«Ein Gigant des Journalismus hat uns verlassen»

John Pilger ist vergangenen Freitag im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war ein Vorbild für redliche Journalisten und Journalistinnen in aller Welt – einer der grössten Unterstützer von Julian Assange.

John Pilger
John Pilger bei einer Demonstration für die Freilassung von Julian Assange. Foto: Common Dreams

«Mit grosser Trauer gibt die Familie von John Pilger bekannt, dass er gestern, am 30. Dezember 2023, im Alter von 84 Jahren in London verstorben ist», heisst es in einer Erklärung, die am Sonntag auf seinen sozialen Medien geteilt wurde. «Sein Journalismus und seine Dokumentationen wurden auf der ganzen Welt gefeiert, aber für seine Familie war er einfach der erstaunlichste und geliebteste Vater, Grossvater und Partner. Ruhe in Frieden.»

The Guardian berichtete am Sonntag:

Geboren in Bondi, New South Wales, zog Pilger in den 1960er Jahren nach Grossbritannien, wo er für den Daily Mirror, das frühere ITV-Investigativprogramm «World in Action» und Reuters arbeitete.
Er berichtete über Konflikte in Vietnam, Kambodscha, Bangladesch und Biafra und wurde 1967 und 1979 zum Journalisten des Jahres gewählt. Pilger hatte eine erfolgreiche Karriere als Dokumentarfilmer, drehte mehr als 50 Filme und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen.

Sein letzter Film, The Dirty War on the National Health Service (Der schmutzige Krieg gegen den nationalen Gesundheitsdienst), wurde 2019 veröffentlicht und untersuchte die Bedrohung des NHS durch Privatisierung und Bürokratie. Er wurde vom Filmkritiker des Guardian, Peter Bradshaw, als 'ein heftiger, notwendiger Film' beschrieben.

Die britische Parlamentsabgeordnete Claudia Webbe erklärte am Sonntag, dass «er ein furchtloser Herausforderer von Imperialismus und Kolonialismus war und seine Talente hinter der Kamera nutzte, um Völkermord und Kriegsverbrechen aufzudecken, einschliesslich der Täuschung durch die Mainstream-Medien. Seine Dokumentarfilme sind episch und gehören zur Pflichtlektüre für eine zivilisiertere Welt.»

Jeremy Corbyn, der ehemalige Labour-Führer, sagte: «Ich bin zutiefst betrübt über den Tod von John Pilger. John gab den Unerhörten und Besetzten eine Stimme: in Australien, Kambodscha, Vietnam, Chile, Irak, Osttimor, Palästina und darüber hinaus.»

Die Anwältin und Menschenrechtsverteidigerin Stella Assange – die Ehefrau des WikiLeaks-Gründers Julian Assange, der in Grossbritannien inhaftiert ist und gegen seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten kämpft - nannte Pilger «einen der ganz Grossen» und sagte: 

Als konsequenter Verbündeter der Besitzlosen widmete John Pilger sein Leben dem Erzählen ihrer Geschichten und machte die Welt auf die grössten Ungerechtigkeiten aufmerksam. Er zeigte grosses Einfühlungsvermögen für die Schwachen und war unnachgiebig gegenüber den Mächtigen. John war einer von Julians lautstärksten Verfechtern, aber sie wurden auch die engsten Freunde. Er kämpfte bis zum Schluss für Julians Freiheit.

 

WikiLeaks würdigte den altgedienten Journalisten als «einen unerbittlichen Sprecher der Wahrheit gegenüber der Macht, der in späteren Jahren unermüdlich für die Freilassung und Rechtfertigung von Julian Assange eintrat.»

Der australische Journalist Peter Cronau verkündete, dass «ein Gigant des Journalismus von uns gegangen ist - John Pilger, ein heldenhafter Wahrheitsverkünder. Von einem Grossteil der Mainstream-Medien geächtet, ist seine erstaunliche Arbeit sein grosses bleibendes Vermächtnis».

Cronau lobte ihn dafür, dass er «die Geheimdienste, die Generäle und die Regierungen, die die Welt nach ihren Vorstellungen regieren, zur Rechenschaft gezogen hat» und gleichzeitig «den Unerhörten, den Indigenen, den Armen, den Besetzten, den Vertriebenen eine Stimme gegeben hat - und der internationalen Familie der Aktivisten Hoffnung, Mut und Solidarität.»

Pilger war «ein starkes Vorbild für so viele Journalisten, vor allem in Australien – seinem Land, das er liebte, dessen Medien ihn aber wegen seiner unnachgiebigen, kompromisslosen Haltung gegen den Imperialismus und Australiens sklavischen Gehorsam ihm gegenüber mieden», fügte er hinzu. «Seine Bücher und Filme, in denen er die selten gehörte Geschichte des Volkes erzählt, bereichern unsere Demokratie, und es war mir eine Freude, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.»

Der britische Journalist Johnathan Cook sagte: 

John Pilger war eine Inspiration für junge Journalisten wie mich. Jahrzehntelang gelang es ihm, selbst in den etablierten Medien schonungslose Berichte zu veröffentlichen, die die Lügen aufdeckten, die die Brutalität der westlichen Aussenpolitik rechtfertigen. Wir brauchen seine Stimme jetzt mehr denn je.

 

Auf seiner Webseite finden sich viele Beispiele für seinem deutlichen Einsatz für die Wahrheit: https://johnpilger.com


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