Wo es früher strafende Autoritäten, Lehrer, Vorgesetzte waren, denen wir kollektiv unsere Verantwortung übergaben, sind es jetzt «Experten», Mehrheiten, der Mainstream.

Und so handeln wir gegen unsere ureigensten Interessen und unseren Instinkt – lassen uns Kontaktverbote und Impfgebote auferlegen, trugen freiwillig Masken auch dort, wo es nicht gefordert wurde, lassen uns manipulieren – weil Experten etwas sagten.

Lange dachte ich, die meisten Menschen seien einfach faul und ängstlich. Denn sich selbst zu informieren, eine Meinung zu erarbeiten und für sie einzustehen, auch gegenüber Stärkeren, und dabei gesprächsbereit und sachlich zu bleiben, erfordert Zeit, Einsatz und Mut.

Dass noch mehr hinter dem autoritätshörigen Charakter steckt, erfuhr ich im Gespräch mit Hans-Joachim Maaz. Der bekannte deutsche Psychologe, der vor einigen Tagen 80 wurde, erklärte uns: «Wir wurden zur Abhängigkeit erzogen.» Uns wurde als Kind zu wenig zugetraut.

Die Abhängigkeit von Autoritäten zeigt sich nicht nur durch Ja-Sagen. Auch notorisch anti-autoritäte Neinsager sind von Autoritäten abhängig – nur mit umgekehrten Vorzeichen. Wir kommen nicht darum herum: Wenn wir uns gegen Manipulation wappnen wollen, müssen wir unsere Autonomie zurückerobern.

Maaz' Humor und sein Wissen über unsere Charakterstrukturen haben mir Freude gemacht. Der Psychologe gehörte schon während der DDR-Zeit zum oppositionellen Spektrum und analysierte die Psyche der Deutschen in der Wende. Seit Corona-Zeiten gilt er vielen wieder als unerwünscht. Er wird gemieden,  von Vorträgen ausgeladen, als «rechts» verunglimpft – das Übliche eben. 
Das Interview ist im neuen Zeitpunkt zu lesen. 

Mit herzlichen Grüssen
Christa Leila Dregger