Ein prominenter Gottesmann will, dass die Schweiz trotz gefälltem Parlamentsentscheid Waffen liefert

Der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck wurde von Radio SRF zum Tagesgespräch geladen und regelrecht aufgefordert, das vor kurzem vom Parlament bekräftigte Verbot von Waffenlieferungen an kriegführende Länder zu kritisieren. Will der Sender des Staates die Politik des Staates noch drehen?

Joachum Gauck 2018 anlässlich der Verleihung des Reinhard Mohn-Preises durch die politisch sehr aktive Bertelsmann-Stiftung (Bild: Wikipedia)

Radio SRF hat dem Pfarrer und Politiker mit dem Tagesgespräch eine prominente Plattform geliefert. Im Gespräch mit Gauck, der immer noch als «Herr Bundespräsident» angesprochen wurde, behauptete der SRF-Journalist David Karasek, die Debatte um die Waffenlieferungen würde in der Schweiz immer noch hart geführt.

Aber: Das Parlament hat beschlossen. Es gehen keine Schweizer Waffen in der Ukraine. Die Debatte ist abgeschlossen. Es gibt zwar einzelne Akteure und Medien, die versuchen, eine Art Rückkommensantrag durchzubringen und das Geschäft in anderer Form wieder aufs politische Tapet zu bringen.

Dafür darf der evangelische Pfarrer absolut unwidersprochen seinem Wunsch nach Schweizer Waffenlieferungen Ausdruck geben. Ja, er wird sogar dazu aufgefordert.

Als Argument bemüht Gauck das biblische Bild vom barmherzigen Samariter. Aber es geht nicht um Barmherzigkeit mit allen Opfern des Krieges und schon gar denen des Krieges seit 2014, sondern nur um «Solidarität» mit der Ukraine. Solidarität sei die Übersetzung von Barmherzigkeit ins Politische.

Gauck unterstellt Putin eine «Melange aus Kränkung über den Zerfall der Sowjetunion» und einen «missionarischen Eifer», dem dekadenten Westen ein anderes Wertesystem entgegensetzen. Gauck ist der Ansicht, dass gleichzeitige militärische Unterstützung der Ukraine und eine vermittelnde Funktion zwischen den Kriegsparteien durchaus möglich sei. Er hält die Hochhaltung der Neutralität für ein «Stück konservatives Denken», eine «überholte Form der Identitätsprägung».

Ich weiss nicht, welchen Gott – oder welche Götzen – Pfarrer Gauch anbetet. Aber es ist bestimmt nicht mein Gott.

SRF Tagesgespräch: Joachim Gauck kritisiert die Schweiz (ab Minute 13 geht es um die Schweiz)