Wie halten Sie's mit der Neutralität?
Ist sie noch zeitgemäss? Wir fragten - unsere Leser und Leserinnen antworten...
«Neutralität» ist eines der beiden Titelthemen des Zeitpunkt-Magazins, das Mitte Februar erscheinen soll.
Die Frage möchten wir gerne an Sie weitergeben: Was bedeutet es für Sie, heute neutral zu sein? Was wünschen Sie – oder fordern Sie von der Politik? Dürfen wir uns heraushalten aus Kriegen? Welche politische Haltung finden Sie angebracht – für die Schweiz oder für Deutschland – auch angesichts der ökonomischen Verflechtungen und Bündnisse? Welche Einflussnahme hat ein neutraler Staat heute?
Danke für die vielen auch kontroversen Antworten... die ersten veröffentlichen wir hier...
«Herzlos»
Hätten wir das Rote Kreuz? In Genf? Hätten wir die UNO ausser in New York? Nur Dank der Neutralität kann verhandelt werden, auf neutralem Boden natürlich. Auf dem Boden der einen oder anderen Partei sicher nicht.… Nur Verhandlung kann Frieden bringen. Parteinahme verstärkt jeden Krieg. Wie unbedacht und herzlos oder der Propaganda der einen oder anderen Partei erlegen muss ein Mensch sein, der dies nicht vermag zu verstehen?
Fritz Leibundgut
«Verflochtene Welt»
Ich finde, dass in der heutigen verflochtenen Welt Neutralität so nicht mehr geht. Wir sollten klar Stellung beziehen, wenn es unzweifelhaft einen Aggressor gibt und ein überfallenes Land, gleichgültig was die Vorgeschichte war oder hätte sein können. Ob es sinnvoll ist, Waffen zu liefern, ist eine andere Frage. Was ist die Alternative, wenn vor allem der Aggressor, aber auch das angegriffene Land nicht zu Friedensgesprächen bereit sind?
André Gerber, Oberhofen am Thunersee
«Für mich gehört untrennbar zur Neutralität die Diplomatie»
Die Neutralität der Schweiz ist mir nach wie vor sehr wichtig und meines Erachtens auch zeitgemäss. Dies heisst jedoch nicht, dass die Schweiz nicht Stellung beziehen soll, wenn das Völkerrecht verletzt wird, egal durch wen dies erfolgt. Nur so macht das Völkerrecht ja erst Sinn, und Neutralität heisst ja schliesslich nicht, wie die 3 Affen so zu tun, als würde man Unrecht nicht erkennen.
Für mich gehört untrennbar zur Neutralität die Diplomatie dazu und dass niemand ausgeschlossen wird aus der Menschheitsfamilie. Zur Neutralität gehört aber eindeutig nicht, dass Waffen (wenn überhaupt) in Krisengebiete und an Kriegsparteien gesendet werden.
Und Deutschland, meine Heimat? Deutschland ist leider durch die Nato-Mitgliedschaft nicht neutral und durch die Stationierung der amerikanischen Armee nicht frei. Deutschland hat alle Erfahrungen und Grundsätze aus dem früher begangenen Unrecht über Bord geworfen. Hier geht die scheinbare Sühne zur Zeit meines Erachtens in die völlig falsche Richtung.
Waren wir damals im Bonner Hofgarten blauäugig? (Die Leserin meint die grosse Friedensdemonstration von 1980 gegen die Stationierung der Mittelstreckenraketen in Deutschland...d.R.) Ich glaube nicht, denn wir haben zwar nicht durch gemeinsame transzendentale Meditation, aber den gemeinsamen Glauben an eine mögliche Abrüstung gespürt, dass unter uns 200.000 Menschen Frieden war.
Gabriele Studerus
Bitte schicken Sie uns Ihre Antworten gerne an [email protected] – wir möchten sie auf unserem Infoportal und einige auch im Magazin veröffentlichen.
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Kommentare
Ein Kommentar zu «verflochtene Welt»
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