten wir fest, wie viele Menschen in Russland die europäische und russische Geschichte kennen. Diese war so schmerzhaft für die russische Seele, dass sie gleichzeitig nicht richtig ins tägliche Bewusstsein kommen darf. Es ist so, als wenn sie wüssten, dass sie von ihren Nachbarn verraten und vergewaltigt wurden, aber dieses aus Scham und Schmerz nicht wahrhaben können.
Vor etwa tausend Jahren fing das Zusammenwirken der slawischen und deutschsprachigen Völker an. Besonders durch Otto den Grossen wurden die sehr bodenständigen slawischen Völker mit den kulturell und technisch weiter entwickelten deutschsprachigen Völkern fruchtbar zusammengebracht. Daraus entstanden gesunde, nachhaltige landwirtschaftliche Organismen, die sich in Dorfgemeinschaften um eine Kirche zusammenschlossen.
Im Westen gruppierten sie sich um die katholisch geprägten und im Osten um die orthodoxen Kirchen, die eine Führung von Rom ablehnten und eine viel tiefere Beziehung zum Christus suchten. Über viele Jahrhunderte impulsierten deutschsprachige Bauern in Russland das dortige Leben mit Technik und Kultur, sprich deutschem Geistesgut. Zusammen mit der Besonderheit der russischen Kultur und ihrer liebevollen Erd- und Geistverbundenheit konnten sich beide gegenseitig zur Höherentwicklung verhelfen. Den aufstrebenden englischen Machthabern mit ihren weltweiten Ausdehnungsbestrebungen war diese deutsch-russische Kulturverbindung ein Dorn im Auge. Schon früh wurde darüber insbesondere bei den Freimaurern nachgesonnen, wie diese stärker werdende, gegenseitige kulturelle Befruchtung unterbunden werden könne.
Bedeutend ist, dass der Zar Peter der Grosse (1673-1725), der in Holland ausgebildet wurde und nach Russland kam, um von dort aus mit westlicher Denkweise die Stadt St. Petersburg zu einer Machtzentrale aufzubauen, wobei er nicht einmal Russisch sprach! Diese schöne, westeuropäisch geprägte Stadt wurde auf Kosten des gesamten Landes im Schweisse des russischen Volkes aufgebaut. Die Führung des ganzen Landes war von nun an de facto eine westliche.
Die Diplomaten von England, Frankreich und Holland gingen dort ein und aus und führten von St. Petersburg aus durch (ihre) Zaren das ganze Land wie eine Kolonie. Wer nicht ihren Vorstellungen entsprach, wurde beseitigt (z.B. Peter III - 1762, Paul I - 1801, Alexander II - 1881, Nikolaus II – 1917). Die Diplomatensprache in Russland war lange Zeit Französisch. Immer wieder wurde das russische Volk von dort und später von Moskau aus in die verschiedensten Kriege geschickt, die den Machtinteressen des Westens dienten.
Auch das österreichisch-ungarische Vielvölkerreich war für sie ein Störfaktor, da sich dort durch die deutsch-slawischen Verbindungen eine vielseitige Entwicklung in wirtschaftlicher, technischer und kultureller Hinsicht vollzog, mit der sie nicht lange hätten mithalten können. Darum wurde auch dort im Untergrund eine manipulative Spaltungspolitik betrieben und der Vielvölkerstaat schliesslich im ersten Weltkrieg zerschlagen.
So war in diesem Zusammenhang der Eintritt Russlands in den ersten Weltkrieg nachweislich von den Engländern orchestriert. Besonders die slawischen und deutschsprachigen Länder verloren viele Millionen Menschen in diesem Krieg.
Das «kommunistische Experiment» wurde auch von langer Hand vom Westen eingefädelt. Den meisten Russen ist bekannt, dass der Dissident Lenin im Westen gefördert und darin unterstützt wurde, die marxistischen Theorien zu einem politischen System auszuarbeiten, um es dann in Russland einzuführen. In einem plombierten Eisenbahnwaggon wurde er von der Schweiz aus mit viel Geld durch Deutschland nach Russland gebracht, um dort erst mit den Sozialisten den Zaren zu stürzen und dann die Sozialisten zu vernichten. In diesem «kommunistischen Experiment» wurde das russische Volk von zwei Seiten schwerst angegriffen und misshandelt: Erst dadurch, dass das eigenständige Bauerntum mitsamt den in sich funktionierenden Dörfern vernichtet wurde, indem man sie zwangsenteignete und zwangsumsiedelte und zum Aufbau von Kolchosen zu kontrollierter Massenproduktion nötigte. Über 10 Millionen Bauern kamen dabei ums Leben.
