«Natur» – keine Probleme mit Wirtschaftswachstum

Der Basler «Natur-Kongress» ist auf dem Weg zum massgeblichen Stelldichein des grünen Sektors (und allen, die auf der grünen Welle reiten). Mit «Wachstum in Natur und Wirtschaft» hat sich der Kongress vom 9. März in Basel ein eminent wichtiges, aber auch kontroverses Thema gegeben. Aber er hat die Chance verpasst, der versammelten Ökoprominenz aus Wirtschaft, Verwaltung und NGOs die Augen für die Zwänge zu öffnen, mit denen sie alle zu kämpfen haben: Wie können langfristig orientierte Öko-Investitionen in einer auf kurzfristige Profite ausgerichteten Wirtschaft rentabel gemacht werden? Stattdessen durfte der humorvolle Herr Hauser, Präsident der Migros und Hauptsponsor des Kongresses seine Werbespots an die 650-köpfige Zuhörerschaft bringen. Grundtenor der Hauptveranstaltung: Wachstum ist gut und mit ein bisschen gutem Willen (der Abwesenden) kann es auch ökologisch gestaltet werden. Nicht mehr als ein beiläufiges Wort zu den enormen Gegenkräften: dem Zwang zum schnellen Gewinn der Kapitalmärkte, dem Zwang zum Tiefstpreis an der Verkaufsfront und dem Druck des Zinses.
Auch auf der langen Liste der Workshops liess sich kaum ein Referent finden, der sich mit den Wachstumskonflikten in Natur und Wirtschaft befassen mochte. Der Titel «Wachstum in Natur und Wirtschaft – ein Vergleich» des Tierfilmers Andreas Moser klang am vielversprechendsten. Aber mehr als ein paar nette Videoclips über Tierarten, die ihr Wachstum selbst beschränken, wurde nicht vermittelt. Kein Wort über das widernatürliche, durch den Zins erzwungene exponentielle Wachstum der Wirtschaft. Ein eindeutiger Lilchtblick  war dagegen der Verfahrenstechniker Prof. Michael Braungart von der Int. Umweltforschung GmbH in Hamburg, der die Ökoeffizienz scharf kritisierte: «Sie macht die falschen Dinge effizient falsch und damit umso gründlicher falsch.» Anstatt Menschen zu kontrollieren, weniger schädlich zu sein, könnten Menschen unterstützt werden, nützlich zu sein. «Anstatt unseren Fussabdruck zu minimieren, schaffen wir einen grossen Fussabdruck, der ein Feuchtgebiet wird.» Möglich wird dies durch umfassende Stoffkreisläufe ohne Abfälle.
Wenn der Kongress Bestand haben will, dann darf er nicht nur Managern mit grossen Sponsoringbeiträgen und grünen Ambitionen eine Plattform bieten, sondern muss auch Menschen mit unbequemen Botschaften und echtem Umweltengagement Zugang zu einem breiteren Publikum bieten.

cp