Die staatliche Glückspille
Aus dem Podcast «5 Minuten» von Nicolas Lindt.
Vor ein paar Tagen las ich von einer Studie, die jetzt auch in Zürich unter dem Titel «Züri Can – Kiffen mit Verantwortung» durchgeführt wird. Die Studie, die vom Eidgenössischen Parlament vor einigen Jahren beschlossen und vom Bundesamt für Gesundheit bewilligt wurde, wird an elf Schweizer Standorten – in Genf, Lausanne, Thun, Bern, Biel, Olten, Winterthur, St. Gallen, Glarus, Basel-Stadt und Zürich – während drei Jahren testen, wie sich ein erlaubtes Kiffen gestalten würde.
Das dahinterstehende politische Ziel ist natürlich die Legalisierung des Drogenkonsums. So weit wie Holland zum Beispiel sei unser Land noch nicht, doch «die Schweiz will lernen», so heisst es im Bericht über die Studie.
Durchgeführt wird «Züri Can» von der Stadt zusammen mit der Universität. Finanziert wird sie mit Steuergeldern. Teilnahmeberechtigt sind Erwachsene, die seit mindestens einem Jahr regelmäßig Cannabis rauchen, also eher gewohnheitsmässige – vielleicht sogar tägliche – Kiffer sind. Sie werden das Marihuana entweder in Apotheken, in einem «Drogeninformationszentrum» oder in speziell dafür eingerichteten «Social Clubs» kaufen können. Zu staatlich subventionierten Preisen und ohne den lästigen Hürdenlauf der illegalen Beschaffung.
Die Bezugsstellen sollen eine «individuelle Beratung» bieten und so die gesundheitlichen Risiken minimieren. Das Verkaufspersonal wird im Vorfeld auf seine hochkomplexe Aufgabe vorbereitet, und die Marihuana-Pflanzen, die für den Testbezug vorgesehen sind, werden selbstverständlich streng biologisch gezüchtet. Alles ganz wunderbar, klinisch, gesund und nicht nur erlaubt, sondern von höchster Stelle erwünscht. Dürfen sich jene, die auserwählt werden, nicht glücklich schätzen?
Ich habe schon viele Gewohnheitskiffer kennengelernt, jüngere und auch ältere, und ich habe mit Kiffern zusammengewohnt. Und bei all diesen Süchtigen – die so süchtig sind wie regelmässige Trinker – gewann ich immer wieder denselben Eindruck. Kaum haben sie sich berauscht, entspannen sie sich. Sie werden gemütlich und unkompliziert. Dann sind sie die «fröhlichen Kiffer», wie sie seinerzeit Polo Hofer in seinem lustigen, unvergesslichen Liedchen besungen hat.
Aber eigentlich bleiben sie alle immer ein wenig passiv und ungefährlich. Das ist für mich die simple Erklärung, warum ein legaler Cannabiskonsum von staatlicher Stelle moralisch gefördert, wissenschaftlich verkleidet und finanziert wird. Es gefällt dem Staat, wenn seine Bürger zufrieden sind, wenn sie nicht widersprechen und aufbegehren, weil die Schweiz halt eine Demokratie ist.
Viel lieber – das wissen wir – hat die Obrigkeit Untertanen, die brav ihre Ausbildung und ihre Arbeit machen, ihre verdiente Freizeit genießen und dazwischen eins kiffen, um sich zu beruhigen und abzulenken, ganz im Sinne von Aldous Huxleys «Schöner neuer Welt», wo die Menschen mit kleinen, glücklichen Pillen neutralisiert und gebrochen werden. Ist es nicht an der Zeit, Haschisch und Marihuana aus dem Betäubungsmittelgesetz zu entlassen? Der Gesetzesname erinnert doch etwas ärgerlich an den Verwendungszweck eines Betäubungsmittels. Aufwecken soll es die Menschen nicht.
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Kiffen ist eine psychische Abhängigkeit
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