Das Bewusstsein, die Freiheit des Geistes und das Gold in der Seele: drei zeitlose Geschenke, die jeder Mensch mit seinem Leben bekommt und für sich in Anspruch nehmen kann.

Wo Freude ist, soll das Gold in der Seele geehrt und vermehrt werden. Foto: Marek Studziński
Wo Freude ist, soll das Gold in der Seele geehrt und vermehrt werden. Foto: Marek Studziński

Es sind drei Geschenke, die für alle wirksam werden können, die im Hier und Jetzt leben. Wer sich in den Räumen der Vergangenheit gefangen hält, kann diese Geschenke nicht nutzen. Und wer sich mit Träumen für die Zukunft ablenkt, lässt sie schlafen. 

Ein waches Bewusstsein kann helfen, im Wandel den Stand zu halten. Und mit der Freiheit des Geistes kann es gelingen, sich im ewigen Augenblick über das Gold in seiner Seele zu freuen. 

Stand halten im Wandel 
Mit und in den Füssen den Boden spüren.
Die Kraft der Erde durch den Körper strömen lassen.
Sich im und mit dem Rückgrat aufrichten.
Aufrecht und aufrichtig, wahrhaftig und wirklich da sein.
Der Welt wie sie ist Stand halten, und den Kopf
für das Licht des Himmels frei und offen lassen.

In ihrem Blog «Rasender Stillstand» geht Joana Breidenbach davon aus, dass Mensch und Welt immer untrennbar in einem ko-kreativen Prozess verbunden sind, in dessen Rahmen sich beide entfalten. In einem solchen Sinne beginnen Veränderung und Innovation nicht ausser uns, sondern in uns. Und dafür gilt: «Wenn wir davon ausgehen, dass die Welt, so unsicher und komplex, wie sie gerade ist, morgen nicht wieder ‚einfach’ sein wird, dann müssen wir lernen, uns auf ein ‚neues Normal’ einzustellen. Ein ‚neues Normal’, das größer ist, als unser ‚altes Normal’ und insbesondere mehr Information und mehr Spannung beinhalten kann. Das bedeutet nicht, dass wir kapitulieren und uns an die Schieflage anpassen. Sondern vielmehr, dass wir neue Kapazitäten entwickeln, um bewusster hinzuschauen, mehr zu fühlen, was gerade in uns und anderen passiert, anstatt uns von der Realität durch Konsum oder andere Kompensationsstrategien ablenken zu lassen.»

Frei werden

Mögen wir in unseren Herzen wohnen.
Mögen wir unsere innere Freiheit finden.
Mögen wir uns selbst genügen und glücklich sein.
Mögen wir uns ganz und heil, wohl geborgen und frei fühlen.
Frei von Hass: dem Schatten der Wut.
Frei von Resignation: dem Schatten der Trauer.
Frei von Lähmungen: dem Schatten der Angst.
Frei von Verzweiflung: dem Schatten der Scham.
Frei von Illusionen: dem Schatten der Freude.

Ein erfülltes, friedvolles Sein ist mit einer bewussten Präsenz möglich. Mangelnde menschlich-persönliche Präsenz kann in unserer Welt viel Zerstörung zur Folge haben. Dazu Eva Pomeroy in ihrem Blog «Innere Abwesenheit»: «Anwesenheit ist der Akt, sich der Welt um uns herum zu öffnen und eine direkte Beziehung zu ihr einzugehen. Es ist eine bewusste Entscheidung, sich mit echter Neugier, Offenheit und Mut auf etwas Neues einzulassen. Abwesenheit ist eine Vorgehensweise, die zu vielen der schlimmsten Probleme der Welt führt. Sie ist durch eine Reihe von Handlungen gekennzeichnet, die Trennung schaffen und aufrechterhalten: Leugnung und Desensibilisierung gegenüber der Realität anderer, Verschlossenheit gegenüber kollektivem Potenzial, Lokalisierung der Problemquelle außerhalb von sich selbst und Ausübung verschiedener Formen von Gewalt.»

