«Ich arbeite auf der Nanomillimeterebene»

Jochi Weil – Brückenbauer zwischen jüdischen und palästinensischen Menschen

Jochi und Anjuska Weil (links) mit Mitstreitern während einer ihrer regelmässigen Zürcher Mahnwachen für Frieden in Palästina

Zu finden ist Jochi Weil jeden Monat am zweiten Freitag von 12 Uhr 30 bis 13 Uhr an der Zürcher Mahnwache für einen gerechten Frieden in Israel/Palästina, im Sommer am Central, im Winter am Paradeplatz. Schon von weitem ist dort das Schriftband «Schluss mit Besatzung und Krieg in Palästina und Israel» und die grossen schwarzen Hände beschriftet mit «Stoppt Siedler» oder «Nein zu Landraub» zu sehen.

Dieses Jahr feierte Jochi Weil seinen 80. Geburtstag. Zur Ruhe gesetzt hat er sich nie. Zu sehr beschäftigt ihn der Unfrieden im Nahen Osten. Letztes Jahr hat er das Netzwerk ‹Ina autra senda – Swiss Friends of Combatants for Peace in Israel/Palästina› mitbegründet, mit dem die politische Debatte zum Problem Israel/Palästina angeregt werden soll.

Aktuell organisiert Jochi Weil mit Ina autra senda für den kommenden November 22 die Vortragsreise zweier Väter – ein Palästinenser und ein Israeli – die ihre beiden Töchter durch Waffengewalt in Israel und in Palästina verloren haben. Die beiden setzen sich für eine gewaltlose Lösung des Konfliktes ein.

Bis zum Sechstagekrieg von 1967 hatte Jochi Weil, der aus einer jüdischen Familie stammt, Israel vorbehaltlos unterstützt. Nach dem Sieg Israels reiste er mit seiner Frau Anjuska nach Israel, wo sie in einem Kibbuz arbeiteten. Nach Berichten von zurückgekehrten Soldaten begann seine Unterstützung für die israelische Politik zu bröckeln:

«Es war vom Häuserkampf in Jericho die Rede: Eine Einheit nahm Haus um Haus ein, schliesslich kam sie in einen Raum, in dem ein paar Araber waren – damals nannte man sie noch nicht Palästinenser. Sie sahen, dass einer eine Handgranate im Hosenbund hatte.» Die Soldaten erzählten, sie hätten schliesslich alle erschossen.

«Da ist etwas passiert mit mir. Ich fragte mich: Wie verträgt sich das mit dem Humanismus? Denn eine humanistische Erziehung war in unserer Jugendbewegung, dem Hashomer Hatzair, sehr wichtig.»

Unbeirrbar für Versöhnung und Frieden: Jochi Weil und seine Frau Anjuska.

 

Mit seiner Frau begann sich Jochi Weil für ein Ende der Besatzung und eine Zwei-Staaten-Lösung einzusetzen. Er weiss, dass er in der grossen Politik nichts ändern kann. In dieser Ohnmacht hat er den Ausweg der paradoxen Hoffnung (Erich Fromm) gefunden: So arbeitet er eben im Kleinen «auf der Nanomillimeterebene».

Er hat die Kampagne Olivenöl aus Palästina mitbegründet und engagierte sich seit über 30 Jahren bei medico international schweiz für die Westbank, Gaza und den Brückleinbau mit Israel.

Die Religion ist Jochi Weil wichtig. Er ist Mitglied der Israelischen Cultusgemeinde Zürich ICZ. Für ihn ist die Zedeka (5. Buch Moses), der allgemeine Begriff für Gerechtigkeit im jüdischen Glauben zentral: «Der Gerechtigkeit und nur der Gerechtigkeit sollst Du nachjagen» sagt Jochi Weil.

«Vor sehr langer Zeit soll ein Rabbiner gesagt haben: Die Welt beruht auf drei Säulen: Wahrheit – Recht – Frieden. Ohne Recht und Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden.» Das sind Leitlinien von Jochi Weil und seiner Frau Anjuska bis heute.


Veranstaltungsreihe mit Bassam Aramin und Rami Elhanan in der Schweiz

15. bis 22. November 2022

Rami Elhanan (links) und Bassam Aramin sind durch den Tod ihrer Töchter  durch den jeweiligen Gegner zu Freunden geworden.

15.11. Zürich
16.11. Winterthur
17.11. Bern
18.11. Fribourg
19.11. Lausanne
20.11. Genf
21.11. Basel
22.11. Freiburg im Breisgau

für weitere Informationen siehe: http://www.für-frieden-unterwegs.de

Kommentare

nano oder milli

von juerg.wyss
Ich bin immer wieder erstaunt über die Wortfindungen, nanomillimeter wo gibts denn sowas? das Grundmass ist Meter 1 millimeter ist ein tausendstel Meter, 1 nanometer ist ein milliardstel Meter. Das ist schon ein Bereich, den niemand bearbeiten kann.Und nun noch ein nanomillimeter, das ist ein pikometer das heisst ein billionstel Meter. in diesem Bereich hat selbst ein Elektronenrastermikroskop Mühe. Ich lese den Artikel gar nicht, da schon die Überschrift fake ist.