Gutschein für Nichtlesende
Im Bus traf ich Adrian*. Ich kenne ihn noch vom Zivilschutz her. Wir haben vor langem zusammen Patienten zwischen Krankenhäusern und Wohnheimen transportiert.
Adrian ist ein netter Kerl, stolzer Familienvater und auf der Bank verschiebt er Millionen von Zürich in alle Welt. Er liest „20 Minuten“ und „Blick am Abend“ aber nicht mehr. Er gesteht, dass er sich mit dem Bücherlesen schwertut. Nach vier Seiten verlässt ihn der Wille, ja die Freude. Er sei eben ein Filmfreak aber im gleichen Atemzug gibt er zu, dass dies natürlich kein Ersatz fürs Lesen sei. „Aber was tun?“ fragt er frei und offen und rollt das Gratisblatt zusammen.
Geht es Ihnen vielleicht ähnlich? Wenn ja, dann verwandeln wir nun diese Kolumne in einen Gutschein. Schneiden Sie diese Kolumne aus und legen Sie diese einer Bibliothekarin oder Buchhändlerin in die Hände und sagen Sie zu ihr: „Bitte lesen Sie das“:
Liebe Buchhändlerin, liebe Bibliothekarin,
Geben Sie dieser Person ein Buch, das die Lust des Lesens entflammt oder wiedererweckt. Es soll süchtig machen und bewirken, dass die Dame oder der Herr wiederkommt und gierig ruft: „Ich will mehr!“ Nehmen Sie sich Zeit, und wandeln Sie durch die Regale während der Gutscheinbesitzer der Lektüre harrend irgendwo Platz nimmt.
Tja, meine Leserinnen und Leser, so finden Sie gewiss den Weg zu einem Leseerlebnis der neuen Art und dann werden Sie vom Balkon herunterschreien: „Wie konnte ich ohne Bücher so lange leben!“.
Es grüßt, Ihr Lesens-Retter.
*Name wurde aus Schutzgründen geändert.
Das passende Buch: „Eine Geschichte des Lesens“ von Alberto Manguel, S. Fischer Verlag, ISBN 9783596175154
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