Fehlendes Bewusstsein kann zur Verwandlung der Welt in eine Megamaschine führen: zur Vernichtung der Natur und damit auch des Menschen. In «Die Anbetung des Toten» führt der von mir sehr geschätzte Felix Feistel aus: 

«Der technische Fortschritt, der uns seit Jahrhunderten als utopische Aussicht auf das Paradies im Hier und Jetzt verkauft wird, führt uns in die vollkommene Abhängigkeit von der Technik. Sie dringt in jeden Lebensbereich vor und macht den Menschen auf diese Weise von sich abhängig. So ist eine technische Sphäre entstanden, welcher der Mensch heutzutage untertan ist. Diese ersetzt nach und nach die natürliche Umwelt. Die Transideologie sowie der Transhumanismus zielen nun auf die fundamentalen natürlichen Grundlagen der Menschen. Sie schaffen nicht nur biologische Geschlechter vollkommen ab, sondern letztlich auch den Menschen selbst als Lebewesen, indem sie ihn in eine allumfassende Maschine eingliedern.»

Gefühle als Wegweiser

Wo Wut ist, soll Klarheit und verändernde Kraft entstehen.
Wo Trauer ist, soll sie angenommen werden: um loslassen zu können, was nicht zu ändern ist. 
Wo Angst ist, sollen Kreativität, Schutz und Vertrauen wachsen.
Wo Scham ist, soll Selbstreflexion zu Stärke führen.
Wo Freude ist, soll das Gold in der Seele geehrt und vermehrt werden.

Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung? Hier dazu ein Auszug aus dem Kapitel «Das Erwachen und der Weg nach aussen» von Eckhart Tolle: «... doch in dem Masse, in dem deine Bewusstheit zunimmt und dein Leben nicht länger vom Ego beherrscht wird, brauchst du nicht mehr abzuwarten, bis deine Welt durch Alter oder eine persönliche Tragödie geschrumpft oder zusammengebrochen ist, um zu deinem inneren Ziel zu erwachen. Wenn das neue Bewusstsein sich auf der Erde zu entfalten beginnt, brauchen immer weniger Menschen ein Schockerlebnis, um zu erwachen. Sie verbünden sich freiwillig mit dem Prozess des Erwachens, während sie sich noch in der Phase des äusseren Wachsens und Expandierens befinden. Wenn diese Phase nicht länger vom Ego vereinnahmt wird, kommt die spirituelle Dimension ebenso kraftvoll in diese Welt durch die Bewegung nach aussen - durch das Denken, Sprechen, Handeln und Erschaffen - wie durch die Bewegung nach innen - durch die Stille, das Sein und die Auflösung der Form.» 

Nach einer alten Sufi-Geschichte lebte einst im Orient ein König, der ständig zwischen Glück und Kummer hin- und herschwankte. Die kleinste Kleinigkeit regte ihn auf oder brachte ihn völlig aus der Fassung, und dann schlug sein Glück sofort in Enttäuschung und Verzweiflung um. Es kam soweit, dass der König seiner selbst und seines Lebens müde wurde und nach einem Ausweg zu suchen begann. 
Er liess nach einem Weisen schicken, der in seinem Königreich wohnte und in dem Ruf stand, erleuchtet zu sein. Als der Weise kam, sagte der König zu ihm: «Ich möchte wie Du sein. Kannst Du mir etwas geben, das meinem Leben Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Weisheit verleiht? Ich bezahle Dir jeden Preis, den Du verlangst.» 
Der Weise sagte: «Vielleicht kann ich Dir helfen. Aber der Preis ist so hoch, dass Dein gesamtes Königreich nicht reichen würde, ihn zu bezahlen. Darum sollst Du es als Geschenk erhalten, sofern Du es zu würdigen weisst.» 
Dies versicherte ihm der König, und der Weise ging. Einige Wochen später kehrte er zurück und überreichte dem König ein mit reichen Schnitzereien verziertes Kästchen aus Jade. Der König öffnete das Kästchen und fand darin einen einfachen goldenen Ring. Auf dem Ring war eine Inschrift sie lautete: «Auch dies geht vorbei.»
«Was bedeutet das?», fragte der König. 
Der Weise erwiderte: «Trage diesen Ring immer. Sobald etwas geschieht, berühre ihn und lies seine Anschrift, bevor Du es gut oder schlecht nennst. Dann wirst Du immer in Frieden sein.»

Kerstin Chavent, die mir immer wieder gut tut, hat vor einem Monat in «Das Joch des Mangels ablegen» dazu mitgeteilt: «Wer in Abhängigkeit von etwas lebt, was nicht da ist, trägt anstatt eines sprudelnden Füllhornes ein gähnendes Loch in sich. Das Gegengift heisst Dankbarkeit.» 

Im ewigen Augenblick unterwegs sein 
Mögest Du von ganzem Herzen und aus Liebe 
im Frieden mit Dir in der Welt leben, wie wir sind,
und Dich am Gold in Deiner Seele freuen.