Die Hochschule Flensburg wehrt sich gegen den militaristischen Zeitgeist der Hochrüstung und Kriegsertüchtigung. Der Konvent des Fachbereichs Maschinenbau, Verfahrenstechnik und maritime Technologien entschied sich gegen die Einführung eines Studienmoduls «Wehrtechnik». Damit hätte sich die Flensburg University of Applied Sciences wieder für den Frieden entschieden, schreibt Ralf Wurzbacher auf Nachdenkseiten.
Bis zum zurückliegenden Wintersemester hätte es bereits einen Kurs zum Thema «Wehrtechnik» gegeben, allerdings nur als Wahlfach und ausserhalb des regulären Lehrplans. Dietrich Jeschke, Professor für Maschinenbau, machte vor einem Monat den Vorstoss, das Angebot im offiziellen Curriculum zu verankern und künftig für Inhalte wie Kettenfahrzeugtechnik, Ballistik und ABC-Sicherheit sogenannte Credit Points zu vergeben. Die Rüstungsfirma Flensburger Fahrzeugbau-Gesellschaft (FFG) bot sogar an, für die Dauer von zunächst fünf Jahren eine Stiftungsprofessur zu finanzieren, eventuell zusammen mit anderen Waffenfirmen aus Schleswig-Holstein. Sogar ein örtlicher Schützenverein sollte für das Projekt gewonnen werden, wegen des erforderlichen Waffenscheins. Aber Jeschke hatte nicht mit dem Protest der Studenten gerechnet, die eine Initiative «Campus ohne Wehrtechnik» auf die Beine stellten. Der Schritt «würde unsere Hochschule in eine Richtung bewegen, die weder den moralischen Prinzipien noch den Zukunftsanforderungen unserer Studierenden und Gesellschaft entspricht». Insgesamt 400 Studenten, Uni-Beschäftigte und Flensburger Bürger unterzeichneten den offenen Protestbrief.
«Wir leben in einer Zeit, in der rechte Kräfte immer stärker werden und sozial-ökologische Krisen zunehmen», liess sich Sprecherin Clara Tempel zitieren.«Gerade jetzt sollten wir an Hochschulen keine Kooperationen mit Rüstungsunternehmen aufbauen, sondern zukunftsfähige Lösungen für eine Welt im Wandel entwickeln.» Schon heute fliessen mehrere Milliarden Euro jährlich an Dutzende deutsche Hochschulen, die im naturwissenschaftlichen, medizinischen und sozialwissenschaftlichen Bereich für Militärs und Rüstungsfirmen öffentliche Forschung betreiben.
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