Die Broschüre «Trittst im Alpengift daher» vereint Texte und Cartoons zum Einsatz von Pestiziden auf Schweizer Alpweiden. Wir veröffentlichen einen Auszug aus dem Vorwort von Mathias Forster, Geschäftsführer und Stiftungsrat der Herausgeberin Bio-Stiftung Schweiz.

© Caroline Rutz

Bisher dachten die meisten Menschen, dass wir wenigstens in den Bergen und auf unseren Alpen noch einigermassen von Pestiziden befreit wären. Das ist ein Irrtum. Unsere Alpenwiesen werden genauso mit diesen Stoffen «behandelt» wie Fussballfelder und Golfrasen, Parkplätze und Strassenränder, Weinberge und Obstplantagen und gestapeltes Holz in den Wäldern. Als Zulassungsbehörde für Pestizide amtet heute das Bundesamt für Landwirtschaft. Das ist in etwa so, als ob man den Fuchs die Hühner bewachen liesse. Die Zulassung gehört in die Hände von unabhängigeren Institutionen. Sie läge zum Beispiel beim Bundesamt für Umwelt oder beim Bundesamt für Gesundheit deutlich sachgemässer.

Die externen Kosten der industriellen Landwirtschaft, Schäden an Natur, Mitwelt und Gesundheit, sind in den Lebensmittelpreisen nicht enthalten. Wir bezahlen sie mit unseren Steuergeldern. Doch diese sollten vermehrt dafür eingesetzt werden, den Weg zur Umstellung auf eine biologische Landwirtschaft zu unterstützen. Das wäre ein wirkungsvoller Beitrag, um die Risiken einer Umstellung gesamtgesellschaftlich abzufedern. Rechnet man richtig, entspricht nämlich die Behauptung, dass konventionelle und mit Pestiziden produzierte Produkte günstiger seien als Bioprodukte, nicht der Wahrheit. Es ist ein ähnliches «Spiel» wie bei der Atomenergie. Dort wird auch oft behauptet, es sei die günstigste Energie. Doch dies ist nur so, weil die Lagerung radioaktiver Abfälle sowie die Risiken und Folgekosten bei Unfällen nicht als Teil des Produktpreises betrachtet werden.

«Verbraucherinnen und Verbraucher sind schuld – sie kaufen ja keine Äpfel mit ein paar Flecken, krumme Karotten oder Kartoffeln mit Dellen.» So und ähnlich tönt es oft, wenn es darum geht, Giftfreies anzubieten. Wäre es aber Grossverteilern und landwirtschaftlichen Branchenorganisationen tatsächlich ernst mit der Reduktion von Pestiziden, würden sie mit ihren potenten Marketing- und Werbe-Instrumenten der Kundschaft erklären, dass so die Natur und Mitwelt (samt Trinkwasser) vor Schadstoffen geschützt werden kann. Und dass genau deshalb keine Hochglanzäpfel mehr im Regal liegen. Und natürlich auch nicht mehr importiert werden. Wetten, dass Konsumentinnen und Konsumenten dies akzeptieren würden?

Die beiden Pestizidabstimmungen vom 13. Juni 2021 eröffnen auf dem Weg in eine gesündere Zukunft eine grosse Chance. Packen wir sie! Nachfolgende Generationen werden dankbar sein, wenn wir in ihrem Sinne entscheiden. Ein vollständiger Verzicht innerhalb von acht bis zehn Jahren, wie das die beiden Initiativen wollen, wäre ein konsequenter, zeitgemässer und dringend notwendiger Schritt.

Broschüre «Alpengift» hier herunterladen

Mehr Infos zum Thema: www.dasgiftundwir.ch 

 

Zu diesem Thema bereits erschienen:

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