Quidata, der Supermarché von Natitingou

Aus der Serie «Natitingou – Aus dem Afrika-Tagebuch eines Toubab». Folge 3.

Etwa so gross wie eine Schweizer Doppelgarage. Regale dicht an dicht mit all den Herrlichkeiten der «Blancs»: Chips, Jogurt, Glacé, Trauben aus Südafrika, Hunde- und Katzenfutter, Zahnbürsten und -pasta, Crackers, holländische Kartoffeln, Schoggi-Biskuits aus Belgien und Wein: rosé, rot, weiss, fast alles süss. Zum Glück für mich nur fast.

Draussen ein enges Metallkäfig mit zwei mageren bellenden Hunden. Drinnen eine junge, knochendürre Katze, an der langen Leine herumschleichend. Ich – der typische Weisse – frage nach dem Warum dieser Tierquälerei. «Ah … », wird mir bedeutet, « … c'est compliqué.» Es gäbe da magische Kräfte.

Ich verkehre seit über 30 Jahren hier und mache mir mit den Jahrzehnten folgenden Reim daraus. Eine völlig unwissenschaftliche, sozio-ethno-anthropologische Interpretation, sträflich subjektiv, die garantiert bei jedem Peer-Review durchfallen würde.

Die eingesperrten Hunde: Sie bellen nachts, wenn der Voleur naht, und wecken den Nachtwächter. Die Katze schleicht von spät bis früh frei um die Regale und fängt die Mäuse, welche noch so gerne eine «Langue de chat», Marke «Princesse» kosten möchten.

Quidata ist da. Seit der Unabhängigkeit. Der einzige Laden im Umkreis von 100 Kilometern, der echte französische Butter und extra-jungfräuliches Öl führt. Das Geschäft läuft, obwohl die durchschnittliche Kaufkraft zehnmal kleiner ist als in der Schweiz. Im Städtchen und im Busch gibt es offenbar genug Nonnen, Aussteiger, Volontärinnen, Entwicklungsfachkräfte und Ministersöhnchen, denen eine Baguette ohne Beurre nur in der allergrössten Not schmeckt. Ich bin auch so einer.