Der «Solarexpress» ist faktisch Geschichte. Die Stromkonzerne sind von der Realität eingeholt worden: Alpine Solarparks sind fast unbezahlbar und verursachen grosse technische Probleme. Nun hoffen Axpo und Co. auf das nächste Luftschloss: Die Stromversorgung im Winter soll mit bis zu 3000 Windturbinen gesichert werden. Noch 2020 erklärte Christoph Brand, CEO der Axpo, Windenergie sei keine Option für die Schweiz.
Warum hat der Wind gedreht? Nach über 20 Jahren Nutzung der Windenergie gibt es in der Schweiz aktuell 47 Grosswindkraftanlagen, die 3 Promille zum gesamten Stromverbrauch beitragen. Die Schweiz ist kein Windland. Das sahen früher auch die Axpo und und der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) so. Am 21. September 2020 liess sich Christoph Brand, CEO der Axpo, in der NZZ wie folgt zitieren: «Windenergie geht nicht, weil niemand sie in seiner Nähe will und die topografischen Voraussetzungen ungünstig sind.»

Der Text stammt aus dem aktuellen Zeitpunkt 180:
«Du sollst dir kein Bildnis machen»
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2018 schrieb Christoph Sutter, Leiter Division Neue Energie der Axpo: «[Es gibt] wenige Standorte mit guten Windverhältnissen und guter Erreichbarkeit, wobei windexponierte Bergkämme oft nicht darunter fallen.»
Im gleichen Jahr kam der Verband der Schweizer Elektrizität VSE zu folgendem Schluss: «Aufgrund der wenigen wirtschaftlich attraktiven Standorte sowie der Konflikte mit dem Natur- und Landschaftsschutz ist es fraglich, wie viel von diesem Potenzial wirklich ausgeschöpft werden kann.»
Aber plötzlich änderte sich die Einschätzung. Christoph Brand forderte in der NZZ vom 13. Juni 2023 nicht weniger als 800 Windturbinen, um damit 5 TWh Strom pro Jahr zu produzieren.
Was ist geschehen? Der Bund hatte für Windturbinen eine Einmalvergütung von 60 Prozent beschlossen. Mit dem Stromgesetz werden die Einmalvergütungen bis 2030 beibehalten und weitere unbefristete Subventionen (gleitende Marktprämie) eingeführt.
Der Geldsegen zeigte Wirkung: In der NZZ vom 5. Dezember 2024 verlangte Christoph Brand plötzlich 1200 Windturbinen. Und seine Axpo erhöhte in einem Online-Artikel das Windenergiepotential in der Schweiz auf sage und schreibe 10 TWh pro Jahr. Das entspricht rund 2000 Windturbinen mit einer Jahresproduktion von je 5 Gwh.
Im «Update Energiezukunft 2050» vom 9. Januar 2025 geht der VSE nun noch einen Schritt weiter. In ihrer Analyse für die Stromzukunft der Schweiz schneide die Variante «Mehr Wind» am besten ab – mit 15 TWh Windkraft pro Jahr, was 3000 Windturbinen entspricht. Damit auch dann genug Strom vorhanden sei, wenn es keinen Wind gebe, möchte der VSE Gaskraftwerke als Backup einsetzen.
Der Meinungsumschwung von VSE und Axpo, die 2018 und 2020 von einem sehr geringen Windpotential sprachen und heute bis zu 3000 Windturbinen fordern, ist nicht mit der Sicherheit der Stromversorgung, sondern nur mit den üppigen Subventionstöpfen zu erklären.
2020 würdigte man noch die mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung und verzichtete aufgrund der hiesigen Schwachwindverhältnisse auf Windenergie. Unterdessen wurden neue Subventionen eingeführt, die einen kostendeckenden Betrieb auch bei schlechten Windverhältnissen zu ermöglichen.
Und es ist salonfähig geworden, gegen den Willen der Bevölkerung Windturbinen zu errichten. So brechen nicht nur die Axpo und der VSE mit ihren Aussagen, sondern auch die politische Elite: Während Bundesrat Albert Rösti noch von 150-200 Windrädern sprach und zusicherte, die Gemeinden werden über Windparks abstimmen dürfen, sägt die Regierungsrat des Kantons Zürich am Mitspracherecht und im Kanton Luzern und St. Gallen wurden Volksabstimmungen gleich abgeschafft.
Nur: Mit dem Wind aus der Politik und den Subventionstöpfen kann man keinen Strom generieren, nur Geld und demokratisches Vertrauen vernichten.
Freie Landschaft Schweiz sammelt derzeit mit Hochdruck Unterschriften für die Waldschutz- und Gemeindeschutz-Initiativen, um das Mitspracherecht der Bevölkerung zu sichern und die Natur vor den Stromkonzernen zu schützen.