Ein kleiner Brief zum grossen Geld
Den Begriff «historisch» muss man vorsichtig verwenden. Das gilt für Ereignisse in der Zukunft ganz besonders. Aber auf die Vollgeld-Initiative trifft er zu: Zum ersten Mal seit 120 Jahren kann ein Volk über die Geldschöpfung durch die privaten Banken abstimmen. Beim ersten und bisher einzigen Mal in der Geschichte verbot 1894 der schweizerische Souverän den privaten Banken die Herausgabe eigener Noten. Damals hatte man natürlich noch keine Vorstellung vom elektronischen Geld, mit dem die Banken die Welt überschwemmen und die Armen ärmer und die Reichen reicher machen würden. Die Vollgeld-Initiative will, dass nun auch das sogenannte Giralgeld nur noch von der Nationalbank geschöpft wird. Bevor wir aber darüber abstimmen können, gilt es, hunderttausend Unterschriften und ein bisschen Geld für die Kampagne zu sammeln. Dazu möchte ich Sie mit diesem Brief einladen.
Worum geht es und warum schreibe ich Ihnen? Was viele nicht wissen, sogar Banker und Politiker nicht: Den grössten Teil des Geldes, ungefähr 90 Prozent, schöpfen die privaten Banken selber, und zwar buchstäblich aus dem Nichts. Die Nationalbank bringt es auf den Punkt: «Die Banken schaffen neues Geld, indem sie Kredite vergeben.» («Die Nationalbank und das liebe Geld», S. 19). Konkret: Die Banken verleihen also nicht das Geld der Sparer – die behalten es nämlich –, sondern schreiben einfach neues Geld ins Konto des Kreditnehmers.
Das «Geld» der Banken funktioniert wie echtes Geld. Ist es aber nicht. Es ist nicht einmal gesetzliches Zahlungsmittel, obwohl alle es so behandeln. Geld im eigentlichen Sinn – ein gesetzlich legitimiertes Recht auf eine Leistung – ist das Geld der Banken nicht. Das weiss auch der Bundesrat, und er schreibt es sogar in seiner Botschaft zum Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel von 1999: «Guthaben bei einer Gross-, Kantonal- oder Regionalbank oder gar einer Kreditkartenorganisation sind etwas genuin anderes als Guthaben bei der SNB, die als einzige Institution im Lande – gestützt auf öffentlich-rechtliche Normen – autonom Geld schöpfen kann.» Der Bundesrat hat das Problem erkannt, aber gehandelt hat er nicht. Darum ist jetzt der Souverän gefragt.
Mit der privaten Kreditgeldschöpfung sind eine Reihe von Problemen verbunden: Weil die Banken mit jedem Kredit die Geldmenge entsprechend erhöhen, aber im Laufe der Zeit viel mehr zurückfordern – nämlich zusätzlich Zins und Zinseszins –, ist immer zu wenig Geld im System, um alle Ansprüche zu befriedigen. Schuldenberge, Wachstumszwang und endlose Sparübungen sind die Folge. In der Schweiz geht es uns in dieser Hinsicht vergleichsweise gut. Wohin das Luftgeld der Banken uns führt, sehen wir bei einem Blick über die Grenze. Zum Schluss werden nur die Systemrelevanten gerettet, und dazu gehören wir Bürgerinnen und Bürger offenbar nicht.
Weil alles Geld Kredit ist, der mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen ist, braucht es zudem ständig neue Kredite – ein Teufelskreis setzt ein. Das allermeiste neue Kreditgeld fliesst nämlich in die Finanzwirtschaft und treibt so die Schere zwischen arm und reich weiter auseinander. Die Realwirtschaft, wo echte Werte geschaffen werden, bleibt aussen vor. Kein Wunder, wenn der berühmte österreichische Nationalökonom Ludwig von Mises zu diesem Schluss kommt: «Die Alternative ist nur, ob die Krise früher durch eine freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion eintritt oder später als finale und totale Katastrophe des betreffenden Währungssystems.»
