Chapeau! – für die Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich

In der Schweiz leben zwischen 80'000 und 300'000 Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Die Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich berät und begleitet sie, damit sie ihre Rechte wahrnehmen können. Nun wurde die Organisation mit dem Gleichstellungspreis der Stadt Zürich ausgezeichnet.

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«Eines Tages übergab man mir einen Brief, in dem stand, dass sie mich bald ausweisen würden. Sie sagten mir nicht warum. Aber ich wusste: In mein eigenes Land konnte ich nicht zurück, denn dort würde ich getötet werden.» So beschreibt der Geflüchtete Omar im Dokumentarfilm «Sans Papier» die Situation, in der sich viele Menschen befinden, wenn sie von einem Tag auf den anderen als illegal bezeichnet werden, weil zum Beispiel ihr Asylgesuch abgelehnt worden ist. «Es ist traurig. Wir arbeiten hart, aber wenn man uns nicht mehr braucht, schickt man uns einfach weg. Die Leute denken, wir nehmen ihnen die Jobs weg, aber wir machen nur die Arbeit, die sonst niemand machen will.»

Sans-Papiers sind laut der Eidgenössische Migrationskommission «Menschen, die sich ohne Aufenthaltsberechtigung in der Schweiz aufhalten». Theoretisch müssten sie sofort das Land verlassen, dennoch leben in der Schweiz zwischen 80'000 und 300'000 Sans-Papiers. Allerdings ist jeder Tag in ihrem Leben von Unsicherheit geprägt – eine simple Polizeikontrolle kann dazu führen, dass sie bis zu 18 Monate lang in Ausschaffungshaft kommen, ausgewiesen und zu einer Einreisesperre von zwei bis drei Jahren verurteilt werden.

Doch auch ohne die erforderlichen Papiere verfügen die Sans-Papiers über grundlegende Rechte, zum Beispiel das Recht auf Gesundheitsversorgung, auf Sozialversicherungen oder auf einen Arbeitsvertrag. Darüber werden sie jedoch oft nicht aufgeklärt. Deshalb bietet die 2005 gegründete Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich (SPAZ) Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus Begleitung und juristische Beratung und engagiert sich für eine grundlegende Verbesserung ihrer Situation.

Letzte Woche wurde die SPAZ mit dem Gleichstellungspreis der Stadt Zürich ausgezeichnet – auch deshalb, weil sie ein besonderes Augenmerk auf Frauen und Mütter legt. «Der Stadtrat würdigt den Beitrag zur Unterstützung von Stadtzürcherinnen, die in Zürich zu Hause sind, aber nicht über einen geregelten Aufenthaltsstatus verfügen», heisst es in der Medienmitteilung zur Preisverleihung. «Die Situation von Sans-Papiers kann zu Missbrauch, Ausbeutung und Isolation führen. Frauen ohne geregelten Aufenthalt sind besonders verletzlich. Viele von ihnen arbeiten als Angestellte in Privathaushalten, wo sie Reinigungs- und Betreuungsarbeit leisten. Häufig arbeiten sie jedoch unter prekären Bedingungen. Die SPAZ unterstützt diese Frauen zum Beispiel dabei, städtische Angebote wie die Gesundheitsversorgung und Altersvorsorge in Anspruch zu nehmen. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung von Sans-Papiers-Frauen in der Stadt Zürich.»

Wir ziehen den Hut vor der Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich, die Menschen unterstützt, welche sich rechtlich in einem Graubereich bewegen, und sich damit auch selbst exponiert. Doch Recht ist nicht immer gerecht, und es braucht Menschen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, selbst wenn das bedeutet, Gesetze in Frage zu stellen.

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