Zweifel am Bericht zur Strahlenbelastung
Der Verein Schutz vor Strahlung kommt zu anderen Ergebnissen bei der Messung nichtionisierender Strahlung als das Bundesamt für Umwelt.
Zum zweiten Mal in Folge veröffentlichte das Bundesamt für Umwelt Zahlen über die Strahlenbelastung durch nichtionisierende Strahlung in der Schweiz. Doch der Verein Schutz vor Strahlung ist skeptisch: Zahlreiche Messergebnisse sollen stark von ihren eigenen und auch anderen offiziellen Abnahmemessungen abweichen.
Obwohl viele Bürger andere Messorte vorschlugen, wurde wieder einmal vor allem an schwach belasteten Orten gemessen. «In vielen Schulzimmern, Bibliotheken, Zügen, Wohnungen neben Mobilfunkantennen und Restaurants ist die Strahlung aus unserer Erfahrung teilweise um ein vielfaches stärker als vom Projektkonsortium SwissNIS gemessen», gibt der Verein in einer Mitteilung bekannt. Von besonders sensiblen Orten wie z.B. von Spitälern liegen gar keine Messergebnisse vor.
In der Schweiz werden rund 22'000 Mobilfunkantennen betrieben, davon sind zwei Drittel Indoor- oder Tunnel-Anlagen. Also belasten rund 7'500 Mobilfunkanlagen und nochmals mehrere hundert Radiosender mehrere tausend Antennenanwohner aus nächster Nähe. Messungen werden nicht nur vom Projektkonsortium SwissNIS, sondern auch von akkreditierten Firmen vorgenommen.
Von diesen Firmen liegen offizielle Messberichte von Orten direkt neben Antennen vor. Darin werde deutlich, so der Verein: In Wohnungen rund um die beurteilte Antenne – noch bevor diese nicht stark ausgelastet ist – werden die Anlagegrenzwerte bereits fast erreicht. Sämtliche Werte liegen bei oder über 4 V/m.
Im NIS-Monitoring sind in einigen Restaurants und an anderen Orten sogar Feldstärken von über 6 V/m aufgetreten. Im Bericht sind jedoch nur Messungen in Wohnungen mit Werten um 0.16 V/m zu finden. «Diese bilden nicht die ganze Realität ab», fasst Rebekka Meier, Sprecherin des Vereins zusammen. Auch die Messergebnisse in Schulen seien deutlich tiefer ausgefallen, als eigene Messungen des Vereins Schutz vor Strahlung zeigen. «Ganz offensichtlich wurden die Schulen besucht, wenn praktisch keine Tablets und Laptops in Betrieb waren.»
Ein Auszug aus einem Messbericht im Auftrag von Schutz vor Strahlung zeigt die Belastung in einer Fabrik: Allein die Schnurlostelefonanlage (DECT) führt an einem durchschnittlichen belasteten Arbeitsplatz zu 2.5 V/m, hinzu kommen an diesem Ort die weiteren Belastungen durch Mobilfunk, WLAN und Polizeifunk (Polycom).
Das NIS-Monitoring ist ein wichtiger Schritt zur Erfassung der Strahlung und der Belastung der Bevölkerung in der Schweiz. Meier: «Aus unserer Sicht stimmen nur einige Messungen mit offiziellen Abnahmemessungen und mit jenen des Vereins Schutz vor Strahlung und überein.» Viele Ergebnisse seien dagegen realitätsfremd und stellten die Beurteilung als Ganzes in Frage.
Der Verein mahnt, dass die Strahlung in der Schweiz zurzeit für viele Menschen deutlich zu hoch sei: «Bereis vor 5G fühlten sich gemäss Bundesamt für Statistik 23 % der Bevölkerung durch Strahlung gestört, Tendenz stark steigend.»
Der Verein Schutz vor Strahlung fordert die Veröffentlichung der exakten Messrouten und Messorte, damit die Ergebnisse nachvollzogen werden können. Und er prüft, ein eigenes Monitoring aufzubauen, um insbesondere die Strahlenbelastung durch 5G festhalten zu können.
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