Ein Kraftwerk für Menschen
Warmwasser und Strom dank Sonnenenergie: Nächstes Jahr soll im Kanton Aargau das erste Mehrgenerationenhaus fertiggestellt werden, das sich zu fast 100 Prozent selber mit Energie versorgt. Das nachhaltige Projekt verspricht aber auch ein Leben miteinander. Fühlen Sie sich angesprochen?
Gerade in den letzten Wochen ist die Sinnfrage bei vielen Menschen sehr präsent geworden. Was für eine Welt will man? Wie möchte man arbeiten und wohnen? Wie viel Energie und Platz nutzen? Der Verein SynergiePlus hat sich solche Fragen bereits viele Jahre vor der Coronakrise gestellt. Eine der Antworten führte zum Projekt «Teilenergieautarkes Mehrgenerationenhaus» in Freiamt, Kanton Aargau.
«Die Idee kam unter anderem aus dem Wunsch heraus, in einer grösseren Gemeinschaft zusammenzuleben», sagt Mitinitiant Markus Ursprung. Der Elektroingenieur und Betriebsökonom findet, dass in der heutigen Zeit viele Menschen Einzelgänger und egoistischer geworden sind. «Wir sind und waren immer viel sozialere Lebewesen als heute oft gelebt.»
Und so wurde das grosse Mehrgenerationenhaus in einer ländlichen Umgebung, und doch nah an Städten wie Zug, Luzern oder Zürich, auf die Weise konzipiert, dass es viel Raum für verschiedene Interessen und Bedürfnisse, für Gestaltung und Innovation gibt. Zu mehreren Schlafzimmern und Wohnungen werden unter anderem drei gemeinsame Wohnräume mit zwei Küchen und zwei Gartensitzplätzen, eine grosszügige naturnahe Gartenanlage mit Gemüse- und Blumenbeeten oder ein Spielplatz im Grünen zählen. Das Mehrgenerationenhaus wird behinderten- und altersgerecht gebaut. Spatentisch ist diesen August.
Aber den Initianten ging es nicht nur ums gemeinsame Wohnen. «Wir wollen auch weniger Energie verbrauchen», sagt Ursprung. Man stelle sich vor, führt er aus, wenn alle auf Sonnenenergie umstellen würden, könnten wir in der Schweiz den CO2-Austoss eliminieren. «Aber das kostet halt», so der Betriebsökonom. Er macht einen Vergleich: «Der Lockdown wegen des Coronavirus hat grössere Kosten verursacht, als wenn man die Schweiz CO2-frei gemacht hätte.»
Der Verein SynergiePlus will das Haus mit Sonnenergie betreiben und damit «unseren Energieverbrauch halbieren». Mit Solarzellen wird zum Einen ein Wassertank aufgeheizt, zum Anderen eine Batterie geladen. Der Tank mit 100´000 Litern Wasser, den man mitten ins Haus einbauen werde, so Ursprung, der selbst darob fasziniert ist, sei vier Meter hoch und elf Meter lang. «Für den Transport werden wir wegen der Grösse des Tanks eine Polizeieskorte brauchen.» Dank dieser Tausenden von Litern Wasser, die in den sommerlichen Tagen auf 95 Grad aufgeheizt werden, kann das Haus fast das ganze Jahr durch mit Warmwasser zum Duschen und für Heizungen rechnen. «Im Sommer können wir wohl von Überschuss an Energie ausgehen», sagt Ursprung. «Wenn es im Winter mal nicht reicht, haben wir Kachel- und Schwedenöfen.» Apropos Holz: Das Mehrgenerationenhaus wird aus 100 Prozent Schweizer Holz gebaut.
Wer wird im Haus leben? Ursprung, der die Idee zu diesem Projekt hatte, konnte innerhalb seines Bekannten- und Freundeskreises sowie innerhalb der Familie Leute für seine Idee gewinnen. Im Sommer oder Herbst nächsten Jahres möchten sie einziehen. Nach wie vor gibt es im Haus, in welchem bis zu 16 Menschen wohnen können, Platz. Weitere Mitbewohner sind also gewünscht und gesucht. Der Verein SynergiePlus fragt denn auch auf seiner Internetseite www.synergieplus.ch: Haben Sie Lust auf Gemeinschaft? Sind Sie an gelebter Demokratie interessiert? Möchten Sie gemeinsam Regeln bestimmen und danach leben? Wenn ja, wenn Sie daran interessiert sind, ob jung oder älter, ob mit Kind oder alleine, ob fit oder mit einem Handicap: Bitte melden!
E-Mails: [email protected] oder m
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