Wir finden, die Schweiz hat Besseres verdient als Abhängigkeit von Banken, Krise und zum Schluss ein schwarzes Loch. Ich gehöre zu einer kleinen Gruppe von Menschen, die das Problem an der Wurzel packen und eine konstruktive Lösung vorschlagen wollen: Die Geldschöpfung soll wieder voll und ganz der Nationalbank vorbehalten sein. Dies hat viele Vorteile, u.a.:
• Unsere Guthaben auf den Banken verwandeln sich in echtes Geld, in gesetzliches Zahlungsmittel, das vor Bankenpleiten geschützt ist. Jetzt ist es nur ein Anspruch auf Geld, den die Banken wegen der Mindestreserve von 2,5 Prozent auch nur in geringem Ausmass erfüllen können.
• Der Geldschöpfungsgewinn, der traditionell dem Souverän zusteht, fliesst wieder an die Allgemeinheit.
• Die Geldschöpfung kommt der Realwirtschaft zugute, wo schliesslich die meisten von uns ihr täglich Brot verdienen.
Aber – und jetzt komme ich zum Kern dieses Briefes: Die Vollgeld-Initiative hat zwei grosse Hindernisse. Erstens realisieren viele Menschen gar nicht, dass wir ein grosses Problem mit der Geldschöpfung haben. Und zweitens sind die Banken gar nicht erpicht, dass ihr gut verstecktes Privileg aufgehoben wird. Sie müssten dann nämlich von dem leben, was alle als normales Bankgeschäft verstehen: das Verleihen von Krediten aus Geldern, die ihnen die Sparer zu diesem Zweck überlassen haben.
Um diese Hindernisse zu überwinden, brauchen wir die Unterstützung von Menschen wie Ihnen in Form von Unterschriften und in Form von Geld. Eine Volksinitiative kostet eine rechte Stange. Wir haben uns entschlossen, die Initiative zu lancieren, auch wenn erst ein Drittel des notwendigen Geldes beisammen ist und vertrauen auf die Kraft unserer Entscheidung.
Ich bitte Sie, den Unterschriftenbogen herunterzuladen und im Bekanntenkreis ein paar Unterschriften zu sammeln und das Spendenkonto der Initiative bei ihren nächsten Zahlungen zu berücksichtigen. Der Lohn wird später kommen, wenn die Schweiz als erstes Land der Welt und der Geschichte über die demokratische Kontrolle seines Geldwesens abstimmen kann. Egal wie das Ergebnis sein wird, eine Genugtuung wird man uns nicht wegnehmen können: Wir haben diesen historischen Moment ermöglicht.
Mit herzlichem Gruss
Christoph Pfluger, Herausgeber
Worum geht es und warum schreibe ich Ihnen? Was viele nicht wissen, sogar Banker und Politiker nicht: Den grössten Teil des Geldes, ungefähr 90 Prozent, schöpfen die privaten Banken selber, und zwar buchstäblich aus dem Nichts. Die Nationalbank bringt es auf den Punkt: «Die Banken schaffen neues Geld, indem sie Kredite vergeben.» («Die Nationalbank und das liebe Geld», S. 19). Konkret: Die Banken verleihen also nicht das Geld der Sparer – die behalten es nämlich –, sondern schreiben einfach neues Geld ins Konto des Kreditnehmers.
Das «Geld» der Banken funktioniert wie echtes Geld. Ist es aber nicht. Es ist nicht einmal gesetzliches Zahlungsmittel, obwohl alle es so behandeln. Geld im eigentlichen Sinn – ein gesetzlich legitimiertes Recht auf eine Leistung – ist das Geld der Banken nicht. Das weiss auch der Bundesrat, und er schreibt es sogar in seiner Botschaft zum Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel von 1999: «Guthaben bei einer Gross-, Kantonal- oder Regionalbank oder gar einer Kreditkartenorganisation sind etwas genuin anderes als Guthaben bei der SNB, die als einzige Institution im Lande – gestützt auf öffentlich-rechtliche Normen – autonom Geld schöpfen kann.» Der Bundesrat hat das Problem erkannt, aber gehandelt hat er nicht. Darum ist jetzt der Souverän gefragt.
