«Hier entsteht ein kulturelles, nachhaltiges Pionierprojekt – für die Nachbarschaft und für die Welt». Das ist am Eingang des «House of Transformation» zu lesen. Was macht euch zu Pionieren?
Was unterscheidet das «House of Transformation» vonanderen Gemeinschafts- und Hausprojekten in Zürich?
«Willkommen im Zeitalter des Fühlens», steht auf dem grossen Banner über dem Hauseingang. Hat dieses Zeitalter schon begonnen?
Rayén Oberholzer: Für mich persönlich bedeutet «Zeitalter des Fühlens», einen gesunden Zugang zur Intuition und Lebendigkeit wiederzuerlangen. Andere Menschen dazu ermuntern, diesem inneren Kern wieder zuhören und vertrauen zu können, ist mir wichtig.
Was erwartet BesucherInnen im «House of Transformation»?
Das Projekt «House of Transformation» ist gerade in der Aufbauphase. Was wird sich in den nächsten Monaten verändern?
Welche konkrete Unterstützung kann hier das «House of Transformation» bieten ?
Rayén Oberholzer: Das «House of Transformation» ist ein Ort, an dem wir sowohl Wissen vermitteln als auch bestimmte Methoden und Techniken als Wegweiser für einen gesunden Umgang mit unserer Gefühlswelt anbieten. Der Ausstellungsraum und unsere Prozessarbeit, die BesucherInnen am «Day of Transformation» kennenlernen können, sind so konzipiert, dass emotionale Vorgänge sichtbar und verständlich werden. Wir müssen uns im Leben immer wieder mit Existenzängsten und dem Verlust von bekannten Strukturen auseinandersetzen. Deshalb liegt es in unserer Verantwortung, den Umgang mit Angst, Wut und Trauer genauso zu lernen, wie die Wertschätzung gegenüber Gefühlen, die wir als schön bezeichnen.
Rayén, du bist eigentlich Juristin und du Manuel hast unter anderem Publizistik und Ethnologie studiert. Inzwischen seid ihr Projektentwickler, Coaches, Künstler. Welcher persönliche Weg hat euch dorthin geführt?
Rayén Oberholzer: Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie ich Systemstrukturen beeinflussen kann und wollte dafür unser geltendes Rechtssystem genau kennen. Es war mir wichtig zu lernen, was unsere Rechte sind, wie ich mich dafür einsetzen und sie verteidigen kann. Zugleich habe ich viele Jahre eigene, fundamentale Krisen durchlebt. Irgendwann fiel mir auf, dass auch meine inneren Glaubenssätze und emotionalen Muster von einer einschränkenden Art zu Denken und zu Fühlen bestimmt wurden. Als Konsequenz darauf habe ich begonnen, einen Perspektivenwechsel von Aussen nach Innen zu vollziehen. Wenn wir unsere äussere Welt verändern wollen, müssen wir zuerst im Inneren aufräumen.
Manuel Brändli: Für mich ist in allem, was ich tue, immer die zentrale Frage: Um was geht es eigentlich wirklich? Wir haben viele Schichten an Fassaden und sozialer Verkleidung. Den verletzbaren und doch unzerstörbaren Kern unter all diesen Verkleidungen zu erkennen und ihn als Ressource zu nutzen, das ist, was mich fasziniert. Diese Selbstermächtigung auch weiterzugeben, ist eines meiner Herzensanliegen.
Aus welchen Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung kommen eure Methoden?
Manuel Brändli: Innerhalb des «House of Transformation» und auch bei den «inneren Reisen» fliessen verschiedene Ansätze zusammen. Wir nutzen Atem, Yoga- und Körperarbeit und sind beeinflusst von verschiedenen Methoden, zum Beispiel der Urschreitherapie, Bioenergetik, Yoga und systemischer Arbeit. Durch unsere eigene Praxiserfahrung entwickeln wir diese Methoden ständig weiter.
Welchen Platz hat darin die bildende und darstellende Kunst?
Rayén Oberholzer: Wir haben mit dem «Day of Transformation» einen prozess- und erlebnisorientierten Workshop kreiert, in dem die BesucherInnen eingeladen sind, ihre äusseren Rollen abzulegen, um sich ganz ihrem Inneren zuwenden zu können. Wir verbinden dabei Atem- und Körperarbeit mit spielerischen Elementen, nutzen gezielt eine künstlerisch gestaltete Umgebung und begleiten den Prozess mit Musik- und Klangelementen. Das Haus wirkt dabei als Gesamtkunstwerk, das innere Bilder und Assoziationen hervorruft, die bereits zur Prozessarbeit gehören. Das Eintreten soll durch künstlerische Symbole der Umgebung ganz bewusst als Eintreten in eine andere Ebene der Realität empfunden werden. Der Begrüssungsdesk im Eingangsbereich ist unsere «Inner Travel Agency». Hier beginnt der Workshoptag und die BesucherInnen erhalten alle wichtigen Informationen zum Abenteuer der inneren Reise. Für die Zukunft ist geplant, dass der «Day of Transformation», neben uns als professionellen Coaches, auch von ein- oder zwei SchauspielerInnen begleitet wird. Sie werden uns gewissermassen als ReisebegleiterInnen bei den Abläufen des Workshops unterstützen.
Ihr schreibt auf eurer Website: «Jetzt mitwirken und Revolution bewirken!» Mutige Aussage! Was bedeutet für euch Revolution?
Manuel Brändli: Ich liebe das Wort Revolution! Für mich ist das etwas total Positives. Ich denke dabei nicht an die russische oder die französische Revolution, wenn ich diese Aussage mache. Revolution ist für mich ein Umschwung und ein Wandel zu einer lebensdienlichen und freien Welt, wie ich sie mir wünsche. Mein ganzes Sein für diesen tiefen Wunsch in Aktion bringen, das bedeutet für mich Revolution!
Rayén Oberholzer: Revolution bedeutet auf persönlicher Ebene für mich, die volle Verantwortung für alle Lebensumstände zu mir zu nehmen, damit ich aufhören kann, sie an Drittinstanzen abzugeben. Wenn ich in jedem meiner Lebensbereiche meine Verantwortung wahrnehme, leiste ich damit den grösstmöglichen Dienst für das Leben. Davon bin ich überzeugt!