Innovationen im Biogemüsebau: Ingwer aus Baden-Württemberg

«Normalerweise wächst Ingwer in tropischem oder subtropischem Klima, zum Beispiel in Peru», erklärt Micha Eberhardt (23) aus Deizisau im Landkreis Esslingen. Der junge Gemüsebauer pflanzt jedoch die gesunde Ingwerknolle seit einem Jahr auch im Familienbetrieb in Baden-Württemberg an.

Foto: C. Born

«Während meiner Lehrzeit in Nürnberg habe ich den Ingweranbau bei meinem Lehrherrn erlebt und die Idee aufgegriffen», erzählt Micha. Ich wollte etwas Neues ausprobieren und ich hatte mitbekommen, dass Ingwer unter Glas oder Plane gut gedeiht.»

Nachdem er im Familienbetrieb Interesse für den Ingweranbau wecken konnte, begann er im Januar 2021 mit der Pflanzenanzucht. «Es war eine Herausforderung, aber es hat geklappt», berichtet der junge Gemüsebauer strahlend, »die erste Ernte im Herbst 2021 war erfolgreich.»

Wie wird das tropische Klima im Gewächshaus erzeugt?

Der Ingwer braucht feuchte tropische Wärme von etwa 25 bis 30 Grad. Dieses Klima lässt sich im Gewächshaus schaffen, denn man kann die Temperatur dort steuern, weiss Micha zu berichten. «Wir benutzen zusätzlich ein Schattiernetz, damit die Sonne nicht zu sehr auf die Pflanzen herunterstechen kann. So hat die Ingwerpflanze es, wie sie es mag: schattig und warm. Dazu gehört dann noch die Überkopfbewässerung, die man sich wie eine Duschbrause von oben vorstellen kann.»

Ingweranbau im Jahresrhythmus

«Im Januar werden die kleinen Pflanzenwurzeln angezüchtet. Im April oder Mai werden sie dann ins Gewächshaus ausgepflanzt, am besten nach den Eisheiligen. Die Pflanze darf auf keinen Fall Frost abkriegen. Die Ernte der Ingwerknollen findet dann zwischen September und Dezember statt.»

Die Knollen werden wöchentlich frisch geerntet, denn man kann sie nur etwa zwei bis drei Wochen lang lagern. Micha experimentiert bereits mit dem Trocknen von Ingwer, schätzt aber auch die Vorzüge des frischen Ingwers.

Der frische Ingwer schmeckt etwas milder als der getrocknete und ein bisschen nach Zitrone», erklärt der junge Bauer. Ingwer ist ansonsten ein eher pfeffriges Gewürz aber auch eine anerkannte Heilpflanze, die Schmerzen und Entzündungen lindert und gegen Magen-Darmbeschwerden hilfreich ist. In Indien und China verwendet man die Ingwerpflanze schon seit 5000 Jahren als Heilmittel.

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Wie ist die Nachfrage?

«Die Kunden kaufen den frischen Ingwer gerne in unserem Hofladen und fragen das ganze Jahr danach», freut sich Micha. Unser Ingwer ist etwas teurer als der importierte, dafür wird er ohne Pflanzenschutzmittel angebaut. Während der Coronazeit ist das Interesse an Ingwer gestiegen. Die Leute haben mehr auf ihre Gesundheit geachtet.»

Der Berghof ist ein konventioneller landwirtschaftlicher Traditionsbetrieb in der dritten Generation und bietet in seinem Hofladen neben Ingwer eine breite Palette saisonales Beerenobst und Gemüse, zum Beispiel Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren sowie Spargel, Kartoffeln und Zucchini.

Micha zeigt auf die Wiese mit den freilaufenden Hühnern: «Und von hier kommen unsere frischen Freiland-Eier. Ansonsten kooperieren wir mit den anderen Hofläden hier in der Region. Das ist ein Geben und Nehmen», sagt er. Und so gibt es im Hofladen auch Käse, Wurst und Brot zu kaufen. Ausserdem vermarktet der Berghof seine Frischeprodukte auch an fünf Verkaufsständen, hält drei eigene Wochenmärkte, beliefert Märkte und den Lebensmittelhandel.

Man sieht, wo’s herkommt.

Da auf dem Berghof auch ein Verkaufsautomat steht, kommen am Wochenende immer wieder Besucher dorthin. Eltern mit ihren Kindern schauen sich die Freilandhühner an und spazieren um das ganze Areal hier oben. «Unser Hof ist irgendwie auch ein Ausflugsziel», schmunzelt Micha und kratzt sich mit einem Stöckchen die Erde von seinen Arbeitsschuhen. Er steht von der Holzbank auf und verabschiedet sich. Jetzt muss er wieder etwas tun, denn «Ung’schafft geht’s nicht auf dem Berghof!»

Kommentare

Ingwer aus der Schweiz

von Christa
Der Biogemüsebetrieb Müller Steinmaur im Zürcher Unterland hat seit einigen Jahren selbst gezogenen Ingwer.