Werbung Weichzeichner

Ja, die Werbung darf ein bisschen übertreiben oder schönreden. Doch bis zu welchem Punkt?

Wie die «besonders tierfreundliche Stallung» in der Werbung aussieht (links) und in der Realität (rechts, Foto Klaus Petrus). Der Gesamteindruck der Werbung sei nicht irreführend, befand die Schweizerische Lauterkeitskomission der Werbewirtschaft.

«Besonders tierfreundliche Stallhaltung» – was stellen Sie sich darunter vor? Sonnengeflutete, gut durchlüftete Ställe mit viel Stroh und Tieren in kleinen Gruppen, die ausreichend Platz haben und jederzeit ins Freie dürfen, um dort zu weiden, im Schlamm zu suhlen oder im Sand zu scharren?

Dieses Bild wird jedenfalls gerne in der Werbung gezeichnet. So etwa vom Schweizer Fleischverband Proviande, der mit dem Slogan «Logenplätze für unser Geflügel» für BTS geworben hat (so die Abkürzung für «Besonders tierfreundliche Stallhaltung»). Die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) fand daraufhin, hier werde die Realität allzu sehr weichgezeichnet – und legte Beschwerde bei der Lauterkeitskommission ein. Diese wiederum gab TIF teilweise recht: Proviandes Werbung suggeriere zu Unrecht, dass BTS-Hühner immer Zugang ins Freie hätten. Hingegen war die Kommission nicht der Meinung, der Gesamteindruck der Werbung sei irreführend. Die Begründung: Der durchschnittliche Konsument würde durchaus erkennen, dass die Abbildung nicht 1:1 der Realität entspreche.
Wirklich? TIF wollte es genauer wissen und gab eine repräsentative Umfrage in Auftrag. Demnach glaubten 90 % der Befragten irrtümlicherweise, dass BTS-Hühner regelmässig Auslauf ins Freie haben; und 70 % schätzten, dass auf einem Quadratmeter höchstens fünf Hühner gehalten werden dürfen – und nicht, wie in Wirklichkeit erlaubt, fünfzehn und damit bis zu 27 000 Tiere in einem einzigen Betrieb.

Übrigens: In der Schweiz halten neun von zehn Hühnermästern ihre Tiere in «besonders tierfreundlichen Stallungen» – und kriegen dafür jedes Jahr Subventionen in Höhe von neun Millionen Steuergeldern.   

 

  

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