Die Umweltbewegung ist seelenlos geworden

Heute zitiere ich vor allem aus dem letzten, sehr lesenswerten MANOVA-Beitrag von Charles Eisenstein über die «Herzlosen Ökokrieger».

Foto: Gotham Krishna

Eisenstein schreibt darin über Menschen, die ihren Kampf für das Klima vor allem auf Verringerung des CO2-Ausstosses richten. Leider vergessen sie dabei aber das Wesentliche, Mutter Erde und die Natur – die sie ganz gewiss nicht wirklich von Herzen lieben.

Nehmen wir an, es gelänge, den Ausstoss von Treibhausgasen auf der Erde auf Null zu reduzieren. Ein Traum für die Klimabewegung und ohnehin ein sehr schwer zu erreichendes Maximalziel. Wäre dann alles gut? Nein, denn solange Biosphären zerstört, Tiere ausgerottet, Wälder gerodet und Böden unfruchtbar gemacht werden, geht die Katastrophe ungebremst weiter. (…)
Die Verschiebung des Aufmerksamkeitsfokus von Natur und Mitwelt auf 
«Klima» hat der Debatte um ökologische Fragen geschadet. Die meiste Akteure starren auf Temperaturtabellen, haben es aber verlernt, Trauer zu empfinden über das Verschwinden der Vögel und das Verdorren einst prächtiger Bäume. Die Umweltbewegung ist seelenlos geworden. Der Grund hierfür ist, dass viele die Ehrfurcht vor dem Leben verloren haben. Diese wiederzugewinnen kann jedoch auch ein Weg sein, um Besserung zu erreichen.
Die Natur stirbt im Dienste der 
«Nachhaltigkeit». Wälder werden für die Errichtung von Solarparks abgeholzt. Ganze Landstriche werden zum Abbau von Lithium, Kobalt, Silber, seltenen Erden und Ähnlichem den Minen geopfert — alles im Namen der DekarbonisierungIn der Nachhaltigkeitsindustrie geht es um unglaublich viel Geld. Die ganze Energie, die finanziellen Mittel und die Aufmerksamkeit fliessen in die «Rettung der Welt» durch die Reduzierung von CO2.

Und währenddessen ignorieren sie jene Themen, die aus der Perspektive der «Lebendigen Erde» höchste Priorität haben. Charles Meinung nach befindet sich die Menschheit mit ihrem Kampf gegen das Klima und die Erderwärmung in einer Sackgasse.

Schau tief in die Natur,
dann wirst du alles besser verstehen.
Albert Einstein

 

Aber, so schreibt Eisenstein weiter:
Es gibt einen Weg, «die Welt zu retten». Ich schreibe dies in Anführungszeichen, weil wir am Ende nicht darüber entscheiden müssen, ob wir überleben, sondern in welcher Art Welt wir leben wollen. In einer, die vor Lebendigkeit pulsiert? Oder auf einem gigantischen Tagebau/einem Parkplatz/einer riesigen Müllhalde? Ich schlage vor zu sagen, dass es einen Weg gibt, die Welt wieder zu einem Ort zu machen, der vor Lebendigkeit pulsiert — und zwar, indem wir eine Hochachtung für das Leben in all seinen Formen entwickeln. Dies lässt sich in drei Prioritäten für die Ausrichtung und Finanzierung von Umweltschutz übersetzen.

Bei der ersten geht es um klassischen Naturschutz. Wir müssen sämtliche verbleibenden intakten Ökosysteme unbedingt vor deren Erschliessung schützen — sei es zur Öl- und Gasförderung, zur Gewinnung von Mineralien oder Holz, für Weidewirtschaft, Stadterweiterung, Staudämme, industrielle Fischerei oder Biokraftstoffe. Die wenigen verbleibenden intakten Organe von Gaia sind ihr Vorrat für Artenvielfalt und ihr Gesundheitsspeicher. (…)

Die zweite Priorität ist die Regeneration: die Wiederherstellung von Leben an Orten, wo dieses zerstört wurde. Regenerative Land- und Weidewirtschaft, Agroforstwirtschaft, Meeresschutzgebiete, die Wiederansiedlung von Bibern oder Lachsen, der Rückbau von Staudämmen und die Schaffung von Retentionsflächen sind nur einige der Möglichkeiten, die Organe der Erde wiederzubeleben und sie wieder ans Netz des Lebens anzuschliessen, um das Klima zu stabilisieren.

Die dritte Priorität ist die Entgiftung. Ich vermute, dass ein grosser Teil des Waldsterbens — es sind nicht nur Eichen — und Insektensterbens — an den meisten Orten sind mindestens 80 Prozent der Insekten verschwunden — auf die Allgegenwart von Herbiziden, Pestiziden, Giftmüll und anderen Umweltbelastungen zurückzuführen ist. 
Ich war entsetzt zu erfahren, dass weite Teile des Waldes im Osten der USA routinemässig mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt werden, um Schadinsekten «unter Kontrolle zu halten». Dioxine, PFAS, Antibiotika, pharmazeutische Rückstände und landwirtschaftliche Chemikalien kontaminieren jedes Ökosystem auf Erden, jedes Tier, jede Zelle. Sie sind selbst in der Antarktis zu finden. Dazu kommt das Versprühen von Aluminium und anderen Partikeln bei Geo-Engineering-Experimenten, was zu erhöhten Aluminiumwerten an Orten führt, wo es weit und breit keine industriellen Verursacher dafür gibt. Und vergessen wir nicht die wenig beachteten Auswirkungen der elektromagnetischen Verschmutzung sowie der Licht- und Lärmverschmutzung auf Ökosysteme. Sie alle schaden der Erde auf der Ebene ihres Gewebes und schwächen damit weiter ihre bereits gefährdeten Organe.

Neben diesen drei Prioritäten ist es wichtig, dass wir wieder lernen, unsere Mutter Erde als eine Einheit mit allem, was ist, wahrzunehmen, als ein wunderschönes, prachtvolles, heiliges Wesen, in das wir uns immer wieder verlieben können.

Wir sollten uns so oft wie möglich die Zeit nehmen, tief in die Natur zu schauen, um die naturgegebenen Kreisläufe und Zusammenhänge wieder wahrnehmen und verstehen zu können. Vielleicht gibt es dabei neue Erkenntnisse, die ich in meinem eigenen Lebenswandel noch umsetzen kann — und die ich gerne in meiner Montagabend-Meditation mit einschliesse:

Um 21 Uhr denke ich wieder an Frieden und Freiheit für Menschen, Tiere, Pflanzen und die ganze belebte und unbelebte Natur. Mach mit! Sei dabei! Die Kraft unserer gemeinsamen Gedanken verändert die Welt.

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Eva-Maria Gent
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