Die Demokratie-App bietet ein Umfragetool zu aktuellen Themen an: Anders als im Wahl-o-Mat, den Kritiker wegen seiner Frageauswahl als manipulativ erachten, wird hier nicht die Nähe zu einer wählbaren Partei ergründet, sondern unser politischer Wille in sehr vielen Parteifragen.

Schon 28.000 Menschen sollen ihren Willen hier eingegeben haben. Ziel ist es, einige 100.000 zum Mitmachen zu bewegen - nach Ansicht des Initiators Markus Bönig sollte das eine unmittelbare Grundlage für das nächste Regierungsprogramm sein. Markus Bönig hat schon bei den Rundfunkgebühren (Rundfunkalarm und Beitragsstopper ) und bei den Corona-Massnahmen (Test-Express, Liberations-Express und auch Maskenfrei.Express) Demokratie-Tools angeboten. Ihm geht es «nicht darum, bloss eine Partei zu wählen, sondern darum, unseren Willen transparent und unübersehbar zu machen.»

Ich fand es hilfreich, die 58 Fragen einmal durchzugehen, um zu sehen, wie ich im einzelnen Fall denke und entscheiden würde - und ohne den Frust, dass es keine Partei geben wird, die meine Ansichten vertritt. Es hat auf jeden Fall mehr Spass gemacht als das Kreuzchen vom kommenden Sonntag.

Da die Umfrageergebnisse sich aber doch unterscheiden von denen anderer Institute, fragte ich Markus Bönig, wie er die Repräsentativität der Ergebnisse gewährleistet - und nicht nur diejenigen überhaupt mitmachen, die ohnehin schon kritisch eingestellt sind. Er antwortete: 

Die Repräsentativität ist ein statistisches Märchen. Alle Forschungsinstitute streben so etwas an, erreichen es aber letztlich auch nie. Wir haben nur eine Möglichkeit, diesem Ideal halbwegs nahe zu kommen, indem wir sehr viele Menschen dazu bringen, abzustimmen. 
Mit zunehmender Stimmenzahl werde individuelle Unterschiede immer unbedeutender und das Gesamtbild entspricht immer stärker der gesamten Bevölkerung. Bis es so weit ist, müssen wir mit den kritischen Menschen starten, die uns schon kennen. 
Jeder „kritische" Mensch kennt aber auch hunderte Unkritische und kann sie durch sein Vorbild begeistern. Wer will ernsthaft etwas gegen direkte Demokratie sagen?