Ein kleines Aufatmen in Peru

Nach 776 Tagen strikter Maskenpflicht kann man in Peru wieder frei atmen – zumindest auf der Strasse. Seit Beginn der Pandemie war es obligatorisch gewesen, überall ausser in den vier eigenen Wänden eine Maske zu tragen. In geschlossenen Räumen teilweise sogar zwei übereinander. Nun gibt es eine kleine Lockerung, die jedoch bei vielen auf Kritik stösst.

© Nicole Maron, März 2020

Seit dem 1. Mai ist es in Peru nicht mehr obligatorisch, auf offener Strasse eine Maske zu tragen. Das heisst: In geschlossenen Räumen wie Läden, öffentlichen Verkehrsmitteln, Kinos oder Fussballstadien gilt die Maskenpflicht weiterhin. In den meisten Supermärkten müssen sogar zwei Masken übereinander getragen werden.

Ausnahmeregelungen wie eine Befreiung durch Arztzeugnis gab es in Peru nie. Die Einhaltung der Maskenpflicht und anderer Coronamassnahmen wird je nach Kontext nach wie vor rigoros kontrolliert. Am Eingang von Einkaufszentren, Banken, Flughäfen, Sportstadien oder Freizeitanlagen steht Sicherheitspersonal, welches die Impfausweise kontrolliert und die Namen mit dem Personalausweis abgleicht. Ausserdem wird bei jedem und jeder Fieber gemessen und die Hände mit Alkohol eingesprayt. Seit dem 1. April ist die dritte Impfdosis für alle über 18 obligatorisch. Wer sich weigert, wird vom Alltagsleben ausgeschlossen. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln und das Erledigen von Bankgeschäften sind praktisch unmöglich. Dennoch gilt die Covid-Impfung in Peru offiziell nicht als obligatorisch.

Genauso wie in Chile, wo schon ein paar Wochen länger keine Maskenpflicht im offenen Raum mehr gilt, tragen auch in Peru die meisten Menschen weiterhin Masken. Viele ärgern sich über die Lockerung der Massnahmen, und die Angst vor erneuten Covid-Wellen führt dazu, dass man vielerorts kritisch beäugt wird, wenn man sein Recht in Anspruch nimmt, die Maske auf der Strasse abzunehmen.

Dennoch fühlt es sich wie ein kleines Aufatmen an, dass man in Parks, auf dem Weg zum Markt oder an der Bushaltestelle wieder frei atmen kann. Die klimatischen Bedingungen sind nicht gerade geeignet, um eine oder zwei Masken zu tragen: In den Anden, wo die Luft ohnehin dünn ist, fällt das Atmen noch schwerer als üblich, und an tiefer gelegenen Orten wie Lima oder der Amazonas-Region hat man mit tropischer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen.