Das Pandemiemanagement hat schwere psychische Schäden angerichtet

Eine neue Studie aus den USA bestätigt: Die Persönlichkeit hat sich während der Pandemie stark verändert. Die Menschen sind weniger offen, gewissenhaft, freundlich und extravertiert.

(Illustration: Erol Hatice / pixabay.com)

Viele Persönlichkeitsmerkmal verändern sich kaum während eines Lebens. Eine vor kurzem veröffentliche wissenschaftliche Studie über die psychischen Entwicklungen während der Pandemie in den USA zeigt nun allerdings, dass bedeutende Ereignisse, die zu Stress und Trauma führen, gravierende Persönlichkeitsveränderungen nach sich ziehen.

Die Forscher fanden insbesondere heraus, dass die Menschen in den Jahren 2021 und 2022 weniger extrovertiert, weniger offen, weniger umgänglich und weniger gewissenhaft waren als vor der Pandemie.

Die Studie umfasste mehr als 7 000 Teilnehmer aus den USA im Alter zwischen 18 und 109 Jahren, die vor der Pandemie (ab 2014), zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 und dann 2021 oder 2022 untersucht wurden.

Die Teilnehmer nahmen jeweils am sog. «Big Five Inventory» teil. Dieses Bewertungsinstrument misst die Persönlichkeit auf einer Skala mit fünf Dimensionen: Extrovertiertheit versus Introvertiertheit, Gutmütigkeit versus Antagonismus, Gewissenhaftigkeit versus Orientierungslosigkeit, Neurotizismus versus emotionale Stabilität und Offenheit versus Verschlossenheit gegenüber Erfahrungen.

Zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen vor der Pandemie und 2020 gab es nur wenige Veränderungen. Allerdings stellten die Forscher fest, dass die Werte für Extrovertiertheit, Offenheit, Gutmütigkeit und Gewissenhaftigkeit in den Jahren 2021/2022 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie deutlich sanken.

Diese Veränderungen entsprachen einem Jahrzehnt normaler Schwankungen, was darauf schliessen lässt, dass das Trauma der Pandemie den natürlichen Prozess der Persönlichkeitsveränderung beschleunigt hat.

Interessanterweise veränderten sich die Persönlichkeiten jüngerer Erwachsener in der Studie am stärksten. Sie zeigten 2021/2022 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie einen deutlichen Rückgang von Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit und einen signifikanten Anstieg von Neurotizismus.


Quelle:
The Conversation: Has the pandemic changed our personalities? 28. 9.22