Künstliches Holz soll Bedürfnisse der Industrie erfüllen
Eine amerikanische Hochschule arbeitet an der Herstellung von künstlichem Holz. So sollen die bedrohlicher werdenden Konsequenzen der Abholzung vermindert werden. Die Frage ist jedoch, ob solche technischen Lösungen langfristig wirklich zum Ziel führen.
Die weltweite Abholzung wird zu einer immer grösseren Herausforderung. Jede Minute verlieren wir weltweit eine Waldfläche in der Grösse von 35 Fussballfeldern. Pro Jahr beläuft sich dies auf eine Fläche, die so gross ist wie ganz Griechenland.
Mittelfristig wird der Verlust der Wälder für uns alle zum Problem werden. Denn diese sind nicht nur der Lebensraum von 70 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten auf der Welt – von denen im Schnitt dreissig pro Tag aussterben. Bäume sind auch natürliche Temperatur-Regler und integraler Bestandteil des globalen Wasserkreislaufs. Denn sie sorgen dafür, dass Wasserdampf zurück in die Atmosphäre gelangt und wieder zu Regen wird. Ohne Wälder wird unser Planet zur leblosen Wüste.
Gründe für die Abholzung gibt es viele. Der weiterhin steigende Bedarf an Holz ist nur einer von ihnen, und doch: Dieses Forschungsprojekt des «Massachusetts Institute of Technology» könnte einen Beitrag dazu leisten, dass künftig weniger Bäume gefällt werden. Forscherinnen und Forscher der amerikanischen Hochschule arbeiten nämlich zurzeit an einer Möglichkeit, im Labor künstlich Holz herzustellen. Dieses könnte sogar gezielt so gezüchtet werden, dass es bestimmte Eigenschaften erfüllt. So würde das Material auch für die Industrie interessant, weil es auf deren Bedürfnisse angepasst werden könnte. Allerdings weiss man zurzeit noch nicht, wann die Entwicklung abgeschlossen ist und zu welchem Preis der Holzersatz verkauft wird.
Bei solchen Erfindungen frage ich mich allerdings immer: Soll man nun der Wissenschaft applaudieren, weil sie so spektakuläre Kreationen entwickelt? Oder ist die Erschaffung von künstlichem Holz – genauso wie von künstlichen Bäumen zur CO2-Umwandlung oder von Minidrohnen als Bienenersatz – nicht eher ein besorgniserregendes Symptom der heutigen Konsumgesellschaft? Statt eine ernsthafte Debatte über einen nachhaltigere Wirtschaft zu führen, um die Zerstörung des Planeten zu verhindern, wird durch diese Scheinlösungen Symptombekämpfung betrieben. Mittelfristig kann das nicht gut gehen. Doch die Industriegesellschaft hält nach wie vor am Glauben fest, dass Wissenschaft und Technologie das Ganze schon irgendwie richten werden.
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