Hoffnungsschimmer: Hunderte Verweigerungen für Gaza
Verweigerungen israelischer Soldaten und Soldatinnen in Gaza steigen exponentiell. Solche Wellen haben in der Vergangenheit Kriege beendet.
Das Refuser Solidarity Network (RSN) sieht in den letzten Wochen eine «beispiellose Welle» von hunderten israelischer Soldaten und Soldatinnen, die sich weigern, in Gaza zu kämpfen. Das Netzwerk hilft ihnen mit rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Mitteln – u.a. durch die Finanzierung von Rechtsbeistand, Beratung und Social-Media-Kampagnen. So entsteht, wie der Newsletter des Netzwerks schreibt, eine Gemeinschaft des Widerstands gegen den Krieg. «Die Zahl der Verweiger*innen wächst derzeit exponentiell, und wenn sie weiter wächst, wird sie diesen Krieg beenden, wie es die Verweigerungsbewegungen in der Vergangenheit getan haben.»
Einer dieser Gruppen ist «Michtav Hamiluimnikim» – über 40 Reservesoldatinnen und -soldaten, die kurz vor der Invasion von Rafah im Gazastreifen einen öffentlichen Brief unterzeichneten, in dem sie die Verweigerung des Militärdienstes erklärten. Die kriegs-kritische israelische Tageszeitung Haaretz brachte eine Titelgeschichte über sie.
Im Moment bereitet eine weitere Gruppe von Soldaten und Soldatinnen eine Erklärung vor und organisiert Antikriegsmahnwachen in ganz Israel. Es wird eine der grössten Soldaten-Gruppen sein, die sich in der Geschichte Israels dem Militärdienst verweigern.
Eine weitere Gruppe, die das Netzwerk unterstützt, ist AniSiravti (hebräisch für «Ich habe mich geweigert»), eine Initiative älterer Kriegsdienstverweigerer. Sie veröffentlichen in den sozialen Medien Videostatements von Soldaten und Soldatinnen über die Ablehnung der Besatzung, der Apartheid und des Krieges in Gaza.
Einer der ehemaligen Verweigerer, ein Mittelschullehrer namens Ofer Shor, erfährt eine Hetzkampagne gegen sich, durch die er seine Arbeit verlieren könnte. Das Refuser Solidarity Network unterstützt eine Kampagne, die rechtliche Schritte, Aktionen in den sozialen Medien und in der Presse umfasst, eine Kampagne zum Schutz von Ofer und zur Stärkung seines mutigen Handelns.
Solche Verweigerungswellen standen laut dem Refuser Solidarity Network in der Vergangenheit im Mittelpunkt von Widerstandsbewegungen gegen Krieg und konnten sogar Kriege beenden: zum Beispiel 1982, als sie dazu beitrugen, den Krieg zwischen Israel und dem Libanon zu beenden, und 2003 beim Ende der zweiten Intifada. Denn die 400.000 Reservisten und Reservistinnen Israels sind das Rückgrat des Militärs. Die Mehrheit von ihnen wird derzeit einberufen. Die israelische Armee braucht sie an allen Fronten: von der Sicherstellung des täglichen Betriebs der Armee bis hin zum Fliegen der israelischen Kampfflugzeuge für die Bombardierung des Gazastreifens. Ohne sie kann die Armee ihre Kriege nicht fortsetzen. Deshalb ist ihr Widerstand ein so starkes Zeichen, den wir unterstützen sollten.
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