Damals hiess der Bauer in der russischen Sprache «Cristianjen». Mit ihrer Ausrottung wurde auch das Wort vernichtet.
Damals hiess der Bauer in der russischen Sprache «Cristianjen». Mit ihrer Ausrottung wurde auch das Wort vernichtet. Es wurde ersetzt durch das amerikanische «fermer». Die Russen wurden so von ihrer geliebten Mutter Erde, mit der sie ganz verbunden waren, getrennt. Dann wurden sie ihrer christlich-orthodoxen Kirche beraubt, um ihre geistigen Verbindungen zu kappen. Sie wurde verboten. Nur heimlich und besonders auf dem Lande pflegten die Menschen weiterhin ihren Glauben. Sie wurden also ihrer irdischen und ihrer geistigen Identität beraubt. So wurden sie in den reinen Materialismus gedrängt.
Es ist ein regelrechtes Wunder, dass die «russische Seele» dies überleben konnte. Wir waren bei unserem Besuch erstaunt, wie stark doch diese Volksseele ist, nach dem, was ihr angetan wurde und wird.
(Anmerkung der Autoren: Die gesamte Menschheit wird derzeit, auch im Kapitalismus, im chinesischen Kommunismus und im Arabismus einerseits ihres Bodens, der Mutter Erde beraubt und andererseits der geistigen Fähigkeiten. Um diese beiden Bereiche wieder zu stärken, braucht es gewaltiger Seelenanstrengungen, die wohl kaum noch ein Volk aufbringen kann, da wir alle schon derart degeneriert sind. Die Seele ist das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Für den weltweiten Wiederaufbau von Erde und Kultur werden wir sicherlich auf die gewaltigen Fähigkeiten der «russischen Seele» angewiesen sein.)
Auch schmerzhaft und unverständlich ist es für die Russen zu verstehen, dass sie, obwohl sie den Sieg über Hitler massgeblich mit enormen Opfern für das gesamte Volk herbeiführten, heute bei den Siegerfeiern in Deutschland und der Normandie ausgeladen werden.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es ein Wettrüsten zwischen dem Warschauer Pakt und der NATO, dem die kommunistischen Länder mit ihrer staatlich gesteuerten Wirtschaft nicht mehr gewachsen waren. Die Wirtschaft lag faktisch am Boden.
Nach Gorbatschow gewann Jelzin mit massiver westlicher Unterstützung die Wahl. Er verkaufte im Grunde sein eigenes Land an den Westen für ein Ei und ein Butterbrot. Die russische Wirtschaft ging weiter in die Knie. Erst unter Putin gelang es dem russischen Volk, langsam wieder auf die Füsse zu kommen. Er wollte sein Land in die wirtschaftliche, kulturelle und politische Unabhängigkeit führen, um aus einer eigenständigen kräftigen Position fruchtbar mit dem Westen und insbesondere Deutschland zusammen zu arbeiten.
Man erinnere sich nur an seine Rede vor dem deutschen Bundestag am 25. September 2001. Ein gewisses Aufatmen ging damals durch die deutschsprachigen und slawischen Nationen. Dies widerstrebte den englischen und amerikanischen kapitalistischen Führern und wurde Stück für Stück untergraben, bis hin dass Putin allmählich über die Medien zu einem Diktator aufgebaut wurde, der Europa und damit die ganze Welt angreifen wolle.
Es wurden dann zunehmend NGOs in Russland gegründet, die eine Opposition gegen Putin aufbauen sollten. Der Investor Soros war da ganz vorne mit dabei . Die Unterbindung dieser Organisationen durch Putin wurde im Westen dann als diktatorische Massnahme hingestellt. (Diese Vorgehensweise, einen Staatsmann zum «Diktator» zu erklären, wenden die westlichen Führer mit den ihnen gehörenden Medien immer dort an, wo ihnen eine Regierung nicht hörig ist. Diese soll dann gestürzt werden, um das jeweilige Volk «zu retten». Ein immer wiederkehrendes Prinzip, in dem erst einmal die Opposition massiv unterstützt und aufgebaut wird. Man schaue sich nur Jugoslawien, Irak, Libyen und Syrien an und in welche katastrophale Lage sie nach ihrer vermeintlichen Rettung gebracht wurden. )
In der Ukraine lief es mit der vorherigen Regierung von Wiktor Janukowytsch wieder genauso. Er wollte sich nicht einseitig dem Westen zuwenden, sondern gleichwertig mit Russland verbunden bleiben. Auch er wurde vor seinem Sturz weltweit zum Diktator erklärt.
