Lachgasleck in Visp bleibt jahrelang ohne Konsequenzen

Eine Fabrik des Chemiekonzerns Lonza stösst über Jahrzehnte hinweg tonnenweise klimaschädliches Lachgas aus. Die Initiative «Klimastreik» zeigt sich empört über die Rolle der Lonza und der Umweltbehörden. Deswegen hat sie eine Petition gestartet, die bis jetzt über 10'000 Unterschriften zählt. Ausserdem startete kürzlich ein sogenannter «Mail Storm». Weitere Schritte sind angekündigt, falls keine Taten folgen sollten.

Idylle mit Lachgasemission - das Visptal ©Rene.Kernen / (CC BY-SA 3.0)

Eine einzige Fabrik verursacht 1 Prozent der Schweizer Treibhausgasemissionen. So viel, wie die ganze Stadt Luzern. Man würde meinen, es käme sofort eine Reaktion, es würde alles gemacht, um die Emissionen zu stoppen. Doch nichts passiert. Jahrelang.

Eigentlich gäbe es eine einfache Lösung für das Problem: einen Katalysator, der 98 Prozent der Emissionen verhindern würde. Doch da Lachgas in den Umweltverordnungen aus den 1980er Jahren nicht reguliert wird, ist Lonza nicht zum Einbau des Katalysators verpflichtet.

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) liess sich ausserdem bei den Verhandlungen mit Lonza drei Jahre Zeit. Das Ergebnis: Lonza muss den Katalysator bis spätestens Ende 2021 einbauen und bekommt dafür Gratis-Emissionsrechte vom Bund.

«Die Rolle des BAFU finde ich völlig unverständlich. Anstatt den Klimanotstand anzuerkennen und entschlossen zu handeln, verschleppte das BAFU den Fall jahrelang. Die veralteten Umweltverordnungen aus den 1980ern, die diesen Skandal erst möglich gemacht haben, müssen schleunigst überarbeitet werden», sagt Alexandre Copertino aus Collombey.

Nach der Petition, die schon über 10'000 Unterschriften erreicht hat, sind von «Klimastreik» weitere Schritte in Planung. Dafür wird auch mit Arbeiter*innen von Lonza Kontakt aufgenommen werden. In die gleiche Kerbe schlägt der «Strike for Future», das nächste grosse Projekt des «Klimastreiks». Dabei werden lokale Klimagruppen gegründet, andere Bewegungen einbezogen und mit ökonomischen Streiks noch mehr Druck erzeugt. Kürzlich startete ausserdem ein sogenannter «Mail Storm», bei dem viele einzelne Mails an Lonza geschickt werden. Damit soll Druck erzeugt werden, um den Einbau des Katalysators zu erreichen.