Die Entrümpelung unseres Weltbildes

Erwachsen werden bedeutet, die Überzeugungen, die einem von anderen in den Kopf gesetzt wurden, abzulegen.

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Die meisten Menschen werden nie wirklich erwachsen. Erwachsen werden heisst reifen. Es bedeutet, unabhängig zu werden. Es bedeutet, sich zu einer eigenen Person zu entwickeln und auf eigenen Beinen zu stehen.

Nur wenige Menschen tun dies wirklich. Denn nur wenige schaffen es, sich von all den Glaubenssätzen zu befreien, die ihnen von anderen in den Kopf gesetzt wurden.

Die meisten haben ähnliche Ansichten über das Leben, die Gesellschaft, die Politik und die Religion wie ihre Eltern. Und wenn es nicht die Eltern sind, dann sind es andere einflussreiche Personen, Freunde, Lehrer oder Medienmacher, denen sie folgen.

Noch wichtiger ist, dass die meisten Menschen eine Menge Überzeugungen über sich selbst und ihren Platz in der Welt haben, die ihnen von anderen eingeimpft wurden. Der Durchschnittsmensch lebt von der Wiege bis zur Bahre, ohne jemals ernsthaft zu hinterfragen, wer er ist, wie er ist, oder sich Klarheit über die Ideen zu verschaffen, die von anderen in seinen Kopf gepflanzt wurden.

Ein grosser Teil der Persönlichkeit wird bei den meisten Menschen in der frühen Kindheit geformt. Im Wesentlichen sind sie immer noch die, die sie als Kinder waren. Aber wir bezeichnen sie als Erwachsene, weil sie ein bestimmtes Alter erreicht haben und selber Kinder haben können.

Wirklich erwachsen zu werden bedeutet, die harte, ernsthafte Arbeit zu leisten, um all den Schwachsinn loszuwerden, der uns im Laufe unseres Lebens von Menschen eingeimpft wurde, die genauso unreif, traumatisiert und verwirrt waren wie wir. Unsere Überzeugungen über uns selbst, über das Leben und über unsere Welt bis hin zu alten unbewussten Glaubenshaltungen sind so tief in uns vergraben, dass wir sie normalerweise gar nicht bemerken.

Die Befreiung von diesen fremden Überzeugungen ist nicht leicht. Es erfordert Arbeit, Hingabe und Mut, denn das Aufgeben solcher Glaubenshaltungen ist wie eine Art Tod. Aber solange wir es nicht getan haben, können wir nicht wirklich sagen, dass wir reifen, weil wir immer noch mehr oder weniger in demselben Zustand existieren, in dem wir als Kinder waren: Nachahmer, die wie Schwämme alles aufgesogen haben, was uns von vertrauten Autoritäten in den Kopf gesetzt wurde.

Was die Sache noch schwieriger macht, ist eine ganz andere Kategorie von fremden Menschen, die viel Geld und Mühe darauf verwenden, die Art und Weise, wie die Öffentlichkeit denkt, spricht und sich verhält, zu manipulieren, um Zustimmung für Agenden und Status-quo-Politik zu erzeugen, die sie begünstigen.

Aber das ist der notwendige Job, um ein reifer Mensch zu werden und ein Leben zu führen, das auf Wahrheit statt auf Schwachsinn beruht. Man muss den ganzen Mist herausreissen, der uns im Laufe eines Lebens von verwirrten Älteren und korrupten Manipulatoren in den Kopf gesetzt wurde.

Das bedeutet nicht, dass man keine eigenen Überzeugungen oder solche von anderen Menschen haben kann. Die Menschheit ist voller brillante Köpfe mit grossartigen Ideen, und die Welt ist voll von wahren und hilfreicher Informationen. Der Unterschied besteht darin, dass man sich als reifer Erwachsener bewusst dafür entscheidet, das Eine zu übernehmen und das Andere zu lassen.

Aber das kann man erst tun, wenn man sein Weltbild von allem entrümpelt hat, was dort hineingesteckt wurde, bevor man reif genug war, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Von dort aus kann man bewusst seine eigene Weltanschauung aufbauen, die auf dem basiert, was man frei und unabhängig für wahr befunden hat.

Unsere Welt wird von verwirrten psychologischen Kleinkindern gelenkt, die ihre Arbeit nicht gemacht haben, um wirklich erwachsen zu werden. Die Menschheit muss reifen, wenn wir die Katastrophe abwenden und eine gesunde Welt schaffen wollen. Wir sind alle für unsere eigene Rolle in diesem Reifeprozess verantwortlich. Jeder reife Mensch bringt die Menschheit als Ganzes der Reife ein Stück näher und ist eine weitere Stimme, die dazu beiträgt, die Welt auf die Wahrheit auszurichten. Diese Arbeit beginnt hier und jetzt, unter unseren eigenen Füssen.


Der Text stammt aus dem digitalen Monatsmagazin«Treazine #6» der amerikanischen Journalistin Caitlin Johnstone. Treazine hat einen Umfang von rund 60 Seiten und kann zu einem frei gewählten Beitrag hier heruntergeladen werden.