Eindrücke von unseren Seminaren
Wir wurden an sechs Orten von Gruppierungen eingeladen, die schon am Aufbau von Waldorfpädagogik-, Landwirtschafts- oder Gemeinschaftsprojekten arbeiten. Allen war gemeinsam, dass sie nach weiteren Perspektiven suchten, da es ihnen an Verantwortlichen und fachkompetenten Mitgliedern sowie Finanzen fehlt. Unsere praktischen Erfahrungen und Lösungsansätze in all diesen Bereichen nahmen sie dankbar an. Besonders offen waren sie für die Arbeit an Dorforganismen, da dadurch die Probleme ganzheitlich überwunden werden können.
Sie konnten durch die gemeinsame Arbeit und unsere praktischen Beispiele sehen, warum zu einseitig gedachte und organisierte Projekte kaum vorankommen. Besonders schön zu erleben war, dass ihre Projekte auf fast selbstverständliche Weise gesellschaftsdienliche, über das persönliche Interesse hinausreichende Ziele verfolgen. Nicht Selbstversorgung als Lösungsweg, sondern das Wohl der weiteren Gesellschaft steht im Mittelpunkt ihrer inneren Motivation. Solch eine weite Seelenhaltung hatten wir nicht erwartet. Es scheint uns als ideale Kombination, diese Haltung mit den Organisationskräften des Westens zu verbinden.
Da es weder gesunde Landwirtschafts- noch Dorforganismen gibt und kaum mehr eine Vorstellung davon besteht, sind sie dankbar für jede Hilfe in dieser Richtung. Es braucht dort dringend Helfer für den Aufbau von ganzen Dorforganismen mit Bildung, Landwirtschaft und Gesundheit. Wir wurden mehrmals gebeten, dabei behilflich zu sein, auch bei der Vermittlung von Fachkräften aus Deutschland.
Über den Gedanken, dass die Finanzierung von Bildung und Landwirtschaft auf möglichst vielen Schultern der Bevölkerung liegen muss, um sie von Staat und Kapitalmächten zu befreien, waren sie im ersten Moment verblüfft. Man ist es doch gewohnt, dass der Staat alles finanziert. Die erste Überraschung wich aber sehr schnell einer regelrechten Befreiung. Sie spürten, dass dadurch sehr schnell eine gesunde gesellschaftliche Ordnung hergestellt werden kann. Für sie war dann die von uns dargestellte praktische, dreigegliederte Gesellschaftsordnung naheliegend, ja sie schienen darin eine gesellschaftliche Entsprechung ihrer Seelenhaltung zu finden, während sie sowohl den Kommunismus, als auch den Kapitalismus als schädigend für ihr Sozial-und Seelenleben empfinden.
Wir sahen uns Menschen gegenüber, die sich durch die soziale Ordnung einfach verstanden fühlten, anstatt den Eindruck zu bekommen, etwas Neues erringen zu müssen. Was ihnen also diesbezüglich regelrecht aus der Seele spricht, ist erstens dass die Wirtschaft brüderlich assoziativ gestaltet werden muss, dass wir auf der rechtlich-politischen Ebene die Gleichheit brauchen, dass Kultur-, Bildungs- und Gesundheitswesen, die Kirchen und der Journalismus vom Staat und der Kapitalmacht befreit werden müssen.
Sie haben nun am eigenen Leib zwei einseitige Systeme erlebt: Erstens den Kommunismus, bei dem der Staat alle drei Bereiche beherrscht. Zweitens den Kapitalismus, in dem das Kapital (falsch verstandene Wirtschaft) alle drei Bereiche beherrscht.
(Anmerkung: Auch wenn die Religion alle drei Bereiche beherrscht, ist eine Gesellschaftsordnung nicht gesund, Bsp. Islam.)
Dass eine Gesundung der Sozial- und Wirtschaftsverhältnisse nur geschehen kann, wenn die Säulen Landwirtschaft und Kultur geheilt werden, war dann aus dem Gesamtkontext leicht nachvollziehbar. Unsere aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen, die wir mit ihnen teilten, sogen sie schwammartig auf.
An allen sechs Standorten, an denen wir Seminare mit diesen Inhalten gaben, möchte man unbedingt an den Themen weiterarbeiten und viele Menschen mit einbeziehen. Es hat sich immer wieder bestätigt, dass sie die Verbindung zur praktisch-ideellen Seite der deutschsprachigen Völker hoch schätzen und händeringend suchen.
Durch die Trennung der Europäer voneinander werden die Russen in eine Zusammenarbeit mit den Chinesen getrieben. Diese aber haben eine vollkommen anders ausgerichtete Kultur.
