Was bei Büchern und Waschmaschinen funktioniert

Das Konsumverhalten soll durch «Sharing Economy» gezügelt werden. Viele dieser Angebote haben einen positiven Effekt auf die soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit. Doch nicht immer geht es ums Teilen; auch neue Geschäftsfelder haben sich dadurch eröffnet: Alles, was nicht dauerhaft genutzt wird, kann vermietet werden.

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Wer gerne liest, ist nicht selten in der Bibliothek anzutreffen. Was bei Büchern funktioniert, ist bei anderen Gegenständen noch keine Selbstverständlichkeit. Die «Sharing-Economy» dümpelt ein wenig vor sich hin, auch wenn der Ansatz des Teilens ein durchaus positiver wäre. Die Kehrseite davon: Mit «Sharing Economy» ist nicht nur das Teilen, sondern auch das Vermieten gemeint. Es handelt sich also nicht nur um eine gemeinsame Nutzung von Gegenständen, sondern es wird auch Geld damit gescheffelt.

Es macht wenig Sinn, wenn Bohrer, Hochdruckreiniger oder Leiter im Gartenschuppen vor sich hinschlummern und darauf warten, ein paar wenige Male im Jahr zum Einsatz zu kommen. Vielleicht stellt der Nachbar seine Heckenschere zur Verfügung; im Gegenzug darf sich dieser den Rasenmäher borgen. Ein Güterpool, auf den jeder innerhalb einer Gemeinschaft Zugriff hätte, wäre eine erstrebenswerte, wenn auch romantische, Umsetzung.  

So wäre beispielsweise das «Carsharing» sinnvoll. So bleibt ein Fahrzeug nicht ungenutzt in der Garage stehen und könnte auch von anderen im Wohnquartier gefahren werden. Als Gegenleistung macht der Nutzer auch gleich ein paar Besorgungen für den Fahrzeughalter. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Einmal abgesehen davon, dass vor allem ein Auto ein Statussymbol ist, wäre diese Art des Teilens sinnvoll. Fakt ist, dass der Mensch dazu tendiert, mehr zu kaufen, als er im Grunde braucht. Das Mountainbike oder die neue Brotbackmaschine gerät nach der Anfangseuphorie in Vergessenheit. 

In Wohnüberbauungen funktioniert die «Sharing-Economy» mit der gemeinsamen Nutzung von Waschmaschinen seit Jahren; zwar nicht immer ganz friedvoll, aber das ist eine andere Geschichte. Auch Ludotheken haben sich bewährt; der Keller oder Dachboden bleibt frei von ausgedientem Spielzeug.

Wird der Gebrauch von Gerätschaften mit einer monetären Gegenleistung verbunden, ist dies nichts anderes als eine Vermietung im klassischen Sinn; ein weiterer Geschäftszweig also. Die Kunden zahlen Miete, um das E-Trotti, das Fahrrad oder das Auto von Mobility zu fahren. Auch die Vermietung der eigenen vier Wände feiert Erfolg. Bei AirBnB wird aber nicht immer die Privatwohnung zur Verfügung gestellt; dahinter steckt oft ein Geschäftsmodell. Ebenso fallen Coworking Räumlichkeiten in diese Kategorie. Eine echte Alternative für Kleinunternehmer. 

Sharing steht als Kontrast zur Wegwerfgesellschaft. Eigentlich hätte diese Form des Konsums Applaus verdient. Spätestens seit Klaus Schwab visioniert: «Du wirst nichts besitzen und du wirst glücklich sein», bedarf ein Geschäftsmodell, das uns von Dienstleistern abhängig macht, ein wachsames Auge. Auch wenn das Argument der Nachhaltigkeit bestechend ist. Ein Teilen, das ohne monetären Ausgleich auskommt, wäre hingegen Musik in den Ohren; wenn auch erst im Kleinen. Ein realistischer Ansatz wäre hierfür die regionale und lokale Vernetzung.