Vor 75 Jahren wurden die Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben. Zum Jahrestag stellen Schweizer Unterstützungsorganisationen palästinensische Leistungen in den Vordergrund.

Honey Thaljeh, Frauenfussballerin aus Palästina/zVg

«Weisst du, dass die erste Eisenbahn des Nahen Ostens in Palästina fuhr? Oder dass die Mehrheit der palästinensischen Regisseure weiblich sind?» Solche und ähnliche Fragen findet man ab heute auf der Homepage nakba-75.ch.

«Wir wollen mit positiven Schlagzeilen auf 75 Jahre Nakba aufmerksam machen», sagt Geri Müller, Präsident der Gesellschaft Schweiz-Palästina (GSP). Nakba, wörtlich Katastrophe, steht für die Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat im Jahre 1948. Die GSP und das Swiss-Palestine Netzwerk, die gemeinsam für die Aktion verantwortlich sind, wollen bewusst die Aufmerksamkeit auf die verborgenen Schätze Palästina legen.

An allen Schweizer Bahnhöfen wurden heute Postkarten verteilt. Nackt, bis auf einen QR-Code, der Adresse nakba-75.ch, dem heutigen Datum und der Frage «Ein Tag, wie jeder andere?» Klickt man auf den Code, stösst man auf weitere Fragen, zum Beispiel: «Weisst du, dass Palästina nie ein ‘Land ohne Volk’ war?» Und dann darf man sich von Info zu Info durchklicken. Am eindrücklichsten ist das Projekt Palestine Remix von Al Jazeera. Dutzende von Dokumentarfilmen erzählen von den verschiedensten Facetten des Landes, das 1948 von den Briten und der UNO an die Zionisten ausgeliefert worden war.

Es gehört zum festen Bestandteil israelischer Propaganda, dass Palästina ein «Land ohne Volk» beziehungsweise bei seiner Annexion ein unterentwickeltes Niemandsland gewesen sei. In der Filmmediathek «Palestine Remix» kann man sich eines Besseren belehren lassen. Im Film «Lost Cities of Palestine» erzählen Exponenten aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft von Palästinas ruhmreicher Geschichte. Die Hafenstadt Jaffa war der Dreh- und Angelpunkt der Industrie Palästinas. Von allen arabischen Ländern strömten Menschen heran, um hier zu arbeiten. Ab 1865 konnte man in Paris, Berlin und London in Orangen aus Jaffa beissen. 1892 baute Palästina die erste Eisenbahnstrecke des Nahen Ostens – von Jaffa nach Jerusalem.

Aber nicht nur in der Vergangenheit war Palästina gross. Besonders stark sind heute auch seine Frauen. So hat die heute in Zürich wohnende Honey Thaljeh in Palästina die erste Frauenfussballmannschaft gegründet. Als FIFA-Kommunikations- und Projekt-Managerin verschafft sie nicht nur Tausenden Jugendlichen in Palästina Zugang zum Sport, sondern jenen auf der ganzen Welt. Besonders kreativ sind die Frauen auch im Filmbusiness. Die Mehrheiten der palästinensischen Filme werden von Frauen gedreht.

«Ein Tag wie jeder andere?» Hoffentlich ein Tag, indem viele ihre Vorurteile über Terrorismus und Frauenunterdrückung in Palästina revidieren können.