Funparks für Investoren

Die Alpen werden grossflächig mit hochtechnisierten Freizeitanlagen für das schnelle Vergnügen zugemüllt. «Mountain Wilderness» wehrt sich.

Der Funpark «Climber» auf den Flumserbergen (Bild: Samuel Kreuzer)

Das Wettrüsten in den Alpen ist voll im Gange. Die Zahl der Funparks, Spielplätze, Rodelbahnen, Seilrutschen, Seilparks, Plattformen, Aussichtstürme, Dreh- und Cabrio-Bergbahnen oder Klettersteigen wächst so rasant, dass die Alpenschützer der Organisation Mountain Wilderness Alarm schlagen.
Zwischen 1980 und 1990 wurden acht Installationen gebaut. Zwischen 1990 und 2000 waren es vierzig. Vor allem Klettersteige, Aussichtstürme und Sommer-Rodelbahnen. Danach kam eine Vielzahl von Seilparks, Hängebrücken und Action-Spielplätze dazu.

Die Logik dahinter hat sowohl mit dem Klimawandel als auch mit den ökonomischen Sachzwängen der Tourismusindustrie zu tun. Je mehr Kapital Gemeinden und Unternehmen investieren, desto größer wird der Wachstumszwang. Die Investitionen müssen sich dauerhaft rechnen.
Mit ihrer Publikation «Funpark Alpen» legt «Mountain Wilderness» den Finger in die vielen Wunden, die der Trend zu immer mehr und immer spektakuläreren Freizeitparks in die Schweizer Alpenlandschaft schlägt.
Professor Stefan Forster, Leiter des Forschungsbereichs Tourismus und nachhaltige Entwicklung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften findet deutliche Worte:

«Themen- und Erlebniswege verstellen zunehmend den Blick in die Natur, die sie eigentlich zeigen möchten. Auf dieser ewigen Suche nach Aufmerksamkeit wird eine Spirale in Gang gesetzt, die immer verrücktere und spektakulärere Inszenierungen erfordert.» Er warnt vor der Entfremdung von der Natur, mit der diese Art von Tourismus einhergeht.

Es gibt auch positive Beispiele für eine sinnvolle Kooperation zwischen Tourismus, Landwirtschaft und Handwerk: Das Safiental im Kanton Graubünden, das sich auf einen naturnahen Familientourismus spezialisiert hat und zum Geheimtipp wurde; das Gadmental mit lokal gefertigten Unterkünften, die es möglich machen, in der wilden Bergnatur zu schlafen. Der Kanton Uri, der das Wildheuen wiederbelebt und altes, traditionelles Handwerk näher bringt oder das alte Kurhaus Bergün, das mit literarischen Bergfahrten begeistert. Ihnen allen sei es gelungen, der Erlebnis-Industrie etwas entgegenzusetzen, das Menschen glücklich macht. Geht doch!

Über 200 Funparks, Aussichtsplattformen, Seilparks, Sommerrodelbahnen oder Hängebrücken für touristische Zwecke gibt es in der Schweiz.


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Die schön bebilderte Broschüre «Funpark Alpen?» kann auf www.mountainwilderness.ch bestellt werden und steht kostenfrei als PDF für den Download zu Verfügung.

Bericht über die Diskussionsrunde zum Thema «Funpark Alpen» von Mountain wilderness.

Wildnis finden und fördern. Tagung von Mountain Wilderness in Zusammenarbeit mit Pro Natura, CIPRA Schweiz, der Stiftung Wildnispark Zürich und der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. 30. Oktober 2018, 09.00 bis 18.00 Uhr, Schwerzisaal, In der Schwerzi 4, Langnau am Albis. Details