Vieles in der real existierenden Welt ist offensichtlich derart fundamental und selbstverständlich falsch, dass es eine grosse Mehrheit nicht zu merken scheint … und dies oft nicht einmal dann, wenn es eigentlich gar nicht mehr wahrhaftig und wirklich geht. Philosophische Gedanken zum Widerstand gegen den EuroAirport.

EAP
Warum ich mein Engagement für den «Ausbaustopp beim Flugverkehr vom EAP» nach 25 Jahren beende. Foto: Wikipedia

Die Welt des masslos mechanistischen Fortschritts steckt in einer kolossalen Krise. Viele scheinen davon nichts wissen zu wollen: Das mag unter anderem auch in der Schweiz total normal sein. Krisen nicht wahrhaben zu wollen, ist aber keine final vernünftige und zweckmässige Lösung. Und dies auch dann nicht, wenn es einer Mehrheit entspricht. 

Reformen dienen in der Regel dem Zweck, dass im Prinzip alles beim Gewohnten bleiben kann: Was sich auch beispielsweise bei der Politik zeigt. Ich will und werde hier aber nicht das Lied vom neuen Wein in alten Schläuchen spielen: denn «Neues neu anfangen» ist fundamental ganz anders gemeint.

Als Wissenschaftler war ich mit einer Intelligenz am Tun, die sich in Richtung einer sogenannt künstlichen (KI) bewegt hat. Es ging dabei vor allem um immer noch mehr Faktenwissen: um beispielsweise beweisen zu können, wer recht hat. Mit materialistisch zählbaren Wahrheiten. Sie entsprechen aber nur zu einem kleinen Teil dem, was das Leben wahrhaftig und wirklich ausmacht: Alles Andere und Wesentliche sind nicht quantifizierbare Qualitäten. 

 

Herzen fühlen eine Vernunft, die der Verstand nicht haben kann.

Was mich als Bildungs- und Lebensraumkünstler animiert und bewegt, nenne ich hingegen eine natürliche Intelligenz. Sie befähigt Menschen, füreinander zu empfinden und gemeinschaftlich miteinander zu handeln. Natürliche Intelligenz nimmt Chancen und Unberechenbarkeiten wahr und imaginiert damit diverse und divers mögliche Szenarien. 

Natürliche Intelligenz begründet das Denken, Fühlen und Handeln mehrdimensional und vielschichtig. Sie vermittelt zwischen den Polen der Begeisterung für das Leben und der Furcht vor Zerstörung. Natürliche Intelligenz beinhaltet die Kompetenz, erfahrungsbasiert und universell orientiert sowie ko-kreativ mit anderen neue Wege zu finden und sie gemeinsam zu gehen. Wege, die sowohl dem Einzelnen für sich, als auch der Menschheit als Ganzes ein gute Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen: immer wieder – und immer wieder auch von neuem. Mehr dazu in: DAS BLATT Nr. 26, März 2023.

Perspektiven für den Wandel: In ihrem Beitrag «Reflexion zur individuellen und gesellschaftlichen Selbstermächtigung in Krisenzeiten» skizziert Katja Wrobel in «Perspektiven für den Wandel» (1) folgende vier Phasen auf dem Weg von menschlicher Entwicklung zu Freiheit und sozialer Verantwortung: 

1) Phase des nicht wahrhaben Wollens/nicht Spürens: Schock, Lähmung, Starre Hoffnungslosigkeit. 

2) Phase der aufbrechenden Gefühle: Ärger, Angst, Trauer, u.a.

3) Phase des Suchens und sich Trennens: Altes loslassen, neue Ideen/Realitäten suchen und anerkennen.

4) Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs: Neuorientierung, Stabilisierung in neuer Realität, veränderte Werte, neue Beziehungen, u.v.m. 

Auf meinem persönlichen Herzensweg freue ich mich immer wieder von neuem, wenn ich:

... meinen inneren Frieden finde.

... mir selbst genüge und glücklich bin.

... mich ganz, heil und wohl geborgen fühle.