Mit der privaten Kreditgeldschöpfung sind eine Reihe von Problemen verbunden: Weil die Banken mit jedem Kredit die Geldmenge entsprechend erhöhen, aber im Laufe der Zeit viel mehr zurückfordern – nämlich zusätzlich Zins und Zinseszins –, ist immer zu wenig Geld im System, um alle Ansprüche zu befriedigen. Schuldenberge, Wachstumszwang und endlose Sparübungen sind die Folge. In der Schweiz geht es uns in dieser Hinsicht vergleichsweise gut. Wohin das Luftgeld der Banken uns führt, sehen wir bei einem Blick über die Grenze. Zum Schluss werden nur die Systemrelevanten gerettet, und dazu gehören wir Bürgerinnen und Bürger offenbar nicht.
Weil alles Geld Kredit ist, der mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen ist, braucht es zudem ständig neue Kredite – ein Teufelskreis setzt ein. Das allermeiste neue Kreditgeld fliesst nämlich in die Finanzwirtschaft und treibt so die Schere zwischen arm und reich weiter auseinander. Die Realwirtschaft, wo echte Werte geschaffen werden, bleibt aussen vor. Kein Wunder, wenn der berühmte österreichische Nationalökonom Ludwig von Mises zu diesem Schluss kommt: «Die Alternative ist nur, ob die Krise früher durch eine freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion eintritt oder später als finale und totale Katastrophe des betreffenden Währungssystems.»
Wir finden, die Schweiz hat Besseres verdient als Abhängigkeit von Banken, Krise und zum Schluss ein schwarzes Loch. Ich gehöre zu einer kleinen Gruppe von Menschen, die das Problem an der Wurzel packen und eine konstruktive Lösung vorschlagen wollen: Die Geldschöpfung soll wieder voll und ganz der Nationalbank vorbehalten sein. Dies hat viele Vorteile, u.a.:
• Unsere Guthaben auf den Banken verwandeln sich in echtes Geld, in gesetzliches Zahlungsmittel, das vor Bankenpleiten geschützt ist. Jetzt ist es nur ein Anspruch auf Geld, den die Banken wegen der Mindestreserve von 2,5 Prozent auch nur in geringem Ausmass erfüllen können.
• Der Geldschöpfungsgewinn, der traditionell dem Souverän zusteht, fliesst wieder an die Allgemeinheit.
• Die Geldschöpfung kommt der Realwirtschaft zugute, wo schliesslich die meisten von uns ihr täglich Brot verdienen.
Aber – und jetzt komme ich zum Kern dieses Briefes: Die Vollgeld-Initiative hat zwei grosse Hindernisse. Erstens realisieren viele Menschen gar nicht, dass wir ein grosses Problem mit der Geldschöpfung haben. Und zweitens sind die Banken gar nicht erpicht, dass ihr gut verstecktes Privileg aufgehoben wird. Sie müssten dann nämlich von dem leben, was alle als normales Bankgeschäft verstehen: das Verleihen von Krediten aus Geldern, die ihnen die Sparer zu diesem Zweck überlassen haben.
Um diese Hindernisse zu überwinden, brauchen wir die Unterstützung von Menschen wie Ihnen in Form von Unterschriften und in Form von Geld. Eine Volksinitiative kostet eine rechte Stange. Wir haben uns entschlossen, die Initiative zu lancieren, auch wenn erst ein Drittel des notwendigen Geldes beisammen ist und vertrauen auf die Kraft unserer Entscheidung.
Ich bitte Sie, den Unterschriftenbogen herunterzuladen und im Bekanntenkreis ein paar Unterschriften zu sammeln und das Spendenkonto der Initiative bei ihren nächsten Zahlungen zu berücksichtigen. Der Lohn wird später kommen, wenn die Schweiz als erstes Land der Welt und der Geschichte über die demokratische Kontrolle seines Geldwesens abstimmen kann. Egal wie das Ergebnis sein wird, eine Genugtuung wird man uns nicht wegnehmen können: Wir haben diesen historischen Moment ermöglicht.
Mit herzlichem Gruss
Christoph Pfluger, Herausgeber
25. Juni 2014
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