Die Mobilfunkkonzerne hätten sich heillos verrannt, resümiert der Sonntagsblick in einem fünfseitigen Artikel, in dem es um 5G und Mobilfunkstrahlung geht. Eine kurze Zusammenfassung.

Der Datenverbrauch über Mobilfunknetze verdoppelt sich jedes Jahr. Die Coronakrise verschärft den Trend durch Homeoffice und Homeschooling zusätzlich. Mehr Daten bedeutet aber auch mehr Leistung. Deshalb fordern die Chefs der Mobilfunkbetreiber Swisscom, Salt und Sunrise höhere Grenzwerte. Denn mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G sollen 100-mal mehr Daten in 10-mal kürzerer Zeit übertragen werden können. Das Parlament lehnte eine Grenzwerterhöhung bereits zwei Mal ab. Auch der Bundesrat verkündete im April: keine Erhöhung der Grenzwerte!

Urs Schaeppi, der CEO von Swisscom, versprach den Kunden noch im Dezember 2019 eine 90-prozentige 5G-Abdeckung, und Sunrise warb damit, die erste 5G-Betreiberin in 150 Ortschaften zu sein. Doch es kam anders. Denn 5G wurde in der Schweiz durch über 1450 Einsprachen und 120´000 Unterschriften geradezu blockiert. Die Werbung der Konzerne entpuppte sich als leeres Versprechen, denn Swisscom wie Sunrise veränderten lediglich die Software und verkauften dies als superschnelles 5G.

Pascal Grieder, CEO von Salt: «Keine Anzeichen schädlicher Folgen.»

5G benötige entweder vier Mal mehr Mobilfunkanlagen oder die bestehenden Antennen müssten mit einer 12,4 mal höheren Leistung strahlen, so der Sonntagsblick. Beides sei schwierig, denn vier Mal mehr Antennen würden 20´000 zusätzliche Einsprachen bedeuten und eine 12,4 mal höhere Sendeleistung sei wegen gültigen Grenzwerten nicht möglich, eine Pattsituation. «Die Schweiz hinkt bei 5G hinterher! Unser Land verliert den Anschluss! Skandal!», werden die Chefs der Mobilfunkbetreiber zitiert. 5G werde von kaum mehr als zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung genutzt.

Pascal Grieder, der CEO von Salt sagt: «Keine Anzeichen schädlicher Folgen.» Damit widerspricht er 240 internationalen Wissenschaftlern und Ärzten sowie rund 10´000 Studien. Für Rebekka Meier, Präsidentin vom «Verein Schutz vor Strahlung», kommt eine Erhöhung der Grenzwerte nicht in Frage. Sie sagt: «Die Strahlung beeinflusst die Hirnströme, beeinträchtigt die Herztätigkeit und ist sehr wahrscheinlich Krebserregend.»

Urs Schaeppi, CEO von Swisscom: «Die Schweiz hat tiefere Grenzwerte als WHO vorschreibt.»

Dass die Schweiz 10-mal tiefere Grenzwerte habe als es die WHO vorschreibe, wird gleich von zwei Vertretern der Mobilfunkindustrie behauptet, nämlich von Swisscom-Chef Urs Schaeppi und von André Krause, CEO von Sunrise. Diese Aussage wurde von verschiedenen Strahlenschutz-Organisationen allerdings widerlegt: Die Schweiz bediene sich lediglich einer anderen Messmethode. 

«Die Argumente der Kritiker sind überzogen, sie basieren selten auf Fakten und häufig auf Studien, die zumindest fragwürdig sind», so Krause von Sunrise. Auch er wird noch diese Woche die Bundesrätin Simonetta Sommaruga treffen und ihr die Unbedenklichkeit von 5G erklären müssen.