Nachbarschaftshilfe wird zu wenig nachgefragt
Viele betagte und alleinstehende Menschen trauen sich trotz des grossen Angebotes nicht, Hilfe anzunehmen. Gerade in kleinen ländlichen Gemeinden, wo noch jeder jeden kennt. Die Angst vor einer Ansteckung durch das Coronavirus erschwert die Situation zusätzlich.
Einkaufen, Medikamente besorgen, mit dem Hund Gassi gehen, Möbel verschieben oder einen tropfenden Wasserhahn reparieren – alles Fälle für freiwillige HelferInnen der regional organisierten Nachbarschaftshilfe. Sie führt engagierte Frauen und Männer mit Hilfe suchenden NachbarInnen zusammen.
Gegenseitige Hilfe ist die Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben in einer sozialen Gemeinschaft, gerade in Krisenzeiten wie jetzt. Die Nachbarschaftshilfen sind an fast jedem Ort der Schweiz als selbstständige, politisch und konfessionell neutrale Vereine organisiert. Doch wegen Schamgefühlen und der Angst vor einer Ansteckung werde das Angebot zu wenig genutzt.
So auch im Zürcher Oberland, wo Ursula Rickli, die Koordinatorin des Vereins «mitenand-fürenand» für die Gemeinden Russikon und Fehraltorf zuständig ist. Sie sagt gegenüber Zeitpunkt: «Viele betagte Menschen, die zur Risikogruppe gehören, haben Angst vor Ansteckung durch das Coronavirus, obwohl all unsere HelferInnen die Vorsichtsmassnahmen kennen.»
Freiwillige habe es in den zwei Gemeinden mit 36 engagierten Frauen und Männern genug, doch viele betagte und alleinstehende Menschen würden sich scheuen, Unterstützung anzunehmen, gerade in der kleinen Gemeinde Russikon, wo sich die meisten persönlich kennen. Fehraltorf sei grösser und anonymer, deshalb gebe es dort auch mehr Anfragen, erklärt Rickli, die im Durchschnitt einen Einsatz pro Tag koordiniert.
«Es ist ein Projekt für einen Besuchsdienst im Aufbau, wo auch regelmässige Dienste wie Kochen, Putzen und Unterstützung bei Schreibarbeiten angeboten werden.» Die Nachbarschaftshilfe am Wohnort findet man per Anfrage bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung, aber auch im Internet. Es bleibt zu hoffen, dass sich betagte Menschen wieder trauen, die nötige Unterstützung anzunehmen. Auch – und besonders – in Coronazeiten, wo die Vereinsamung und Isolation zunimmt.
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