Rojava unter Druck
Von der Türkei unterstützte Islamisten starten die seit 2019 grösste Offensive gegen die selbstverwaltete kurdische Autonomieregion. Heute gibt es Demonstration für Rojava in der Schweiz, Deutschland und Österreich
Mit der Türkei verbündete islamistische Milizen haben eine Offensive gegen die demokratische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien (Rojava) gestartet.
Die Region Tel Rifaat südlich der 2018 besetzten Region Afrin und die kurdischen Stadtteile Aleppos drohen derzeit von islamistischen Kräften eingekesselt zu werden. Aus der Region werden auch mehrere Vorstöße gemeldet, deren genaues Ausmaß noch nicht abzuschätzen ist. Die Selbstverwaltung hat bereits am Mittag eine Generalmobilmachung zum Schutz der Region und zur Verteidigung der Selbstverwaltung ausgerufen.
In der Region leben neben der lokalen Bevölkerung schätzungsweise 200.000 Flüchtlinge aus Afrin, und die islamistischen Milizen, die derzeit in die Region eindringen, haben seit 2018 wiederholt Gräueltaten und Kriegsverbrechen an der lokalen Bevölkerung begangen.
In den letzten Stunden sind von der Türkei unterstützte Gruppen weiter vorgedrungen und haben weitere Dörfer in Shehba eingenommen, einer Region, die von der DAANES-Administration verwaltet wird.
Das Rojava Information Center interviewte Menan Cehfer, einen Bewohner des Stadtteils Sheikh Maqsoud in Aleppo, der sagt: „Die Situation wird immer schlimmer. Grundbedürfnisse wie Wasser, Strom und Brot werden knapp. Wir sind belagert. Es scheint, als würden die Milizen einen indirekten Ansatz verfolgen, um uns zur Kapitulation zu zwingen. Für uns ist Kapitulation jedoch keine Option.“
Derzeit kommt es zu Zusammenstößen in den Außenbezirken von Tal Rifaat. Heute früh hat die Türkei Dörfer an der Grenze zwischen Shehba und den von der Türkei besetzten Gebieten beschossen.
Der Oberbefehlshaber der kurdischen Selbstverteidigungsarmee Mazlum Abdi: «Die Lage im Nordwesten Syriens hat sich schnell und plötzlich zugespitzt, und unsere Streitkräfte sind heftigen Angriffen von mehreren Fronten ausgesetzt. Nach dem Zusammenbruch und dem Rückzug der syrischen Armee und ihrer Verbündeten haben wir eingegriffen, um einen humanitären Korridor zwischen unseren östlichen Regionen, Aleppo und dem Tal Rifaat, einzurichten, mit dem Ziel, unsere Bevölkerung vor möglichen Massakern zu schützen. Die Angriffe der bewaffneten Gruppen, die von der türkischen Besatzung unterstützt werden, haben diesen Korridor unterbrochen. Unsere Streitkräfte haben unser Volk in Aleppo, Tal Rifa'at und al-Shahba'a tapfer verteidigt. Wir koordinieren uns aktiv mit allen relevanten Parteien in Syrien, um die Sicherheit unseres Volkes zu gewährleisten und seine sichere Umsiedlung aus den Gebieten Tal Rifa'at und Shahba'a in unsere sicheren Gebiete im Nordosten des Landes zu ermöglichen. Gleichzeitig leisten unsere Streitkräfte weiterhin Widerstand, um unser Volk in den kurdischen Stadtvierteln von Aleppo zu schützen.»
Der Zeitpunkt hat wiederholt über das hoffnungsvolle Demokratieprojekt Rojava berichtet, z.B. hier.
Riseup4Rojava ruft auf:
Setzen Sie sich gegen türkische Angriffe und dschihadistische Milizen ein!
Mitten im andauernden Krieg imperialistischer und islamistischer Kräfte gegen die Völker des Nahen Ostens nutzt die Türkei die Situation, um einen der grössten Angriffe gegen Rojava und Syrien seit 2019 durchzuführen. Als Teil des neo-osmanischen Projekts der Türkei, die Hegemonialmacht in der Region zu werden, strebt der türkische Staat die Liquidierung des revolutionären Rojava und die weitere Destabilisierung Syriens an.
Wir rufen alle demokratischen, revolutionären und solidarischen Kräfte auf der ganzen Welt auf:
1. gegen Institutionen und Profiteure des türkischen Staates zu protestieren
2. Kundgebungen und Aktionen zu organisieren, um auf die Angriffe aufmerksam zu machen und die Mittäterschaft internationaler Mächte, insbesondere die Rolle der Türkei und islamistischer Kräfte, aufzudecken
3. unsere Kanäle zu verfolgen, um über die Situation, Aufrufe und ACT!
Quelle: riseup4rojava.org/defend-rojava-against-turkish-attacks-and-jihadist-militias/
Heute, am 2. Dezember, sind folgende Solidaritätskundgebungen in der Schweiz, Österreich und Deutschland geplant:
Bienne, 18:30 Pl. de la Gare, Bahnhofsplatz Baden, 20:00
Wien, 18:00 Platz der alten Synagoge
Frankfurt, 17:00 Hauptbahnhof
Stuttgart, 18:00 Lautenschlagerstraße
Berlin, 17:00 Alexanderplatz
Hannover, 17:00 Hannover
Düsseldorf, 19:00 Hauptbahnhof
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