Zusammenfassung
Nach all diesen konkreten Erlebnissen, Begegnungen und Erfahrungen ist das, was im Westen in den Medien über Russland erscheint, geradezu an den Haaren herbeigezogen und grotesk. Warum diese Kriegspropaganda des Westens? Ist den Kriegstreibern überhaupt bewusst, dass sie durch die Schädigung der Russen weitreichenden Schaden für lange Zeit nicht nur für Europa, sondern weltweit anrichten?
Durch die Trennung der Europäer voneinander, besonders die Trennung deutschsprachiger, slawischer und russischer Volksstämme, werden die Russen in eine Zusammenarbeit mit den Chinesen getrieben. Diese aber haben eine vollkommen anders ausgerichtete Kultur.
Die polaren Spannungen zwischen dem Westen, besonders den Amerikanern und dem Osten, besonders den Chinesen, werden so immer grösser. Und dadurch wird Europa in der Mitte zerrieben, ins Abseits getrieben und vor allem seiner Aufgabe nicht gerecht.
Ein vereinigtes Europa mit Russland und den Balkanländern könnte für Entspannung zwischen den Polen in Ost und West sorgen und gleichzeitig seine Wirtschaft und Kultur wieder zu einer beispielhaften Höhe bringen.
Welche Interessen oder Kräfte wollen genau diese mögliche europäische Friedenskultur verhindern? Wir sollten einmal überdenken, ob irgendeine Organisation oder ein Land der Welt das Recht hat, als Weltpolizei aufzutreten?
Man stelle sich nur mal vor, Putin würde eine solche Organisation aufstellen und damit in Mexiko an der Grenze zu den USA «aufräumen», weil es dort Bevölkerungsanteile gäbe, die einfach Englisch sprechen, anstatt Spanisch. Er würde ihnen schliesslich ihre Muttersprache Englisch verbieten. Wie das wohl den USA gefallen würde?
Wie kommt es, dass die Russen vor Deutschland keine Angst haben, ja sogar deren Kultur pflegen und den Zusammenschluss suchen, obwohl sie von ihnen in den letzten beiden Weltkriegen angegriffen wurden und zig Millionen Todesopfer beklagen mussten, während grosse Teile der deutschen Bevölkerung glauben, die Russen seien aggressiv und würden sie angreifen wollen?
Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird der eine oder andere Leser sagen, wir seien «Putinversteher» oder dergleichen- mit unüberhörbar abfälligem Unterton. Wir möchten fragen: Warum? Wir versuchen zu beschreiben, was wir tatsächlich erlebt haben. Die volle Wahrheit in diesen Zusammenhängen zu finden, ist schier unmöglich.
Aber ist es nicht sinnvoll, sich Realitäten anzuschauen, zu beobachten, Eindrücke zu sammeln, selber zu denken, anstatt sich «Meinungen» zu bilden? Meinungen gründen wir auf Informationen, die wir durch Medien erhalten haben, egal welcher Seite. Die meisten Medien sind nicht frei, da sie «jemandem gehören». Seine Meinung darauf zu gründen bedeutet, hörig zu sein und letztlich die Interessen des Besitzers zu verbreiten und zu vertreten. Wir kennen die volle Wahrheit nicht. Wir suchen sie. Meinungen sind gegenüber der Wahrheit Schall und Rauch. Sie führen nur zu Konfrontation und dienen nicht der Wahrheit. Sie führen uns in Verhärtungen, führen zu einem Ende des Denkens und trennen uns voneinander.
Suchen wir aber die Wahrheit, auch wenn sie schmerzhaft ist oder wir sie nicht finden, so bleiben wir offen allen Menschen gegenüber und innerlich lebendig. Entwicklung findet statt. Deswegen beschreiben wir einfach, was wir erlebt haben. Möge jeder es in sein Denken integrieren und weiter innerlich lebendig bleiben, der möchte.
Wir erlebten es so, dass in Russland die Wahrheitssuche über der Meinungsbildung steht, sie ist dort noch, wie für die deutschen Idealisten, ein hohes Gut. Man konnte den Eindruck gewinnen, manche von ihnen übernehmen stellvertretend das, was die Deutschen nicht mehr leisten (können).
Diesen Friedensbrief erlauben wir ausdrücklich unverändert zu verbreiten. Er darf gerne auch in andere Sprachen übersetzt werden. Wir bitten euch eine Kopie an [email protected] zu schicken.
von:
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Uwe Burka
Uwe Burka
Berater und Ausbilder für ökologische, soziale und humanwirtschaftliche Entwicklungsfragen in Unternehmen, Gemeinschaft, Dorf und Stadt.
La Vulpillière 10 a
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RUSSLAND-WECKRUF von UWE BURKA
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