... unbeschwert und friedvoll unterwegs bin.

... aus und mit Liebe leben kann.

Und wenn sich dabei ein Austausch mit anderen Menschen ergibt, die auf einer ähnlichen Wellenlänge schwingen, ist es für mich wie der Himmel auf Erden.

 

Ein EuroAirport, der machen kann, was er will.

Mit meinem Verstand, der meint zu wissen, was richtig ist und wie es gehen kann, habe ich 25 Jahre lang während vielen hunderten oder gar tausenden Stunden meiner Lebenszeit gratis schaffend sowie zusammen mit vielen andern zu erreichen versucht, dass der EuroAirport (EAP), der Mitte letztes Jahrhundert genuin total unsinnig ganz nahe unserem Lebensraum und Wohnort gebaut worden ist, nicht immer noch mehr ausgebaut wird: Weil der Flugverkehr mit seinem Lärm unsere Gesundheit gefährdet und mit seinen Abgasen unsere Umwelt zerstört. Es ist nicht gelungen. 

Dem Vernehmen nach soll es definitiv per 2030 einen viele Millionen Euro oder Franken teuren, offiziell so genannt gemeinnützigen Bahnanschluss zum EAP geben: von Frankreich und der Schweiz mit öffentlichen Geldern (= unsere Steuern) grosszügig finanziert. Der Flugverkehr des EAP soll immer noch weiter grösstmöglich ausgebaut werden. Sogenannt bedarfsorientiert: Weil dies die Billigst-Fliegerei sowohl für Personen als auch für Fracht so will und es auch machen kann.

Maximal möglich macht das vor allem auch eine Politik, die grundsätzlich und grossmehrheitlich von links über die Mitte bis nach rechts immer und überall offensichtlich vieles laufen lässt, wie es kommen will. Wie es in unserem wunderbaren Dreiland am Oberrhein regional Gemeinde-, Stadt-, Kantons- oder Landes-Grenzen überschreitend normal und auch global üblich scheint. Eine Politik, die nichts und niemandem – und vor allem Mächtigen und Reichen nicht – Grenzen zu setzen vermag: Es lebe die Freiheit einer gigantisch-grandiosen Wohlstandsverwahrlosung!?

Propagandistisch redet und schreibt währenddessen Tag und Nacht alle Welt extrem prominent und unerträglich scheinheilig vom schlimmen CO2, von der kranken Gesundheit und vom schutzbedürftigen Klima: Ist das nicht wunderbar und mega prima? Beispielsweise insbesondere für einen EAP, der machen kann, was, wann und wie er es will. Bitte was soll ich da noch tun: Ausser manchmal humorlos traurig lachen und sonst gar nichts mehr machen ... bis das alles von selbst wird zusammenkrachen?

Flugverkehr gehört aus meiner Sicht zur allmächtig autoritär-hierarchisch-totalitär und industriell-mechanistisch-militärisch-technokratisch begründeten «Zuvielisation». Maximal möglich viel Flugverkehr halte ich in der real existierenden, wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft als normal und selbstverständlich. So habe ich es emotional mühsam und faktenbezogen widerwillig gelernt: Doof und dumm bleibt, wer das nicht merken will. Und mittlerweile sozusagen ein Geisterflieger scheint mir, wer unter den gegebenen Voraussetzungen beim Flugverkehr einen Ausbaustopp für mach- und erreichbar hält. 

Wer in und mit einem maroden politischen System etwas zum Guten für alle verändern will, droht grundsätzlich ein Teil der Krise zu werden, in der dieses System ebenso uneingestanden wie unaufhaltsam steckt: Mehr zu erwarten als Gefühle wie Ärger, Angst, Scham, Trauer oder Wut dürfte es da wohl kaum für mich geben?!

Mit der Zielsetzung «Ausbaustopp» war für mich immer ein ganzheitlicher, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfassender Ansatz verbunden. Billigen und exzessiven Flugverkehr sehe ich lokal, regional und global sowohl unsere Gesundheit gefährdend, als auch unsere Umwelt zerstörend. Deshalb habe ich mich nach besten Kräften und nach bestem Wissen bemüht, einen Ausbaustopp ökologisch, ökonomisch und sozial begründet in die Diskussion zu bringen.

