3 Fragen an Lernbegleiter Benjamin Jaksch

Er ist fasziniert von den Fähigkeiten, die in jedem Menschen stecken und hilft anderen, ihr tatsächliches Potenzial zu entfalten. Benjamin Jaksch´ Ziel ist es, Menschen das Rüstzeug für ein zufriedenes Berufs- und Privatleben zu geben. Seit rund drei Jahren begleitet er erfolgreich Einzelpersonen beim Lernen und berät Organisationen bei der Frage, wie sie Lernen nachhaltig gestalten können.

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Zeitpunkt: Was macht ein «Lernbegleiter», wer benötigt seine Hilfe?

Benjamin Jaksch: Als Lernbegleiter helfe ich Menschen, ihre individuellen Lernprozesse zu gestalten und zu strukturieren. Grundsätzlich haben wir alle das Potenzial in uns angelegt, unsere Herausforderungen eigenständig zu bewältigen. Noch besser gelingt uns das allerdings, wenn wir Unterstützung von Menschen bekommen, die uns zwar unter die Arme greifen, aber nicht ihre Vorstellungen überstülpen. Jeder Mensch, der seine konkreten Herausforderungen zwar eigenverantwortlich angehen möchte, aber Hilfe beim Strukturieren, Gedanken sortieren, Informationen bewerten usw. braucht, kann potenziell von einem Lernbegleiter unterstützt werden. 

Welche Probleme oder Verhaltensweisen halten Menschen vom Lernen ab?

Jeder Mensch handelt in jeder Lebenssituation nach einem «individuellen Bewegungsgesetz», so bezeichnete es zumindest Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie. Was heisst das? Wir bewegen uns immer nur in eine Richtung, wenn uns der Zielzustand positiver erscheint als der aktuell wahrgenommene. Diese Bewegung könnten wir auch als Lernen bezeichnen. In der Neurobiologie wird dieser Zielzustand als Kohärenz bezeichnet: Die Dinge ergeben Sinn, das Gehirn empfindet so etwas wie Stabilität. 

Etwas praktischer ausgedrückt: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Abendseminar über Emotionale Intelligenz. Was lernen Sie darin? Sie können in dem Seminar Verschiedenes lernen. Zum Beispiel, dass Sie emotionale Intelligenz für Hokuspokus halten. Sie können lernen, dass Sie niemals wieder ein Abendseminar besuchen. Oder Sie können dabei lernen, wie Sie als Führungskraft empathischer mit Ihren Mitarbeitern umgehen können. Entscheidend für das Ergebnis ist, was Ihnen gerade günstig erscheint. Das heisst: Wir werden eigentlich niemals vom Lernen abgehalten. Die Rahmenbedingungen wirken sich allerdings enorm darauf aus, was wir lernen. 

Welche Lösungsansätze gibt es, was vermitteln Sie den Menschen?

Es kommt ganz darauf an, ob ich mit Lernenden zusammenarbeite, oder mit Menschen, die selbst mit einer Bildungsaufgabe betraut sind, also zum Beispiel in der Personalentwicklung, Erwachsenen- oder Schulbildung. Menschen mit einem Bildungsauftrag sollten sich aus meiner Sicht hauptsächlich auf drei Dinge konzentrieren: psychologische Sicherheit, Eigenverantwortung und Vorbildfunktion. 

Psychologische Sicherheit bedeutet etwa, dass alle Menschen in der Organisation, egal ob Kommune, Schule oder Unternehmen, zu jeder Zeit ihre Ängste, Wünsche, Bedenken, Zweifel usw. äussern können, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Eigenverantwortung bedeutet in dem Kontext, dass jeder Beteiligte die volle Verantwortung für die eigene Weiterentwicklung trägt – mit allen Vor- und Nachteilen. Dabei hilft die Erkenntnis, dass all unsere Lernprozesse nicht linear, sondern zyklisch verlaufen. Am Wichtigsten ist mir im Prozess mit Lernenden, die eigene Lernfähigkeit an einem konkreten Beispiel zu üben und zu schärfen. Nachhaltiges Lernen beginnt, wo Lernende eigenständig Informationen und Wissen zur Erreichung persönlicher Ziele verwenden dürfen.

09. März 2021
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