3 Fragen an Katharina Korsunsky
Zahlreiche Museen in der Schweiz laden diesen Sonntag zum Internationalen Museumstag ein, der nun stattfinden darf. Darüber freut sich Katharina Korsunsky sehr. Die 43-Jährige ist seit letztem September Generalsekretärin des Verbandes der Museen der Schweiz. Nach einem Jahr Corona, so Korsunsky, sei eines klar: Die Zukunft der Museumswelt ist «auch» digital.
Zeitpunkt: Endlich Lockerungen. Die Museen sind wieder offen. Gibt es viel zu tun?
Katharina Korsunsky: Kurz vor und nach der Wiedereröffnung der Museen hatten sowohl wir als Verband als auch die Museen viel Arbeit. Denn die Fristen sind jeweils extrem kurz zwischen der Kommunikation des Bundesrates und der darauffolgenden Inkraftsetzung der neuen Massnahmen. Wir mussten also relativ rasch das Branchen-Schutzkonzept aktualisieren und den Museen rechtzeitig zur Verfügung stellen, damit sich diese entsprechend vorbereiten konnten. Allerdings konnten noch nicht restlos alle Museen wieder öffnen. Aus ökonomischen Gründen macht es für einige Museen keinen Sinn, da nur reduzierte Besucherzahlen erlaubt sind. Oder sie dürfen wegen der zu kleinen Räumlichkeiten gar nicht öffnen.
Von den Museen, die Besucherinnen und Besucher wieder empfangen, erhielten wir aber viel positives Feedback. Nach einer langen Durststrecke freuen sich viele, auch eher museumsferne Schweizerinnen und Schweizer endlich wieder eine Kulturinstitution, einen Ort der Inspiration besuchen zu dürfen. Gerade in Krisenzeiten können Museen ihren Teil zum Wohlbefinden der Bevölkerung beitragen. Zeitweise bildeten sich sogar lange Schlangen vor den Museen, da aufgrund der geforderten Kapazitätsbeschränkungen nicht gleich viel Publikum eingelassen werden darf wie vor der Pandemie.
Ein Blick zurück: Was bedeutete das Coronajahr für die Museen? Gibt es auch ein positives Fazit?
Letzten Dezember wurden erneut vom Bundesrat alle Museen schweizweit geschlossen. Die mehrfachen Schliessungen während des Coronajahres haben jedenfalls zu finanziellen Einbussen geführt. Viele geplante Ausstellungen mussten teilweise mehrmals verschoben werden – nicht nur wegen der behördlich verhängten Massnahmen, sondern auch aufgrund der fehlenden Planungssicherheit. Die gute Nachricht ist: Bis jetzt haben wir als Verband keine Kenntnis von Museen, die aufgrund von Corona und den daraus folgenden Finanzierungsengpässen für immer schliessen mussten. Weitere Konsequenzen für die Museen, die zu grossen Teilen auch aus öffentlichen Geldern finanziert werden, zeigen sich voraussichtlich erst in den kommenden zwei bis drei Jahren.
Corona hat auch Neues gebracht: Die Pandemie katapultierte die Museen quasi über Nacht ins digitale Zeitalter. Museumsrundgänge wurden digital angeboten, und über Social Media wurde verstärkt mit dem Publikum interagiert. Nach der ersten Euphorie machte sich jedoch auch etwas Ernüchterung breit. Kann das virtuelle Kulturerlebnis die reelle Erfahrung ersetzen oder soll es diese nicht vielmehr ergänzen? Nach einem Jahr im Krisenmodus scheint aber eines klar zu sein: Die Zukunft ist auch digital. Museen werden gefordert sein, den digitalen Raum in ihre Gesamtstrategie zu integrieren und nicht mehr lediglich punktuell auszuprobieren.
Am kommenden Sonntag ist «Internationaler Museumstag». Auch Schweizer Museen nehmen daran teil. Was dürfen wir erwarten?
Lange war unklar, ob die Museen diesen Mai Publikum empfangen dürften. Wir haben uns daher entschieden, den Schwerpunkt dieses Jahr nicht wie üblich primär auf Veranstaltungen in den Museen zu setzen, sondern erstmals eine eigene Social-Media-Kampagne zu lancieren. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen fünf Museumsbesucher*innen, von Klein bis Gross. Sie erzählen mit einem Augenzwinkern von ihrer Begeisterung für Museen und laden alle dazu ein, sich selbst von diesen Geschichten inspirieren zu lassen. Es geht darum, gemeinsam mit neuen Formaten zu experimentieren und das kreative Potenzial der Kultur für Erholung und Innovation in der Covid-Ära herauszustreichen. Unter dem Titel #museumkick fordert die Kampagne Schweizerinnen und Schweizer sowie alle Museen hierzulande auf, ihre eigenen Geschichten unter dem Hashtag zu posten, und damit eine kleine Museumsbewegung in Gang zu setzen. Aber trotz dieses digitalen Experimentes freuen wir uns sehr, dass sich doch gut 140 Museen mit einem speziellen Programm für den Tag bei uns angemeldet haben.
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