Spekulanten und Glücksritter bedrohen Indios

Im brasilianischen Amazonasgebiet an der Grenze zu Peru hat die Indianerbehörde Funai eine Gruppe bisher unbekannter Indios entdeckt und fotografiert, die durch illegale Holzfäller bedroht werden.


Auf den Ende Mai vom Helikopter aus gemachten Fotos sind die für die Indianer typischen langen Gemeinschaftshäuser und rot bemalte, mit Pfeil und Bogen bewaffnete Indios zu sehen. Es handelt sich laut der Behörde um einen von vier bisher isoliert lebenden Indianerstämmen, die der expansiven Gewalt von Holzunternehmen und Viehzüchtern ausgeliefert seien. Die Urbevölkerung werde vertrieben oder ausgebeutet, obwohl die Indianerbehörde versucht, die Betroffenen so gut wie möglich zu schützen. Wo genau der fotografierte Stamm lebt, will man nicht bekannt geben, um die Zivilisation von ihm fernzuhalten.

Indios sind geflüchtet
Die Fotos hat Funai veröffentlicht, um die Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, die Indiogruppen von Spekulanten und Glücksrittern zu isolieren. Die bisherigen Massnahmen zum Schutz dieser Gruppen habe wenig gebracht, und auf der peruanischen Seite sei die Lage noch schlimmer. Mindestens zwei Indiogruppen seien bereits über die Grenze nach Brasilien geflüchtet. Zwanzig bis vierzig  bisher unbekannte Indianergruppen leben laut Funai im brasilianischen Regenwald.

15 mal weniger Urbevölkerung
Nach den Ausrottungen der vergangenen Jahrhunderte gibt es in Brasilien noch 215 Indianervölker. Ganze 325’000 von ursprünglich fünf Millionen Indianern leben heute noch in Brasilien. Sie stellen 0,16 Prozent der 167 Millionen brasilianischen Staatsbürger. Die kulturellen Übereinstimmungen zwischen den einzelnen Indianervölkern sind gross, die sprachlichen Unterschiede ebenfalls.

Wanderfeldbau
Wo die Zivilisation die ursprüngliche Lebensweise der Indianer noch nicht verändert hat, betreiben sie Wanderfeldbau. Sie sind wie Nomaden nicht sesshaft, sondern verlassen ihre Felder nach einigen Jahren, um an anderer Stelle Früchte und Maniok anzubauen, das verlassene Land wird mit der Zeit wieder zu Wald. Ihre Wirtschaftsweise, Jagen, Fischen und Sammeln von Früchten, ist der Amazonas-Umwelt angepasst und stellte über Jahrtausende eine gelungene Übereinstimmung von Mensch und Umwelt dar.

Goldsucher hinterlassen Verwüstung
Im Amazonas-Gebiet leben etwa 80 Prozent der Indianer Brasiliens. Zu den bekanntesten Völkern zählen die Yanomami, von denen knapp 10'000 in den dicht bewaldeten Bergen im Grenzgebiet zu Venezuela - meist traditionell -leben. Goldsucher und Siedler brachten Krankheiten ins Indianergebiet, denen die Indianer schutzlos ausgeliefert sind: Grippe, Tuberkulose oder Masern. Auf dem Höhepunkt des Goldbooms vor zehn Jahren waren mindestens 50’000 Goldsucher (Garimpeiros) illegal im Yanomami-Gebiet. Sie gefährden das ökologische Gleichgewicht in den Reservaten und vergiften häufig den Boden und die Flüsse mit Quecksilberrückständen, die bei der Goldgewinnung anfallen. Durch den indigenen Widerstand und vielfältige Aktionen wurde die drohende Vernichtung der Yanomami in der Weltöffentlichkeit bekannt.

Quellen:

http://www.funai.gov.br/

http://www.amazonas.de/