Hat China die Pandemie mit traditioneller Medizin besiegt?
Mit 3.54 Coronatoten auf eine Million Einwohner hat China die Pandemie ausserordentlich gut gemeistert. Der Grund liegt nicht in den Lockdown-Massnahmen, sondern in traditionellen Kräuter-Rezepten, sagen zwei Therapeuten der traditionellen chinesischen Medizin in einem Buch.
Mit 4955 coronabedingten Todesfällen oder 3,54 pro Million Einwohner ist China vermutlich das Land, das die Pandemie am besten gemeistert hat. Deutschland zum Beispiel hat 300 mal mehr Corona-Todesfälle zu beklagen (Statista). Das kann nicht nur an der Zählweise oder der Testhäufigkeit liegen.
Nur der harte Lockdown kann die Pandemie unter Kontrolle bringen. Diese Doktrin wurde auf Empfehlung der WHO als Standard im Umgang mit der Pandemie weltweit verfolgt. Es sind Massnahmen, wie sie nur in einem kommunistischen Land möglich sind. In demokratischen Staaten müssen dazu die verfassungsmässigen Grundrechte ausser Kraft gesetzt werden, mit erheblichen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Schäden.
Es war aber nicht der Lockdown, der die Pandemie in China unter Kontrolle bracht, sondern die traditionelle chinesische Medizin (TCM). Dies zeigen zwei in Deutschland lebende chinesische TCM-Ärzte, Herr Zening Wang und Frau Qi Zuo in ihrem Buch «Traditionelle Chinesische Medizin – Chinas erfolgreicher Weg raus aus der Covid-19-Krise». Sie haben Chinas Kampf gegen das Virus von Beginn an verfolgt und Kolleginnen und Kollegen in China unterstützt.
In ihrem Buch beschreiben sie, wie die offiziellen «Richtlinien zur Bekämpfung von Covid-19» der chinesischen Regierung zwischen dem 15. Januar und dem 3. März 2020 sieben mal abgeändert wurden und immer mehr Methoden der TCM empfahlen. Wurden sie anfangs nur bei leichten Fällen empfohlen, wurde angesichts der besorgniserregenden Entwicklung die TCM-Behandlung in den Richtlinien auch auf Fälle mit schwerem Verlauf ausgedehnt.
«Mit höchster Dringlichkeit wurde am 6. Februar 2020 eine Anweisung von Seiten der Regierung veröffentlicht», schreiben Wang und Zuo. «Nun wurde ein wichtiges Rezept, verfasst von der zentralen Gesundheitskommission, veröffentlicht, im ganzen Land vorgestellt und vor der chinaweiten Einführung in vier Provinzen … einem Test unterzogen.»
Bei dem Rezept handelte es sich um «Qing Fei Pai Du Tang», basierend auf vier 1800 Jahre alten Rezepten des bedeutenden TCM-Arztes Zhang Zhongjing aus der Han-Dynastie.
Am 18. Februar wurde das Rezept in die offiziellen Richtlinien aufgenommen und in der siebten und letzten Richtlinie von Anfang März zur einzigen Behandlungsmethode erhoben, die für alle Stadien bis zum schweren Verlauf empfohlen wurde.
Bis zum 12. April wurden weitere Tests mit «Qing Fei Pai Du Tang» an 1262 stationär behandelten Patienten aus zehn Provinzen durchgeführt. Nach Angaben von Wang und Zuo gab es keinen einzigen Patienten, dessen Zustand sich nicht verbesserte.
Ab Mitte Februar wurden auch Spezialisten der Akupunktur und der Moxibustion (Wärmetherapie) beigezogen und in den Krankenhäusern der Hotspots eingesetzt. Während China offiziell eine schulmedizinisch angepasste Version der TCM unterstützt und an den Universitäten lehrt, wurden auch klassische TCM-Therapeuten hinzugezogen, die auf der Basis von überlieferten Methoden arbeiten und offiziell nicht zugelassen sind. Das erfolgreichste Rezept – «Qing Fei Pai Du Tang» – stammt beispielsweise von einem solchen Therapeuten.
Die Überlegenheit der TCM-Behandlung war eindeutig: Gemäss einer Studie des TCM-Arztes Zeng Haiji mit jeweils 320 Patienten, starb kein einziger TCM-Patient, während die Letalität bei den schulmedizinisch Behandelten bei 35,5 Prozent lag. Bei den TCM-Patienten betrug die Behandlungsdauer durchschnittlich sieben Tage, die Kosten lagen bei 100 Euro. Die schulmedizinische Behandlung der Patienten dauerte 20 Tage und mehr und verursachte Kosten von 50’000 Euro.
Der Erfolg der TCM im Kampf gegen die Pandemie wurde von der chinesischen Regierung allerdings kleingeredet. Von den vier Ärzten, die am 8. September in der «Grossen Halle des Volkes» in Peking für ihre Verdienste während der Pandemie geehrt wurden, war kein einziger ein TCM-Spezialist.
Auch in China bestimmen kommerzielle Interessen den Gang der Dinge. Während die Regierung im Juli im Hinblick auf eine zweite Welle eine gross angelegte Serienproduktion von «Qing Fei Pai Du Tang» in Auftrag gab, produzierte der Pharmakonzern «Yiling Pharmaceutical Co.» das wesentlich weniger wirksame neuere TCM-Produkt «Lian Hua Qing Wen» und verkaufte es mit grossem Erfolg an Auslandchinesen.
Die Behinderung der TCM-Methoden und Präparate geht weit. Zwei Heilkräuter des Rezeptes von «Qing Fei Pai Du Tang» – Ma Huang und Fu Zu – dürfen beispielsweise in Deutschland nicht verwendet werden. In China wird die TCM nur als ergänzende Therapie behandelt. Traditionelle Therapeuten müssen in ungeregelten Verhältnissen arbeiten. Nach Ansicht von Wang und Zuo ist das Niveau der TCM in den USA deshalb bereits höher als in China.
Zening Wang und Qi Zuo verstehen Covid-19 als Störung des Energieflusses, der in der TCM eine entscheidende Rolle spielt. Der Winter 2019/2020 war in Wuhan warm, was die Entstehung von Erregern und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten begünstigte. Sie gehen in ihrem Buch auch auf die mehrtausendjährige Geschichte der TCM und ihrer wichtigsten Exponenten ein.
Die Angaben der beiden Autoren sind mit Quellen belegt, die allerdings nur mit Mandarin-Kenntnissen überprüft werden können. Trotzdem: Ihre Darstellung ist glaubhaft, macht Hoffnung und sollte natürlich von den Behörden ernst genommen werden, wenn sie wirklich an der Gesundheit der Bevölkerung und einer wirksamen Bekämpfung der Pandemie interessiert sind. Christoph Pfluger
Zening Wang und Qi Zuo: Traditionelle Chinesische Medizin TCM - Chinas erfolgreicher Weg raus aus der Covid-19-Krise. Vogelperspektive, 2020. 120 S. Fr. 22.–/€ 19.95. ISBN: 9783946302483.
Bestellung beim Verlag: http://verlag.vogelperspektive.gmbh/bestellung/
Rezension: lovely books
Website der Autoren: https://duesseldorf-tcm.com/unsere-publikation.html
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Christoph Pfluger
Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".
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