Es ist nicht gelungen, diesen Ansatz bei der Politik, die dafür eigentlich in der Verantwortung steht, konkret und verbindlich handlungsrelevant werden zu lassen. Nicht bei den Grünen, bei denen ich unterwegs auf kantonaler und schweizerischer Ebene nachhaltig enttäuscht ausgetreten bin. Aber auch nicht bei anderen Parteien. Aber auch nicht bei der so genannten Klimabewegung. Auch nicht gelungen ist es bei den Mainstream-Medien sowie bei der Wirtschaft und der Wissenschaft. Alle scheinen sie der Meinung, dass es bis zum finalen Geht-nicht-mehr geben soll, was irgendwie möglich gemacht werden kann.

Nach 25 Jahren mit viel Aufwand und vielen Hoffnungen habe ich mein Engagement in Sachen «Netzwerk für einen Ausbaustopp beim Flugverkehr EAP» als für beendet erklärt. Und dies eher leichten Herzens, aber schweren Kopfs allen mitgeteilt, mit denen ich dazu mehr oder weniger intensiv und mitunter infolge unterschiedlicher Interessen auch konfliktreich im Kontakt war. Zu dieser meiner authentisch begründeten Entscheidung gab es jetzt für mich diverse Echos: Sie freuen mich an sich alle. Und speziell auch, weil und wenn sie meine Sicht der Situation bestätigen und mich bestärken, den Weg zu gehen, auf dem ich möglichst zusammen mit andern nach dem Motto «Neues neu anfangen» unterwegs sein will. 

Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen. 
(Aristoteles)

Dass viele in Schlaraffenländern wie der Schweiz immer noch mehr Überfluss wollen – und das auch dann, wenn es immer weniger sind, die sich einen solchen auch wirklich leisten können – ist mir klar. Ebenso, dass die Wirtschaft nach wie vor, so wie in den letzten inzwischen mehr als 50 Jahren, mehrheitlich noch mehr Wachstum mit immer noch mehr Wachstum möglich machen will. Aber auch wenn noch nicht genügend es wissen wollen: Immer-noch-mehr wird nicht mehr gehen. Nicht nur schlicht und einfach logisch und logistisch an sich nicht, sondern vor allem auch nicht, weil es auf Kosten von andern auf dieser Erde und auf Kosten unserer aller Umwelt geht.

Der Entscheid, mein Engagement in Sachen «Ausbaustopp beim Flugverkehr vom EAP» nach 25 Jahren zu beenden, ist prospektiv wesentlich beeinflusst von meiner Auseinandersetzung mit der Frage, warum es eine fundamental andere Politik braucht. Und wie sich diese mit der Zielsetzung einer Selbstermächtigung für ein Verhalten gestalten lässt, das unter anderem für alle ganzheitlich und integral beispielsweise einen Gesundheitsschutz (so auch vor Fluglärm) und einen Umweltschutz (so auch vor den Abgasen vom Flugverkehr) beinhalten kann?

Gefragt ist ein echter Wohlstand. Gemeint sind damit folgende fünf Dimensionen eines neuen, ganzheitlichen Wohlstandsbegriffs: Zeit, erfüllende Beziehungen, Kreativität, Verbundenheit mit den Mysterien des Lebens sowie mit der unbändigen Schönheit der Natur. Ein solcher Reichtum steht nicht im Widerspruch zu einem fundamental notwendigen Wandel, sondern er wird im Gegenteil dadurch erst ermöglicht.

Stellen wir uns dem Trauma und dem Schmerz der inneren Armut in unserer Gesellschaft und verbinden wir uns mit unserer Sehnsucht nach einem guten Leben für alle. Entwickeln wir Schritte für einen echten Wohlstand: tun wir es gemeinsam. Mehr dazu in DAS BLATT Nr. 30, Juli 2023.

