Nanomaterial-Moratorium im Lebensmittelbereich gefordert

Produkte aus dem Lebensmittel- und Non-Food-Bereich enthalten zunehmend Nanopartikel. Um Risiken und Folgen auf die Gesundheit aber kümmern sich Forscher und Industrie nicht.

Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter, „nano“ ist, was kleiner ist als hundert Nanometer, also etwa Mikroorganismen oder Feinstaubpartikel. Nanopartikel verbessern den UV-Schutz in Textilien und Sonnencrèmen und töten Schweisskeime in Socken, erhöhen die Effizienz von Lack oder Fensterreiniger und werden Lebensmitteln beigegeben. Hunderte von Firmen wirtschaften in der Schweiz in diesem Bereich, die genaue Zahl ist nicht bekannt.

Gesetzgebung hinkt hintennach
„Unbemerkt von der Öffentlichkeit spielen sich auf dem Lebensmittelmarkt derzeit tief greifende Veränderungen ab. Nanomaterialen werden immer mehr Lebensmitteln und Küchengeräten zugefügt und landen so auf unseren Tellern. Doch während die Industrie fleißig neue Nanoprodukte auf den Markt bringt, hinkt die Gesetzgebung hintennach“, sagt eine neue Studie zu Nanotechnolgie im Lebensmittelsektor auf der zum Thema gut dokumentierten Internetseite des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 93 Nanopartikel enthaltende Produkte aus dem Lebensmittelbereich, die bereits im Verkauf sind, listet die Studie auf. Die Verbreitung passiert schnell, Deklarationspflicht, Arbeitsschutz und weitere Standards zum Umgang mit Produkten der neuen Technolgie fehlen aber weltweit.

Wöchentlich drei neue Produkte
„Die Industrie steckt derzeit viel Geld in die Entwicklung von Nanoprodukten, doch kaum jemand zahlt für die Risikoforschung“, stellt Redaktorin Susan Boos in der neusten Ausgabe der WochenZeitung fest. Die Forscher im „Nanowunderland“ wirft sie vor, „euphorisiert und glückstrunken von der neuen Wunderwelt“ zu sein. 600 Produkte seien bereits weltweit auf dem Markt, wöchentlich kämen drei neue hinzu, und damit würden Milliardenumsätze erzielt.

Nanoformen sind sehr toxisch
Nanonomaterialien sind wegen ihrer Mikrokleinheit viel toxischer als grössere Teile, darauf weist auch der BUND, und darauf, dass das heute in Makroform Lebensmitteln beigegebene Titandioxid in der Nanoform zu Nieren- und Leberschäden führen kann. Und fordert ein Moratorium für die Verwendung von Nanomaterial im Lebensmittelbereich, bis die nötigen Risikoabschätzungen und Regelungen vorhanden sind.

db