Geschlechtsänderung bereits in der Pubertät?
Ist ein Teenager reif genug, um sein Geschlecht offiziell zu ändern? Die Schweiz macht's möglich; Deutschland steht kurz davor. Wäre die Volljährigkeit nicht die sinnvollere Altersgrenze, um eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen?
In der Schweiz kann seit Anfang dieses Jahres ohne grosse Bürokratie die Änderung des Geschlechts ab 16 Jahren eingetragen werden. Jugendliche unterhalb dieser Altersgrenze benötigen die Zustimmung ihrer Eltern.
Die vom Parlament am 18. Dezember 2020 verabschiedete Gesetzesänderung ermöglicht es betroffenen Menschen, ihr eingetragenes Geschlecht und ihren Vornamen mittels Erklärung gegenüber dem Zivilstandsamt rasch zu ändern. Dies gilt für alle Menschen, die sich mit dem im Personenstandsregister eingetragenen Geschlecht nicht identifizieren.
Aktuell werden auch in Deutschland die ersten Eckpunkte des Selbstbestimmungsgesetzes vorgestellt. Die Änderung der Geschlechtsangabe erfolgt voraussichtlich durch einen einfachen Gang zum Standesamt. Und das bereits ab 14 Jahren.
Doch ist ein Mensch, der noch mitten in der Pubertät steckt, überhaupt fähig, einen solch lebensweisenden Entscheid zu fällen? Wäre es nicht angebracht, die Volljährigkeit als Mindestalter festzulegen? Gerade in der Pubertät machen Heranwachsende verschiedene Phasen durch, und befinden sich oftmals in einer Identitätskrise. Mangelnde Selbstliebe und die Angst, nicht dazuzugehören, sind vordringliche Themen junger Menschen.
Zudem ist die Pubertät eine Zeit, in der vieles ausprobiert wird, was nicht selten auf Irrwege führt; eine normale Entwicklungsphase im Erwachsenwerden. Gerade dieser Lebensabschnitt wäre ein äusserst schlechter Zeitpunkt für eine Geschlechtsanpassung; die Jugendlichen müssen erst noch ihren Platz im Leben finden. Womöglich laufen sie Gefahr, die falsche Entscheidung zu treffen. Kann die Frage der Geschlechtszugehörigkeit in diesem Alter schon abschliessend beantwortet werden?
In der Pubertät festigt sich das Geschlecht erst. In einigen Fällen stellt sich nach einer Abklärung heraus, dass die Jugendlichen in einer pubertären Krise stecken. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk warnt der Münchner Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte davor, dass in den sozialen Medien über Geschlechtsumwandlungen zu euphorisch berichtet werde. Jugendliche würden sich an ihren Vorbildern orientieren in der illusionären Erwartung, dass sich mit dem Geschlechtswechsel all ihre Probleme in Luft auflösen.
Das Recht auf Selbstbestimmung ist selbstverständlich zu befürworten, doch müsste die Altersgrenze nochmals überprüft werden. Schliesslich ist die Geschlechtsänderung ein folgenschwerer Entscheid, und nicht mit dem rebellischen Akt zu vergleichen, sich heimlich ein Tattoo stechen zu lassen.
von:
Kommentare
Wo ist die Grenze?
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können