 

Gemeinschaft stärken

Ähnlich schwach und substanziell wirkungslos wie beim Beispiel Flugverkehr von aussen, erlebe ich die Politik als ein von der Bevölkerung dafür mandatierter Einwohnerrat von innen. Auch wenn es die Mainstream-Medien und in ihrem Schlepptau wahrscheinlich eine Mehrheit der Stimmbevölkerung offensichtlich immer noch nicht wahrhaben will: Was sämtliche Parteien mehr oder weniger aufwändig und grossartig inszenieren, ist eigentlich eine tragische Komödie. Und es entspricht einer Krise.

Das Schlimme daran ist, dass eine Mehrheit der Politikerinnen und Politiker von links über die Mitte bis nach rechts diese Krise nicht als eine solche wahrnehmen will: Was einen Wandel zu einem substanziell vernünftigen und zukunftsfähigen System a priori extrem erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht.

Eine Politik im Kampfmodus, wie sie im System der parlamentarischen Parteiendemokratie jetzt aktuell auch beispielsweise bei unseren Gemeindewahlen in Allschwil zelebriert wird, mobilisiert Emotionen. In erster und letzter Linie geht es – ähnlich wie beispielsweise beim Fussball – dabei darum, gegen andere zu gewinnen. Solcherart Wahlen sind nicht nur persönlich aufwendig und hart, sondern auch sachpolitisch eigentlich ein Nonsens. 

Auf der Sachebene werden Ideen bei der Politik im Kampfmodus in der Regel nach dem «Entweder-Oder-Prinzip» zwischen den Parteien zerrieben oder zumindest auf einen profillosen Durchschnitt abgeschliffen: Ihr innovatives und/oder profiliert wertvolles Potenzial löst sich in Luft auf, und oft herrscht innerparlamentarisch Stillstand. Und meist sind es in der Folge ausserparlamentarisch Mächtige und Reiche, die – kollektiv verantwortungslos organisiert und toleriert – matchentscheidend sagen, was de facto gilt und wo es entsprechend ihren Interessen lang gehen wird. 

Das real existierende politische System ist und macht krank. Erfahrungsgemäss und erwiesenermassen kommen Konflikte, die nicht allseits konstruktiv bearbeitet und oft in Mehrheitsentscheiden «verpackt» sind, früher oder später immer wieder hoch. Was sich in der Schweiz kürzlich beispielsweise bei den Bundesratswahlen gezeigt hat. Mehr dazu in: Schweizer Politik im Kampfmodus.

Politik nach dem Entweder-Oder-Prinzip ist unter anderem verbunden mit einem lukrativen medialen Interesse. Was da abgeht, finde ich sowohl fachlich unqualifiziert, als auch menschlich und politisch extrem fragwürdig oder gar unmöglich. Dem gegenüber will ich mich nach dem Motto «Neues neu anfangen» am «Sowohl-als-Auch-Prinzip» orientieren: sachorientiert und zugleich gemeinschaftsbildend beispielweise und kokret mit parteienfrei und themenzentriert organisierten Stammtischen. Wo freiwillig Teilnehmende gebeten sind, kokreativ alle möglichen Aspekte zu einer Sachfrage einzubringen. 

Aktuell in Allschwil beispielsweise im Hinblick auf die Schulraumplanung oder den Öffentlichen Verkehr. Damit wir – gemeinsam gemittet – qualifizierte Empfehlungen zuhanden der Politik abgeben können, die den Anliegen und den Ideen der Bevölkerung bestmöglich alle und alles umfassend entsprechen: Um in vor Ort für alle wichtigen Lebensbereichen innert nützlicher Frist eine nachhaltige Wirksamkeit und eine starke Gemeinschaft erfahren und erleben zu können.
 

Quellen

(1) Perspektiven für den Wandel, Wege menschlicher Entwicklung zu Freiheit und sozialer Verantwortung. Herausgegeben von Annemarie Jost und Thomas Brunner, 2023, Edition Immanente


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