Schwarmverhalten, Patriarchat und Demokratiefähigkeit

Nachdem sie vor zwei Wochen über den ersten Teil der Frühlings-Demokratiekonferenz vom 24. bis 26. März berichtet hatte, schreibt Eva-Maria Gent hier über die zwei weiteren Tage.

Foto: wewe yang

Nach dem guten Eröffnungsvortrag am Freitag von Marius Krüger über «die inneren Grundlagen der Demokratie», ging es am Samstagvormittag weiter mit Gandalf Lipinski und seinem Vortrag über «Basisdemokratie zwischen Schwarmintelligenz und Leitungskompetenz».

Demokratie ist die Notwendigkeit,
sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.
Winston Churchill

Zunächst erläuterte Gandalf Lipinski den evolutionären Aufbau einer Schwarmintelligenz der Lebewesen unserer Erde. Forscher haben das Schwarmverhalten bei Insekten, Ameisen, Bienen u.a. beobachtet. Bei Fischen haben sie z.B. feststellen können, dass diese sich lediglich an zwei einfache Regeln halten: «Folge dem Fisch vor dir» und «Halte die Geschwindigkeit des Fisches neben dir».

Gesteuert wir das über die Seitennerven der Tiere, was man als eine gewisse Körperintelligenz bezeichnen könnte. Es gibt keine Führung einzelner Fische, sie folgen der Intuition, z.B. bei Gefahr.

Bei Vögeln (Zugvögel) sieht das anders aus: Es gibt eine klare Führungsspitze in ihren Pfeilformation. Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa 5% der Vögel eine gewisse Leitungskompetenz haben, die sie als Führungsteam zusammenarbeiten und sich abwechseln lässt.

Bei Säugetieren spricht man eher von Herden, Rudeln oder Horden, die in der Regel einem Leittier folgen. Dieses erwirbt seine Kompetenz durch den Sieg im Kampf mit Konkurrenten, aber zuletzt durch die Wahl der Weibchen (female choice).

Und wie sieht das bei uns Menschen aus?
Da berief sich Lipinski auf die moderne Matriarchatsforschung, die durch archäologische Funde und Erforschung der noch bestehenden Matriarchate zu der Erkenntnis gekommen ist, dass die Menschheit mindestens seit Erscheinen des Homo sapiens sapiens vor 40.000 Jahren in matrifokalen Sippen und Clans zusammengelebt habe. In Grundzügen sei diese egalitäre Sozialstruktur auch schon beim Neandertaler erkennbar gewesen, was noch weiter als 200.000 Jahre zurück liegt.

Im Mittelpunkt dieser Gesellschaftsform standen die Mütter und Kinder, die von allen anderen versorgt und beschützt wurden. 

Es herrschte eine soziale Intelligenz, in der auch wichtige Führungs- oder Leitungskompetenz vorhanden war, so dass sich die Sippen in Kreise mit Räten organisierten und mit anderen Sippen kooperierten.

Erst vor 5 bis 7´000 Jahren begannen sich, «patriarchal», hierarchisch und pyramidal aufgebaute Strukturen mehr und mehr durchzusetzen: Die Herrschaft von Menschen (vor allem Männer) über Menschen (Frauen und Sklaven/Untertanen) begann.

Wann werden wir sie überwinden? Wann werden wir wieder eine wirklich egalitäre demokratische Gesellschaft sein? Was brauchen wir dafür?

Der dritte Tag brachte uns einem zutiefst natürlichen und menschlichen Thema nahe. Christa Dregger nannte ihren Vortrag: «Warum eine erotische Kultur uns demokratiefähiger macht». Sie sagte unter anderem: Unbewusste, unerfüllte, frustrierte, tabuisierte, nicht erlaubte, überwältigende oder verunsichernde sexuelle Wünsche und Realitäten machen uns leichter manipulierbar und verführen uns leichter zu Ersatzhandlungen – wie Überkonsum, Aggression, Leistungsdruck, Prestigesucht, Macht. (den Vortrag hier anhören)

Lasst uns heute Abend um 21 Uhr mit unseren Gedanken im morphogenetischen Feld des Friedens zusammen kommen. Mit Gedanken an eine neue, demokratische und friedfertige Welt, in der jeder das Recht auf freies selbstbestimmtes Leben und freie Liebe hat und in der freies Denken erwünscht ist. Eine Welt, in der wir auch die Ansichten anderer Menschen anhören und anerkennen.

 

Eva-Maria Gent
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